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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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weitere zutage, die
Daily News
und die
New York Post
. Diese Ausgaben waren schon Anfang der Woche erschienen, und in beiden war wieder jeweils ein Artikel angestrichen. Als Erstes fielen mir die Überschriften ins Auge:
Mysteriöser Todesfall aufgeklärt,
hieß es in der
Times
;
Bestie lauert Dealer auf
in der
Daily News
und
Verbrecher fürchtet Fledermaus
in der
Post
.
    »Du solltest das lesen«, sagte Mar-Mar mit plötzlich zorniger Stimme. »Ich weiß es zwar nicht mit Sicherheit« –
ja ja, schon klar,
dachte ich –, »aber ich glaube, dass dein Darius beschlossen hat, zu einem Vampirrächer zu werden und Selbstjustiz zu üben.«
    Ich überflog die Artikel mit klopfendem Herzen. Vielleicht hatte Darius
das
gemeint, als er sagte, er habe »etwas begonnen«. Aber selbst wenn es so wäre, würde ich Mar-Mar meinen Verdacht nicht mitteilen. »Weder berichten die Artikel von jemandem, der an zu großem Blutverlust gestorben ist, noch hatte jemand Bissspuren am Hals«, widersprach ich.
    »Ich bitte dich, Liebes, Darius war ein professioneller Killer! Er arbeitet mit Sicherheit sehr sorgfältig und wird niemanden beißen – oder zumindest wird in diesen Artikeln nichts darüber erwähnt. Der Drogendealer, um den es in der
Times
geht, scheint vor Angst gestorben zu sein. Seine Begleiter standen unter Schock und brabbelten etwas von einer riesigen Fledermaus. Ähnliches wird auch in den beiden anderen Artikeln berichtet. Für mich klingt das ganz nach einem Vampir, der die Regeln nicht kennt – oder den die Regeln nicht interessieren.«
    »Es gibt überhaupt keinen Grund, warum Darius etwas damit zu tun haben sollte«, entgegnete ich störrisch.
    »Oh doch, den gibt es, Daphne Urban, und das weißt du ganz genau.« Mar-Mar stemmte die Hände in die Hüften und fuhr mit schneidender Stimme fort: »Du weißt ganz genau, dass wir Vampire uns große Mühe geben, unauffällig zu bleiben. Wir sind im Mittelalter schon genug vom fackeltragenden Pöbel verfolgt worden. Heutzutage sind wir für die meisten Menschen nur noch eine Legende. Die Kirche beschäftigt zwar überall auf der Welt Vampirjäger, doch das sind verglichen mit uns nicht sonderlich viele. Wenn ganz normale Bürger behaupten, dass es uns Vampire tatsächlich gibt, werden sie für verrückt erklärt.« Sie hielt inne und sagte mit einer Stimme, die Nägel in eine Wand hätte schlagen können: »Es ist ungeheuer wichtig, dass das so bleibt. Für uns alle. Und für Darius wäre es ebenfalls besser, wenn diese öffentlichen Auftritte sofort aufhören.«
    Ich konnte kaum ertragen, ihre Worte zu hören, geschweige denn, sie dabei anzusehen. Mein Herz wurde schwer. »Ja, Ma, du hast recht. Aber ich habe wirklich keine Ahnung, ob Darius etwas damit zu tun hat.«
    »Dann finde es heraus. Rede mit ihm.«
    »Ich weiß nicht, ob ich ihn noch einmal wiedersehen werde«, erwiderte ich traurig.
    »Ach du lieber Himmel, Daphne, jetzt hör auf, solch ein Theater zu machen. Der Mann ist besessen von dir. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum du ihn nicht mehr wiedersehen solltest. Du musst ihn aufhalten, Daphne, sonst …«
    »Sonst was?«, fragte ich besorgt.
    »Sonst wird er eliminiert«, sagte sie in einem Ton, als teilte sie mir mit, sie habe Kakerlaken in der Küche und müsse den Kammerjäger anrufen.
    »Niemals!«, schoss es aus mir heraus. »Das würdest du mir niemals antun.«
    »Nein. Aber andere aus unserer Gemeinschaft würden es tun. Denen sind deine Gefühle nämlich vollkommen egal. Im Gegensatz zu mir«, sagte sie, und jedes ihrer Worte schmerzte mich wie der Schnitt von einem Rasiermesser. Jetzt sprach die wahre Mar-Mar: eine Frau, die sich nur wenigen außer mir offenbarte. Die echte Mar-Mar war eine skrupellose Herzkönigin wie bei Alice im Wunderland, die ihre Macht ohne Rücksicht auf Verluste ausspielte. Auch jetzt fuhr sie ungerührt fort, über Leben und Tod zu kommandieren. »Deswegen warne ich dich jetzt. Sprich mit Darius und halte ihn auf, bevor es zu spät ist.«
    Mein Herz schlug wie wild. Ich glaubte kaum, dass Darius auf mich hören würde. Und falls doch, würde er sich niemals so sehr einschüchtern lassen, um das aufzugeben, was auch immer er begonnen hatte. Keine gute Ausgangssituation. Ganz egal, von welcher Seite ich die Sache betrachtete, sie brachte nur Ärger für jeden mit sich. »Wenn er es ist, dann halte ich ihn auf«, sagte ich. Ich glaubte mir zwar selbst kein Wort, aber vielleicht konnte ich so ein wenig Zeit gewinnen, bis

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