Traumgespraeche
uns mit unseren Artverwandten und bezeugen damit, dass wir als Menschen immer auch noch Tier sind. Kinder zeigen diese Verbundenheit zu allem Tierischen im Spiel mit ihren Haustieren, beim Kuscheln mit ihren Stofftieren oder auf einer symbolischen Ebene im Kontakt mit Tieren in ihren Träumen. Welch auÃerordentliche Rolle Tiere in der Entwicklung von Kindern spielen, zeigt sich auch daran, dass Kinder bis zu einem Alter von circa 10 Jahren sehr häufig von Tieren träumen. Ihre Traumwelten sind reich bevölkert von Tierwesen, Monstern und Märchenfiguren aller Art. Bei den ganz kleinen Kindern sind Tiere sogar öfter im Traum vertreten als Mama und Papa oder andere Bezugspersonen. Untersuchungen zeigen, dass in den Träumen der 3- bis 5-Jährigen Tiere in vier von zehn Träumen auftreten. Personen hingegen nur in einem von fünf Träumen erscheinen. Dieses auffällige Missverhältnis verändert sich allerdings in dem MaÃe, wie Kinder im Wachleben vermehrt Kontakte zu anderen Kindern und Erwachsenen haben. Dann tauchen in ihren Träumen öfter Personen und weniger Tiere auf. Bei Jugendlichen erscheinen nur noch etwa in einem von zehn Träumen Tiere. Das verändert sich auch im Erwachsenenalter kaum noch. Nie mehr scheinen Tiere im Leben eines Menschen also so wichtig zu sein wie im Kindesalter. Warum ist das so und weshalb haben Kinder in ihren guten wie in ihren schlimmen Träumen so auffallend oft mit Tieren zu tun?
Kinder und Tiere begegnen sich auf Augenhöhe. Denken Sie nur daran, wie ausgelassen Kinder mit Hunden spielen. Es sind Spiele, die beiden Freude machen: Stockwerfen, schwimmen, Bauch kraulen, Fellpflege betreiben, miteinander schmusen, durch die Wiese rasen oder einfach spazieren gehen. Zudem benutzen beide eine einfache, klar zu verstehende Sprache, um Gefühle und Stimmungen mitzuteilen. Im Unterschied zu der Art und Weise wie Kinder und Erwachsene miteinander kommunizieren, ist diese zwischen Tier und Kind direkter und authentischer. Die Gefühlsregungen der kuscheligen Miezekatze sind für kleine Kinder schon nachvollziehbar. Eine Katze zeigt ihren Missmut, ihre Laune aber auch ihr Wohlbehagen ganz deutlich. Sie verstellt sich nicht, sie faucht, wenn sie in Ruhe gelassen werden will und schnurrt wenn es ihr behaglich ist. Ein Hund flüchtet oder knurrt, wenn es ihm zu laut wird. Kinder werden von ihren Haustieren auch uneingeschränkt angenommen. Sie bewerten deren Verhalten nicht und akzeptieren sie vorbehaltlos mit all ihren Macken und natürlich auch den liebenswerten Eigenschaften. Das kann Eltern gar nicht in dem MaÃe gelingen, denn sie wollen und müssen ihr Kind ja erziehen, und deshalb bewerten sie all das, was das Kind so tut.
Darüber hinaus gibt es auch interessante Parallelen, die sich an den Gesichtszügen von Tieren und Kindern ablesen lassen. Konrad Lorenz zeigte, dass vor allem die Gesichter von Hunden, Katzen und Enten dem Kindchenschema entsprechen, ganz ähnlich wie dies für kleine Kinder typisch ist: Dominante Augen
und niedliche Nase bei vergleichsweise groÃem Kopf und hoher Stirn. Untersuchungen haben ergeben, dass Tiere die Gefühlslage von Kindern stark beeinflussen können. So können aggressive Kinder im Umgang mit einem Hund friedfertiger werden, traurige Kinder finden im Haustier und ersatzweise im Kuscheltier einen tollen Gesprächspartner, der zuhört, beruhigt und sanft macht. Deswegen werden Tiere auch in der Therapie psychiatrischer Störungen wie ADHS, Konzentrationsstörungen, Depressionen oder Autismus eingesetzt. Der Kinderpsychologe Dieter Krowatschek, der seinen Hund Fly in der Therapie von ADHS als Co-Therapeuten miteinbezieht, meint: »Im Umgang mit Tieren lernt man vieles ohne Zwang und ohne ständige Erklärungen, aber mit hoher Motivation.« 7 Kinder lernen vor allem den rücksichtsvollen Umgang mit dem Tier. Dadurch gelingt es ihnen leichter, sich in andere einzufühlen, deren Bedürfnisse zu erkennen und Grenzen zu akzeptieren. Das Vernünftige, das die Lebenswelt des Erwachsenen beherrscht, kennt das Kind noch nicht. Das Denken ist noch nicht so vom Fühlen abgespalten. Das Kind ist noch stärker mit allem Tierischen und Natürlichen verbunden.
Kinder identifizieren und solidarisieren sich also mit den Tieren, was die Vierbeiner wiederum zu geeigneten Projektionsflächen macht. Sie übertragen ihre eigenen Schwächen und Stärken,
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