Traumfrau mit Geheimnis
nicht eigentlich die Waffen sind, die du fürchtest. Ein Bewaffneter mit schlechten Absichten ist gefährlich, aber es ist die Person, die du fürchten solltest, nicht die Waffe.“
Das tat sie ja auch. Nicht Dean allerdings. Niemals Dean. „Es ist mehr als das“, sagte sie leise. „Es gibt vieles, was du nicht über mich weißt.“
„Dann erzähl es mir doch.“
Seine Antwort war so einfach, so direkt, als wäre es das Natürlichste der Welt.
„Ich werde darüber nachdenken.“
Cooper hatte den Picknicktisch ausgesucht, der dem Spielplatz am nächsten stand. Terrance gesellte sich zu ihnen und warf begehrliche Blicke auf den Picknickkorb.
Dean hatte das Jackett ausgezogen und die Krawatte gelockert, weil es so warm war. Reva trug ein hellblaues Kleid, das wie ihre anderen fast bis zu den Knöcheln reichte. Ihre Schuhe hatten flache Absätze und wirkten bequem, das Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Beim Essen war sie schweigsam. Das Gespräch drehte sich hauptsächlich um das Fort, und Cooper und Terrance teilten Dean ihre Ideen mit. Wenn er alles baute, was sie sich vorstellten, würde das Fort größer als die Kirche werden.
Schließlich trollten sich die beiden zum Spielplatz, und Dean war mit Reva endlich wieder allein. Sie saß neben ihm auf der hölzernen Bank, doch sie war so weit wie irgend möglich an das entfernte Ende gerückt. Noch ein Stück, und sie würde auf dem Boden landen.
„Also gut“, sagte er leise. „Rede mit mir.“
Sie blickte weiter in Coopers Richtung, drehte sich dann langsam zu ihm um. „Du hast mich nie gefragt, wer Coopers Vater ist.“
„Ich dachte mir, dass du über ihn reden würdest, wenn du wolltest.“
„Du hättest nicht so lange hier bleiben dürfen“, rief Reva anklagend. „Du solltest längst abgereist sein.“
„Richtig.“
Sie seufzte. „Es hat keinen Mann in meinem Leben gegeben, seit Cooper geboren wurde. Nicht vor dir.“
Deans Herzschlag beschleunigte sich. „Der Junge ist sechs!“
Sie lächelte leicht. „Es kommt mir nicht so lange vor. Ich habe viel Arbeit im Restaurant und versuche, eine gute Mutter zu sein. Da bleibt nicht viel Zeit für andere Dinge. Das einzig Wichtige für mich ist, dass Cooper eine bessere Kindheit hat als ich. Er wird niemals kein Essen vorfinden, wenn er Hunger hat. Niemand wird ihm je sagen, dass er dumm und zu nichts nütze ist. Niemand wird ihn auslachen oder die Nase über ihn rümpfen …“
Ihre Augen glänzten. „Die Leute werden nicht mit dem Finger auf ihn zeigen und tuscheln, wenn er zur Schule geht.“
In Dean stieg heiße Wut auf über die, die Reva das angetan hatten. „Soweit ich sehe, hat Cooper hier ein wunderbares Leben. Das beste.“
„Wenn die Leute herausfinden, wer ich früher war, wer Coopers Vater ist, wird sich das ändern. Ich werde dir meine Geheimnisse nicht erzählen, aber andererseits kann ich mich nicht weiter mit dir einlassen, wenn Lügen zwischen uns stehen. Was soll ich also tun?“
„Ich habe selbst ein paar Geheimnisse“, gestand Dean.
„Nicht solche wie ich“, flüsterte sie. „Ich schwöre dir, wenn ich vorher gewusst hätte …“ Sie unterbrach sich, wandte sich ab und hob das Kinn. „Ich dachte, es wäre in Ordnung, wenn ich mit dir schlafe und du dann aus meinem Leben verschwindest. Mehr ist für mich einfach nicht drin. Aber ich wusste nicht, dass es so schwer sein würde.“
Dean beugte sich zu ihr. Reva konnte nicht vor ihm zurückweichen, ohne von der Bank zu fallen. „Du kannst mir vertrauen. Und nichts, was du mir erzählst, wird etwas an meinen Gefühlen für dich oder Cooper ändern. Die Vergangenheit ist lange vorbei und längst nicht so wichtig, wie du zu glauben scheinst.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht …“
Er küsste sie leicht auf den Mund. Sicherlich wurden sie beobachtet, doch es kümmerte ihn nicht. Vielleicht ging es ihr ähnlich, denn sie erwiderte den Kuss.
Als sie sich voneinander lösten, flüsterte sie: „Bitte sag mir noch mal, dass du nicht hier bleiben wirst.“
„Ich kann nicht“, erwiderte er.
Sie seufzte eindeutig erleichtert.
Auf dem Heimweg trug Dean Cooper auf den Schultern, und ihr Sohn redete wie ein Wasserfall.
Dean hörte zu und gab ab und zu einen Kommentar ab. Hin und wieder blickte er zu Reva hinüber, und sie spürte jeden seiner Blicke brennend auf ihrer Haut. Warum wünschte sie sich nur so sehr, was sie einfach nicht haben konnte?
Kaum hatten sie den Garten
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