Traumfrau mit Geheimnis
Natürlichste der Welt.
„Was hast du in der Tasche?“, fragte sie, als er sie freigab.
„Eine peinliche Auswahl“, antwortete er, hob sie hoch und trug sie durch den Flur. „Kondome in jeder nur denkbaren Farbe, einige, die im Dunkeln leuchten, und ein paar mit Dingsda.“
„Dingsda?“
„Frag nicht.“
Als sie vor ihrem zerwühlten Bett angekommen waren, legte er sie behutsam darauf und band den Gürtel ihres Morgenmantels auf.
Noch vor ein paar Minuten hatte sie Angst gehabt, dass Dean nicht zurückkommen würde. Wie hatte sie an ihm zweifeln können? Er wollte sie, und er war stets aufrichtig.
Er zog sich aus, legte sich zu ihr aufs Bett und nahm sie in die Arme.
Beinah hätte sie ihm ihre Befürchtungen gestanden. Doch dann küsste er sie, und sie beschloss, dass solche Eröffnungen in einer Affäre keinen Platz hatten.
Um vier Uhr morgens warf ihn Reva zum zweiten Mal hinaus. Sie schien das für einen sicheren Zeitpunkt zu halten, um ungesehen die Straße zu überqueren.
Viel Schlaf hatte er nicht bekommen. Eine Stunde hier oder da. Er war erschöpft, ausgepumpt. So müde, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte.
Und wenn Reva ihn nicht fortgeschickt hätte, hätte er den Rest der Nacht auch nicht geschlafen, sondern die kostbare Gelegenheit genutzt.
Er schlich sich in Miss Evelyns Haus, darauf bedacht, keinen Lärm zu machen.
Als er den ersten Stock erreicht hatte, begrüßte ihn eine helle Stimme: „Guten Morgen! Meine Güte, Sie sind heute aber früh auf!“
Langsam drehte Dean sich um. Die gute Frau war mindestens so leise wie er. „Ich konnte nicht schlafen und wollte zum Joggen.“
„Ich nehme an, ein junger Mann wie Sie muss sich anstrengen, seine Figur zu behalten.“
Er war sich nicht sicher, ob das als Beleidigung gemeint war oder nicht. Langsam ging er die Treppe wieder hinunter. Verflucht. Alles, was er wollte, waren ein paar Stunden Schlaf. War das zu viel verlangt? Offensichtlich.
„Wenn Sie zurückkommen, mache ich Ihnen etwas zu essen.“
„Wissen Sie“, sagte Dean, als er die Haustür erreicht hatte, „vielleicht lasse ich das Laufen ausfallen und mache mir einfach eine Tasse Kaffee.“
„Aber nein.“ Miss Evelyn schubste ihn sacht zur Tür hinaus. „Sie joggen mal schön, und ich mache das Frühstück. Es ist in etwa einer halben Stunde fertig. Ist das zu früh?“
„Nein, Ma’am“, sagte Dean und trabte zum Bürgersteig.
Ein Dauerlauf am frühen Morgen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Und das alles nur, weil Reva so auf ihren Ruf bedacht war.
Er war noch nicht weit gekommen, als er im Licht einer Straßenlaterne sah, dass eins der Fenster des Restaurants weit offen stand.
Dean rannte zum Haus hinüber, alle Müdigkeit mit einem Schlag verflogen. Vielleicht hatte jemand das Fenster aus Versehen offen gelassen, doch angesichts des vorherigen Einbruchs glaubte er das nicht.
Er stützte die Hände aufs Fensterbrett, hangelte sich hinein und landete in einer der Gaststuben. Soweit er sehen konnte, stand alles an seinem Platz. Leise machte er eine Runde durch das Haus. Überall war es still, und nichts deutete auf einen Eindringling hin.
Ein paar Minuten später kletterte er wieder aus dem Fenster im Erdgeschoss und schloss es sorgfältig von außen.
Von Rechts wegen hätte Reva an diesem Sonntagmorgen völlig übermüdet sein müssen, doch stattdessen fühlte sie sich seltsam beschwingt. Sie war früh aufgestanden, um den Picknickkorb für die Versteigerung vorzubereiten. Cooper war rechtzeitig nach Hause gekommen, um sich für die Kirche umzuziehen, und bald darauf saßen sie auf ihren gewohnten Plätzen in einer der hinteren Reihen.
Louella Vine, die Besitzerin der Bäckerei, wandte sich zu Reva um und starrte sie an. Reva lächelte ihr zu, und sie warf den Kopf zurück und drehte sich wieder um.
Reva hatte nie verstanden, warum Louella sie hasste, doch es war kaum zu übersehen. In gewisser Weise waren sie natürlich Konkurrenten, doch ihre Restaurants hatten nicht viel gemeinsam. Es war schwer vorstellbar, warum Louella sich bedroht fühlte.
Kurz vor Beginn des Gottesdienstes tauchte jemand im Gang auf und schob sich an der Frau am Ende der Bankreihe vorbei. Überrascht zuckte Reva zusammen, als sie sah, dass es Dean war. Er trug seinen dunkelgrauen Anzug und ein blaues Hemd mit gestreifter Krawatte. Völlig selbstverständlich rückte er an ihr vorbei und ließ sich rechts von ihr nieder. Cooper, der auf ihrer linken Seite saß,
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