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Traumgespraeche

Titel: Traumgespraeche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Salhab , Bianca Jaeger
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hat dich also gar nicht bemerkt? (Nach Einzelheiten fragen)
    Lilo: Doch, ich glaub schon - der hat halt gelesen.

    Magda: Und wie war das für dich? (Gefühle erkunden)
    Lilo: Blöd! (Zieht eine Grimasse)
    Kinder haben Schwierigkeiten damit, Gefühle zu benennen. Wenn Sie es anstatt der Kinder tun, lernen Kinder, Gefühle differenzierter zu beschreiben und Sie selbst entwickeln ein tieferes Traumverständnis.
    Magda: Du meinst also, dass du darüber enttäuscht bist. (Gefühle benennen)
    Hättest du dir denn gewünscht, dass der Papa auf dich schaut? (Wünsche benennen)
    Im Gewand der Traumerzählung verbergen sich meist Wünsche und nicht erfüllte Bedürfnisse Ihres Kindes. Ein Ziel des Traumgesprächs wäre es, diese aufzuspüren.
    Lilo: Ja.
    Magda: Du möchtest, dass der Papa öfters mit dir spielt, gell? (Bedürfnisse benennen)
    Was hast du denn im Traum versucht, dass er dich bemerkt? (Verhalten erfragen)
    Lilo: Nichts.

    Magda: Du hast also nichts unternommen und er hat so getan, als würde er dich nicht bemerken.
    (Problem benennen) So ist er halt, aber ich versprech’s dir, ich werde mal mit ihm reden. Findest du Küssen eigentlich gut? (Wünsche erfragen)
    Lilo: Tini möchte den Matthias (einen Schulfreund) küssen.
    Magda (erstaunt): So, so … Was hättest du denn machen können, damit du den Papa küssen kannst?
    (Gedankenexperiment - Lösung anregen)
    Lilo: Vielleicht die Zeitung wegnehmen oder ihn an den Füßen kitzeln?
    Magda: Ja, das ist eine gute Idee! (Stärken) Also wenn Papa wieder mal auf dem Sofa liegt, dann kitzelst du ihn an den Füßen. (Lösung bekräftigen) Lilo (glücklich und voller Vorfreude): Ja genau und dann küsse ich ihn.
    Â 
    So denkt Magda über Lilos Traum: Lilo hat in letzter Zeit davon gesprochen, dass sie ihren Papa heiraten möchte. Und in den Fernsehsendungen, die sie mit ihren großen Schwestern anschaut, geht es auch darum, wer verliebt sich in wen und wer kommt als Paar zusammen. Da wird auch viel geküsst. Küssen ist ja gut, aber weshalb möchte sie ihn gerade auf den Mund küssen? Ja und Hans drückt sich immer ein wenig, wenn es darum geht zu kuscheln oder mit den Kindern zu spielen.
    Â 
    Vergleich von Wachleben und Traum: Lilo verhält sich im Wachzustand ihrem Papa gegenüber ganz
ähnlich, zögerlich und schüchtern wie im Traum. Der Traum bildet also die Beziehung zu ihrem Vater ganz treffend ab. Die Mutter bekommt dadurch die Chance, Lilos Perspektive der Beziehung zum Vater wie durch ein Vergrößerungsglas deutlich und klar zu erkennen. Auf der einen Seite sind Lilos Bedürfnisse und auf der anderen Seite die Art und Weise, wie der Vater auf diese Wünsche reagiert. In Lilos Traum könnte man eine Aufforderung vermuten, die Lilo etwa folgendermaßen aussprechen könnte: »Papa, weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebhabe? Ich würde mich riesig freuen, wenn du mir auch mal die Gelegenheit gibst, dir das zu zeigen.«
    Â 
    Weitere Erkenntnisse: Durch das Traumgespräch zeigt sich der Mutter, dass Lilo nicht nur von ihrem Vater öfters gesehen werden möchte, sondern auch, dass sie einen ganz speziellen Wunsch hat: ihren Vater auf den Mund zu küssen. Das irritiert Magda, aber schließlich ist es normal, dass Kinder in diesem Alter solche Wünsche hegen. Zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr beginnen Kinder, sich für alles zu interessieren, was mit Sexualität zu tun hat. Kinder spielen »Mutter-Vater-Kind« und erforschen in »Doktorspielen« den eigenen wie den Körper anderer Kinder. Mädchen und Jungen erkennen körperliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen und wissen, welchem Geschlecht sie selbst angehören. Vor diesem Hintergrund ist Lilos Wunsch, den Papa zu küssen, als ein Annäherungsversuch an das andere Geschlecht zu verstehen. Es ist aber auch der Wunsch, zu erfahren,
wie es sich wohl anfühlt, den Papa auf den Mund zu küssen. Väter sind aber generell verunsichert wie viel körperliche Nähe sie zu ihrer Tochter zulassen dürfen. Wenn Väter nun die kindliche Verliebtheit ihrer Töchter zurückweisen, dann erleben die Mädchen das distanzierte Verhalten des Vaters als Ablehnung ihres weiblichen Geschlechts und damit ihrer Person. Sexualität, die sich bei Kindern als Bedürfnis nach Zärtlichkeit und sinnlichen Erfahrungen zeigt, wird

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