Traumfrau mit Geheimnis
sauber blieb in zwei Jahren mit Eddie.“
Deans Stimmung verdüsterte sich. „Sie hat sich geändert …“
„Menschen ändern sich nicht“, erwiderte Alan etwas ruhiger. „Das weißt du selbst genauso gut wie ich. Reva Macklin war ziemlich lange mit Eddie Pinchon zusammen. Sie ist die Mutter seines Kindes. Wenn er hierher kommt, wird sie ihn aufnehmen, ihm Essen kochen und das Bett mit ihm teilen, ohne groß darüber nachzudenken. Sie wird zum zweiten Mal auf seine hübsche Visage reinfallen, und ihn vor allem und jedem beschützen. Sie wird ihn vor uns verstecken, sich zwischen uns und Pinchon stellen und ganz auf seiner Seite sein.“
Es fiel Dean schwer, das zu glauben, aber andererseits hatte er genau dieses Szenario schon allzu oft gesehen.
„Du denkst im Moment mit deinem besten Stück, Kumpel“, sagte Alan tröstend. „Mach dir nichts draus, das geht uns allen mal so.“
Alan meinte es nicht böse. Er war ein Freund und hatte selbst ein paar Krisen durchgestanden. Und natürlich war er es nicht gewöhnt, dass Dean Sinclair seinen Job nicht mehr ernst nahm.
Dean machte nie Fehler, setzte Gefühl nie über den Verstand und verfiel nicht plötzlich einer Frau, nur weil sie nach Erdbeeren duftete. Sein ganzes Leben lang dachte er gründlich nach, bevor er handelte, wägte im Geist die Vor- und Nachteile ab, wenn eine wichtige Entscheidung anstand. Und er dachte nie mit seinem besten Stück.
„Hör zu“, fuhr Alan ruhig fort. „Ich weiß, wie du dich fühlst. Patsy hat dich vor über drei Monaten verlassen, und du brauchst einfach ein bisschen Zuwendung. Warum fährst du nicht nach Nashville rüber und machst dir einen netten Abend? Bis Sonnenaufgang kannst du zurück sein, und ich verspreche dir, dann sieht alles anders aus. Alles, aber besonders Reva Macklin.“
Dean nahm Alan das Foto aus der Hand und betrachtete es. Ja, das war sie, eindeutig. Junger, wilder, kühner, aber Reva. Er hatte sie heute ein paar Mal lächeln sehen, aber nie so wie auf dem Bild. Nicht offen und frei. Das Mädchen auf dem Bild sprühte vor Lebenslust.
Vielleicht hatte Alan recht. Vielleicht fühlte er sich zu Reva hingezogen, weil sie attraktiv und sexy war und er allein. Brauchte er so dringend eine Frau in seinem Bett, dass er etwas in ihr sah, das gar nicht existierte? Oder etwas übersah, das eindeutig da war? Er glaubte es nicht, aber ganz sicher konnte er auch nicht sein. Im Moment war es besser, seinen Gefühlen nicht zu trauen.
Also gab er den Gedanken auf, Reva alles zu erzählen.
Aber er fuhr auch nicht nach Nashville.
4. KAPITEL
In die vertrauten Geräusche und Gerüche aus der Küche mischten sich an diesem Morgen ungewohnte Laute: gelegentliches Hämmern, das Knirschen von Holz und halblaute Fluchtiraden.
Als sich die Bürotür öffnete, blickte Reva von ihren Papieren auf. Tewanda kam herein, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich mit einem breiten Lächeln an den Rahmen. Sie war dunkelhäutig, hochgewachsen und einfach umwerfend. Tewanda hatte die Angewohnheit, alle sechs Monate ihren Stil zu ändern und mit einer neuen Frisur und neuer Kleidung zu überraschen. Im Moment war sie in einer Garçon-Phase. Ihr schwarzes Haar trug sie kurz, und Hose und Hemd hätten aus einer Herrenboutique stammen können, was aber ihre Kurven nur noch mehr betonte. Ganz gleich, wie sie sich kleidete, sie war immer eine auffallend schöne Frau.
„Im dritten Stock sitzt ein gut aussehender Mann auf der Treppe und spielt mit deinem Geländer“, meldete sie.
„Aus deinem Mund klingt das direkt lasterhaft“, erwiderte Reva, legte das Scheckbuch weg und schenkte ihrer Freundin und Angestellten ihre volle Aufmerksamkeit.
„Süße, dieser Mann bietet eindeutig lasterhafte Möglichkeiten.“
Daran wollte Reva lieber gar nicht denken.
„Wie läuft’s in der Küche?“
„Miss Edna und Miss Judith streiten sich darüber, wie viel Pfeffer in den Kürbisauflauf gehört, und Miss Frances stiehlt sich immer wieder unter einem Vorwand davon, um einen Blick auf deinen jungen Mann zu werfen.“
„Er ist nicht mein junger Mann!“
„Das klingt bei Miss Frances aber ganz anders“, wandte Tewanda ein.
Reva seufzte und lehnte sich im Stuhl zurück, während Tewanda näherkam und sich auf der Schreibtischkante niederließ. „Er ist nicht mein, und jung ist er auch nicht.“
„Jung ist relativ“, entgegnete Tewanda weise.
In Revas Augen hatte Tewanda das perfekte Leben. Ihr Mann, mit dem sie über zehn Jahre
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