Traumfrau mit Geheimnis
mochte. Dass sie mehr von ihm wollte, obwohl sie genau wusste, dass das nicht ging.
Draußen bewegte sich etwas, und sie blickte aus dem Fenster. Es war Dean, auf dem Weg zur Arbeit. Alles an ihm – sein Gang, seine Figur in Jeans und engem T-Shirt, sein Gesicht – ließ Gefühle in ihr erwachen, die sie zu lange unterdrückt hatte. Er weckte die Frau in ihr, den Teil, den sie Cooper und sich selbst zuliebe vor sieben Jahren vergraben hatte. Um ihr gebrochenes Herz zu schützen.
Sie wollte Dean noch einmal berühren, seine Küsse spüren. Mehr als das – sie wollte ihn ganz.
Dean fluchte wie ein Rohrspatz. Zum Glück waren Revas Angestellte bereits gegangen. Im Moment war er auf keinen Fall die richtige Gesellschaft für die alten Damen, nicht, während er mit seiner Aufgabe für den Nachmittag kämpfte.
Tapeten. Auf den ersten Blick schien es eine simple Sache zu sein. Er hatte die Anweisungen genau befolgt, doch das verdammte Papier klebte überall, nur nicht da, wo es hingehörte.
Im Augenblick klebte es an ihm, warf hässliche Falten und zog Kleisterschlieren über den Boden.
Dean war dabei, den Schlafraum, in dem er mit Reva zu Mittag gegessen hatte, in einen Salon zu verwandeln. Das war zumindest der Plan. Die alte Kommode würden sie in ein anderes Zimmer bringen, doch die Chaiselongue sollte stehen bleiben.
Die Gartenarbeit war hart gewesen, aber dabei hatte er zumindest Erfolge verbuchen können. Er würde vielleicht nie ein richtiger Handwerker werden, doch zumindest der grüne Dschungel, der das Restaurant umgab, begann wirklich gut auszusehen. Als er am Morgen weitere Zweige weggebracht hatte, kam ihm die Idee, dass er vielleicht selbst ein Haus kaufen sollte.
Doch wie groß war der Anteil, den Reva an dieser Anwandlung hatte? Es hatte seinen Reiz, sich bei der Arbeit umzudrehen und sie dabei zu ertappen, wie sie ihm von der Veranda aus zusah. Diese kurzen Augenblicke gaben ihm ein warmes, gutes Gefühl. Doch dann schnaubte er verächtlich über den dummen Gedanken. Warme, gute Gefühle waren nicht sein Ding. Zu viel Ärger.
Vielleicht würde er seine Wohnung aufgeben und sich eines Tages ein Haus kaufen, doch ganz gewiss würde er es nicht tapezieren.
Als er Schritte auf der Treppe hörte, hielt er mit dem Fluchen inne.
„Dean?“, rief Reva, als sie im oberen Stock angekommen war.
„Hier“, antwortete er und versuchte, das klebrige Papier von seinem T-Shirt zu lösen.
„Was ist passiert?“, fragte sie und blieb in der Tür zu dem Raum stehen, der bald ein Salon sein würde – wenn er jemals die verdammte Tapete dorthin bekam, wo sie hingehörte. „Ich wollte nur wissen, was du …“
Sie unterbrach sich und lehnte sich lächelnd an den Türrahmen, während sie ihn von oben bis unten betrachtete.
Sie sah immer etwas altmodisch aus, als ob sie aus einer anderen, freundlicheren Zeit käme. Er nahm an, dass es an der Art lag, wie sie sich kleidete. Das Kleid, das sie heute trug, war knöchellang, lavendelfarben mit kleinen weißen Blumen darauf, und es war vom Ausschnitt bis zum Saum mit kleinen, perlartigen Knöpfen geschlossen, die nur darauf warteten, einer nach dem anderen langsam aufgeknöpft zu werden.
Aber vielleicht lag es auch nicht nur am Kleid, sondern an ihren klassischen Gesichtszügen und den Wellen in ihrem honigfarbenen Haar, dass sie aussah, als gehörte sie in die vierziger Jahre.
Ihr Lächeln war sanft.
„Das ist nicht komisch“, sagte Dean ungehalten.
„Oh doch“, erwiderte sie.
Seine Frustration löste sich in Luft auf. Sie sollte öfter so lächeln wie in diesem Moment. Ihr Gesicht war ohne Furcht, ohne Sorge, ohne ihre kühle Entschlossenheit. Sie war ganz Reva, zufrieden und heiter.
„Du könntest mir aus der Patsche helfen“, schlug er vor.
Reva trat ins Zimmer, wo ein Strahl Sonnenlicht durchs Fenster fiel. Der dünne Stoff ihres Kleides war so durchscheinend, dass er einen Moment lang ihre wundervollen Beine sehen konnte.
„Was soll ich machen?“
Die Frage war weniger unschuldig, als sie klang. Dean versuchte, sich die Gedanken, die sofort in ihm aufstiegen, aus dem Kopf zu schlagen.
„Halt die Tapete unten fest, während ich das obere Ende anklebe. Mit etwas Glück kriege ich das Ding an die Wand, bevor der Kleister trocknet.“
Sie musste neben ihm knien, um seiner Anweisung Folge zu leisten. Er zwang sich, nicht auf sie hinunterzublicken oder den Augenblick zu genießen, in dem sie sich leicht vorbeugte, so dass er in ihren
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