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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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handlungsunfähig: »Ich kann nicht weglaufen und ich kann mich nicht bewegen, weil ich aus Plastik bin.« Träume verweisen darauf, wie Kinder sich wirklich fühlen und dass ein »es wird schon nicht so schlimm sein«, und »war doch nur ein Traum« bzw. »das vergeht« so nicht stimmen kann. Eltern werden - wenn sie den Traum ernst nehmen und nachfragen - durch solche Träume oft eines Besseren belehrt. Nach dem Traumgespräch wird klar, wie sich die Konflikte der Eltern aus Peters Sicht darstellen. Im wahrsten Sinne des Wortes: »Alptraumartig«. Peter zeigt, wie er die Beziehungen innerhalb der Familie sieht. Dies könnte er kaum in dieser Klarheit mit Worten sagen.
    Â 
    Der 4-jährige Ricardo erzählt weinend seiner Mama:
    Ich wurde von einem Wolf angegriffen und in Bein und Rücken gebissen, während ich aufgeregt im Zimmer umherirre und den Wolf in den Schränken oder unterm Bett vermute.
    Kleinen Kindern fällt es oft sehr schwer, Traumwelt und reale Welt deutlich voneinander zu trennen. Es gibt dahingehend fließende Übergänge. Ängste, die sie nachts erleben, begleiten sie ganz ähnlich auch am Tag. Ein Gespräch mit der Mutter ergibt, dass Ricardo Wölfe für sich entdeckt hat. Das Wolfsbuch möchte er immer wieder anschauen, und kürzlich sah er eine Dokumentation über Wölfe im Fernsehen. Durch den Traum könnte deutlich werden, dass Ricardo noch nicht reif genug ist, um das aggressive Verhalten von Wölfen zu verstehen. Ähnliches gilt für alle medialen Grenzerfahrungen. So manches, was Kinder im Fernsehen als bedrohlich und überraschend wahrnehmen, fügt sich nicht nahtlos in den Erfahrungshintergrund von Kindern ein. Vor allem in Alpträumen finden wir Hinweise darauf, wie Kinder ihre medialen Erlebnisse verarbeiten. Aber in diesem Traum geht es um mehr. Denken wir an das Kapitel »Projektion« bzw. »Kinder träumen von Tieren«, dann stellt sich hier die Frage, was das Verhalten des Wolfes mit Ricardo selbst zu tun hat. Auf Nachfrage antwortet uns die Mutter, dass Ricardo seit ungefähr drei Monaten aggressiv ist und es immer wieder zu Konflikten kommt. Dass es in diesem Traum um Ricardos Aggression geht, wird durch einen anderen Traum deutlich, den Ricardo einen Monat zuvor hatte:
    Ich wurde von einem Wildschwein angegriffen und ins Bein gebissen.
    Auch aus diesem Traum erwacht Ricardo weinend und ängstlich. Um solche Träume verstehen zu lernen,
sollte man Kinder dabei unterstützen, sich in das Tier einzufühlen. »Tu doch einfach mal so, als wärst du das Wildschwein.« So kommt das Kind in Kontakt mit den eigenen Gefühlen, die es ja noch nicht integrieren konnte und nach außen auf das böse Wildschwein projizierte. Anschließend könnten Sie fragen, in welchen Situationen sich das Kind ähnlich fühlte. So kommt man häufig der Quelle des aggressiven Verhaltens auf die Spur.
    Â 
    Thomas (6 Jahre alt) träumt:
    Er wurde von einem Krokodil gefressen. Nun versucht er verzweifelt über ein kleines Fenster im Bauch des Krokodils mit seinen Eltern Kontakt aufzunehmen. Diese ignorieren ihn allerdings.
    Thomas erzählt uns diesen Alptraum im Alter von 12 Jahren, also sechs Jahre nach dem Alptraumerlebnis. Ein Gespräch, das wir mit ihm führen, zeigt, dass er sich von seinen Eltern weder gesehen noch gehört fühlt. Er erzählt uns, dass seine Eltern vor allem ihre eigenen Interessen verfolgen und sich für ihn wenig Zeit nehmen. Aus heutiger Sicht könnten wir durchaus fragen, ob sich Thomas’ Beziehung zu seinen Eltern anders entwickelt hätte, wenn die Eltern seinen Traum aufmerksam aufgenommen hätten.
    Einer der am häufigsten vorkommenden Alpträume ist der Verfolgungstraum. Die natürlichste Art, dem
Aggressor zu entfliehen ist es, aufzuwachen. Aber es gibt auch noch andere Wege, dem Verfolger Paroli zu bieten. Wir können solche Träume ganz einfach so verstehen, dass uns nicht nur jemand, sondern auch etwas verfolgen könnte. Wir sind momentan nicht in der Lage, uns mit einem Problem zu befassen und glauben, dass es in einem solchen Fall am einfachsten ist, ihm aus dem Weg zu gehen - wir flüchten also vor dem Problem. Das gelingt natürlich nicht, denn es holt uns immer wieder ein.
    Nun gibt es zwei gute Möglichkeiten, um diesen Alptraum zu bewältigen. Erstens, wir stellen uns der damit verbundenen Aufgabe.

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