Traumgespraeche
hartnäckig aus der Tiefe der Seele an die Oberfläche?
Ganz entscheidend für den späteren Umgang mit Angstgefühlen und den dazugehörenden Herausforderungen sind wie so oft die ersten Lebensjahre. Hier werden die Weichen fürs Leben gestellt. Kinder, die in dieser Zeit zu wenig Zuwendung, Liebe und Aufmerksamkeit erfahren haben - Experten sprechen von unsicheren Bindungsmustern - oder unter schmerzhaften Erkrankungen litten, reagieren in der Regel überängstlich auf Herausforderungen. In einem archaischen Sinne dient die Angst dem Ãberleben. Wir Menschen wären ohne Angstempfinden nicht daseinsfähig. Wir würden ziemlich bald in den Fängen eines Wildtieres landen oder unter den Rädern eines überdimensionalen Geländewagens. Wie so oft kommt es auch hier auf das richtige Maà an. Ein Zuwenig an
Angst ist risikoreich und gefährlich. Ein Zuviel lähmt und verhindert ein selbstbestimmtes Leben. Im schlimmsten Falle können sich Ãngste zu psychischen Störungen auswachsen, die das Leben dann massiv beeinträchtigen. In unseren Träumen kommt dieses »Zuviel« zum Ausdruck. Jeder Alptraum aber auch viele andere schlechte Träume sind Spiegelbilder unserer Urängste und Alltagsängste. Sie sind ein Notruf aus der Tiefe der kindlichen Seele: »Ich habe Angst. Ich fühle mich so unsicher. Kannst du mir dabei helfen herauszufinden, wovor ich so viel Angst habe und wie ich damit umgehen kann?« Wenn wir genau hinschauen und nachfragen, dann verraten uns die Alpträume, was Kinder gerade nicht meistern: Streit mit den Mitschülern, vom Lehrer bloÃgestellt, von der Klasse gemobbt, die anstehende Mathearbeit, von Miri beleidigt worden, die Ãbung im Hochseilgarten. Jede neue Aufgabe im Leben eines Kindes ist von einer diffusen Angst begleitet. Schaff ich es? Was passiert mit mir, wenn es nicht klappt? Darüber hinaus gibt es auch ganz grundlegende Lebenseinschnitte, die Alpträume verursachen können: Kinder, die mit der Scheidung der Eltern klarkommen müssen. Kinder, die die Oma, den Opa oder ein geliebtes Haustier verloren haben. Kinder, die mit den schulischen Anforderungen nicht zurechtkommen oder von Gleichaltrigen gehänselt, ausgeschlossen oder gemobbt werden. Natürlich auch traumatisierende Ereignisse wie Unwetter, Verletzungen, Missbrauchserfahrungen, Gewalterfahrungen oder Unfälle. Und im Zeitalter der Medien sind es auch die medialen Verführungen, mit denen wir unsere
Kinder überfordern. Neues gilt es zu integrieren und mit dem Bekannten zu verknüpfen. Wichtig für eine gesunde Entwicklung sind Herausforderungen, die das Kind meistern kann. So wird es selbstbewusst und freut sich auf neue Aufgaben. Sind diese zu schwer und damit nicht zu lösen oder aber besonders fremdartig, können Ãngste entstehen, die in Wachfantasien und Alpträumen immer wieder bearbeitet werden müssen, mit dem Ziel, sie zu überwinden. Belastende Erfahrungen - das weià jeder - treiben uns um, beschäftigen uns gedanklich und nehmen uns gefangen. Sie hindern uns daran, uns auf das Alltagsgeschäft zu konzentrieren. Das ist auch bei Kindern so. In der Gewalt- und Suchtprävention hat man sich zum Ziel gesetzt, Kindern beizubringen, wie sie mit ihren Problemen und den damit verbundenen Gefühlen bzw. Ãngsten umgehen können. Letztendlich hängt aber unsere seelische Gesundheit davon ab, ob wir als Kind mit unseren Gefühlen und Stimmungen vertraut werden konnten. Wie geht es mir eigentlich? Gibt es dafür einen Namen? Was kann ich tun, um nicht mehr wütend zu sein? Wie fühle ich mich, wenn Papa böse auf mich ist?
Ein Ziel der Traumgespräche ist es, Gefühle zu benennen. Gerade bei Alpträumen zeigt es sich, dass wir Grenzerfahrungen erfolgreicher bewältigen, wenn wir Gefühlen einen Namen geben. Es folgen einige typische Alpträume von Kindern im Alter zwischen 4 und 6 Jahren. An diesen lässt sich zeigen, wie Eltern damit umgehen können.
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Peter (4 Jahre alt) träumt:
Ich schrumpfe auf die GröÃe eines Playmobilmännchens und muss währenddessen mit ansehen, wie meine Eltern von einem riesigen bösartigen Monster verschlungen werden.
Welche reale Angst könnte sich in dieser Geschichte verbergen? Das Gespräch mit Peter ergibt, dass er es ganz fürchterlich findet, wenn sich seine Eltern streiten und schlagen. Er fühlt sich dann
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