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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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wir vielleicht etwas in der Hand, um einen Durchsuchungsbeschluss zu bekommen. Trotzdem fühlte ich mich zugleich furchtbar traurig. Schon wieder war ein Mädchen gestorben. Und Fitz dealte nicht nur mit Drogen, sondern hatte nun auch Beihilfe zum Mord geleistet.
     
    Als ich das Haupthaus erreichte, ließ ich mich langsam sinken und versuchte, meinen massigen Körper in den Schatten der aufgereihten schwarzen Limousinen zu verbergen. Dann lief ich geduckt in die Garage und verwandelte mich mit einem leisen Knistern zurück in meine menschliche Gestalt. Ich fühlte mich so kraft- und energielos wie eine Stoffpuppe, zog mechanisch mein Kleid und meine Schuhe an und eilte zurück ins Haus. Einige Gäste saßen noch plaudernd auf den gepolsterten Stühlen, doch der Großteil war bereits gegangen. Meine Mutter konnte ich nirgendwo entdecken, und da es schon beinahe Mitternacht war, holte ich meinen Nerz aus der Garderobe und lief durch die Eingangstür nach draußen. Ich hörte, wie der Helikopter bereits die Rotoren startete.
Verdammt!
Ich musste ihn erreichen, bevor er abhob. Ich sprang in einen Golfwagen, manövrierte ihn auf den mit weißem Frost überzogenen Rasen und fuhr wild hupend auf den Helikopter zu.
    Der Pilot hatte mich offenbar gesehen, denn er hielt die wirbelnden Rotoren an. Ich kam schlingernd vor dem Helikopter zum Stehen, sprang aus dem Wagen und rannte auf den Bell Ranger zu. Die Türen schwangen auf. Im Innern saß Rodriguez.
    »Sie hätten beinahe den Flug verpasst«, begrüßte er mich mit öliger Stimme.
    »Ich war im Kinosaal und muss wohl eingeschlafen sein«, erwiderte ich.
    Ich schnallte den Sicherheitsgurt an, und der Helikopter hob ab. Mir war es äußerst unangenehm, so nahe neben Rodriguez zu sitzen. Er schien negative Energie zu verströmen wie radioaktives Material.
    »Hatten Sie einen angenehmen Abend?«, fragte er.
    »Am Anfang schon«, erwiderte ich. »Aber dann ist mein Begleiter verschwunden. Haben Sie eine Ahnung, was mit St. Julien passiert ist?«, fragte ich mit unschuldiger Stimme.
    »Nein«, antwortete Rodriguez. »Da kann ich Ihnen leider nicht helfen.« Dann wandte er sich ab und sah hinaus in die Dunkelheit.
    Der Flug nach Manhattan verging in unangenehmem Schweigen. Das Adrenalin verschwand langsam aus meinem Körper, und mich überfiel eine bleierne Müdigkeit. Doch neben Rodriguez wollte ich auf gar keinen Fall einschlafen. Er war viel zu gefährlich, als dass ich in seiner Gegenwart die Augen hätte schließen können.
    Eine Weile später landeten wir auf dem Landeplatz in der zwölften Straße. Rodriguez stieg als Erster aus und ging auf ein wartendes Auto zu. Er sah sich nicht um und bot mir auch nicht an, mich mitzunehmen.
    Das Taxi erreichte mein Apartmentgebäude kurz nach drei Uhr nachts. Ich beschloss, einen Bericht zu schreiben, mit Jade Gassi zu gehen und mich dann in meinen Sarg zurückzuziehen. In Gedanken versunken und erschöpft von den Ereignissen des Abends, achtete ich nicht auf die Schatten. Das Taxi fuhr davon, und ich machte vielleicht drei Schritte auf den Eingang zu, als ich aus den Augenwinkeln eine verschwommene Bewegung bemerkte. Ich wandte mich um und sah eine geschmeidige, dunkle Gestalt auf mich zukommen, einen spitzen Pflock in ihrer schmalen Faust, bereit zuzustoßen. Ja, in
ihrer
Faust. Obwohl eine Skimaske das Gesicht der Angreiferin verbarg, wusste ich sofort, dass es sich um eine Frau handelte. Als sie mich fast erreicht hatte, riss sie den Pflock nach oben. Ich trat verzweifelt gegen ihren Arm, versetzte ihr mit meinen Riemchenschuhen aber nur einen leichten Stoß. Immerhin reichte es, dass sie ihr Ziel verfehlte. Der Pflock fuhr durch den Ärmel meines Mantels und bohrte sich in meinen Oberarm. Sofort spürte ich einen heißen, brennenden Schmerz. Zehn Zentimeter weiter rechts, und sie hätte mein Herz getroffen.
    Mein linker Arm wurde taub und nutzlos, doch mit der rechten Hand griff ich nach der Skimaske und schleuderte die Frau gegen die Mauer des Hauses. Sie prallte mit einem dumpfen Knall dagegen, wirbelte aber sofort wieder herum, verlagerte das Gewicht und holte zu einem heftigen Tritt aus. Ihre stahlverstärkten Stiefel schnellten auf mich zu, doch ich duckte mich unter ihnen hinweg und packte mit meiner gesunden Hand ihren Waffenarm, zog sie nach hinten und warf sie zu Boden. Dann drückte ich mein Knie auf ihren Oberkörper. Sie kämpfte wie eine Wildkatze, versuchte, mich zu beißen, wo immer sie mich erreichen konnte, und

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