Traumhaft verliebt - Roman
Mitchell sind ebenfalls auf dem Weg hierher.«
Dotty Mae zog eine Augenbraue hoch, griff tief in den Muffin-Korb und zog eine Flasche Pfefferminzschnaps hervor. »Möchtest du deiner heißen Schokolade einen kleinen Schuss Festtagsstimmung versetzen, Mia?«
»Ich dachte schon, du fragst nie.« Grinsend ging Gram zum Herd, nahm den Teekessel und füllte heißes Wasser in eine Tasse mit Kakaopulver für Dotty Mae. »Es bedarf stets einer gewissen Grundlage, um mit Helen zurechtzukommen.« Und an Sarah gewandt fügte sie hinzu: »Liebes, würdest du bitte für mich die Straße hinunter zum Briefkasten laufen und die Post holen?«
»Klar.« Sarah schob ihren Stuhl zurück, nahm ihre Jacke vom Garderobenhaken neben der Eingangstür und trat hinaus auf die Veranda. Rasch warf sie einen Blick zu Travis’ Haus hinüber. Sein Pick-up stand nicht in der Auffahrt. Ob er noch hier wohnte? Er war jetzt zwanzig. Vielleicht war er ausgezogen und hatte sich eine eigene Wohnung genommen. Hm. Sie würde einen Weg finden müssen, Gram unauffällig danach zu fragen.
Sarah schlenderte über den Kopfsteinpflasterweg, der zur Uferstraße führte. Der See schimmerte blau und glänzend im klaren, kalten frühmorgendlichen Sonnenschein. Sie dachte daran, wie Travis sie zum Fischen an die Anlegestelle mitgenommen hatte. Wie er ihren Schilfrohrstecken mit kleinen Fischen versehen und so getan hatte, als hätte sie einen riesigen Thunfisch an der Angel, obwohl sie nur einen handtellergroßen Sonnenbarsch eingeholt hatte. Sie war zehn gewesen. Er fünfzehn. Genauso alt, wie sie jetzt war. Er hatte stets Super-Bubble-Kaugummi in der Tasche gehabt, das er mit ihr geteilt hatte. An jedem 4. Juli waren sie zusammen auf Großmutters Dach geklettert und hatten sich das Feuerwerk angeschaut, und einmal hatte er ein paar Rüpel verjagt, die sie in den Gartenweg getrieben und Wegezoll von ihr verlangt hatten.
Diesmal war ihr Traum ein wenig anders gewesen. Er hatte nicht damit geendet, dass Travis ihre Hand genommen hatte. Diesmal hatte er sie in seine Arme gezogen, den Kopf geneigt und sie geküsst. Es war ein glühend heißer, prickelnder Kuss gewesen, der ihren ganzen Körper zum Kribbeln brachte.
Sarah war noch nie geküsst worden. Nicht im wahren Leben. Aber dieser Kuss in ihrem Traum … Wow! Genau so stellte sie sich einen Kuss vor. Fest und feucht und sinnlich.
Bei der Erinnerung daran leckte sie sich die Lippen. Wie lange würde sie sich gedulden müssen, bis sie ihn in echt küssen durfte? Wie sollte sie ihn dazu bringen, die Frau in ihr zu sehen, zu der sie heranreifte, und nicht länger das kleine Mädchen mit den Zöpfen und der Zahnspange, das ihn anbettelte, ihm Gespenstergeschichten zu erzählen? Sie wälzte das Problem in ihren Gedanken hin und her, eifrig darauf bedacht, die Prophezeiung des Schicksalsplätzchens voranzutreiben.
Sollte er sich der Tatsache nicht baldmöglichst bewusst werden, dass er für sie bestimmt war? Vielleicht sollte sie ihm ein paar Schicksalsplätzchen backen und ihm sagen, er solle sie nachts unter sein Kissen legen. Zu dumm, dass Gramma behauptete, der Schicksalsplätzchenzauber würde nur an Heiligabend wirken! Sie würde sich also noch ein ganzes Jahr gedulden müssen. Vor Enttäuschung zog sie die Schultern nach vorn.
Sarah kam am Briefkasten an, der mit schwarzen und weißen Flecken versehen war wie eine Holsteiner Kuh, und öffnete die Klappe. Es lag nur ein einziger Brief darin. Ein dicker, cremefarbener, quadratischer Umschlag. Offenbar war Gramma zu besagter Hochzeit eingeladen worden.
Sie zog den Umschlag heraus, schloss die Briefkastenklappe und blickte auf die Adresse: »An Mrs. Mia Martin und Miss Sarah Collier.« Sie war ebenfalls eingeladen. Eine Hochzeit an Weihnachten. Wie schön. Dann fiel ihr Blick auf den Absender. Mr. und Mrs. Albert Hunt. Crystal Hunt und Travis Walker.
Hm?
Ihr Gehirn wollte nicht begreifen, was das bedeutete, doch ihre Hände, ihre verräterischen Hände, fingen an zu zittern, als sie den hübschen cremefarbenen Umschlag aufrissen und die starre Klappkarte herauszogen. Darin war ein Foto von einem lächelnden Travis, der eine schöne, junge blonde Frau umarmte, die Sarah nicht kannte.
Auf der Karte stand: »Mr. und Mrs. Albert Hunt geben voller Freude die Hochzeit ihrer Tochter Crystal Ann Hunt mit Travis Stephen Walker am Samstag, den 25. Dezember um neun Uhr in der presbyterianischen Kirche von Twilight bekannt.«
Sarah entfuhr ein Schrei der
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