Traumhaft verliebt - Roman
Verzweiflung, die Karte fiel flatternd zu Boden. Travis heiratete? Das konnte doch nicht wahr sein. Das war unmöglich. Er war viel zu jung … und … diese Frau … Wer zum Teufel war sie? Travis gehörte zu Sarah. Er war ihre einzig wahre Liebe. Das behaupteten die Schicksalsplätzchen.
Sie blickte auf die Uhr und stellte fest, dass es kurz vor neun war. In wenigen Minuten würde Travis verheiratet sein!
Nein!
Das durfte sie nicht zulassen. Er musste erfahren, dass sie füreinander bestimmt waren. Er durfte diese Crystal Hunt nicht heiraten. Das durfte einfach nicht geschehen!
Blindlings wandte sie sich um und rannte los, nur ein einziger Gedanke hämmerte in ihrem Gehirn: Lauf zu Travis. Erzähl ihm von deinen Träumen. Halt die Hochzeit auf!
Jetzt!
Sarah schoss den Lakeshore Drive entlang in Richtung Stadtzentrum. Sie war nicht gerade in Bestform, und sie geriet schon bald außer Atem. Heftiges Seitenstechen zwang sie, in einen schnellen Laufschritt zu fallen.
Beeil dich, beeil dich! Das ist ein Notfall!
Ihre Gedanken waren ein einziges Durcheinander. Der kalte Wind frischte auf, herabgefallene Blätter wirbelten vor ihr über die Straße. So früh am Morgen des ersten Weihnachtstags waren die Straßen menschenleer. Es war zehn Minuten nach neun, als sie an den Autos vorbeieilte, die sich auf dem Parkplatz vor der presbyterianischen Kirche drängten. Ihr Herz dröhnte in ihrer Brust. Bumm, bumm, bumm. Jeder Schlag erschütterte ihren Körper.
Sie rannte die Stufen hinauf, stieß die schwere Holztür auf und taumelte hinein.
Strahlend weiße Spitze, genau wie in ihrem Traum, war über die Bankreihen drapiert. Der Mittelgang war mit Rosenblättern bestreut. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Vorne vor dem Altar stand Travis, er sah unglaublich gut aus in seinem schwarzen Smoking. Neben ihm stand die spindeldürre Blondine von dem Foto auf der Hochzeitskarte, gekleidet in ein duftiges weißes Chiffonkleid. Sie sahen aus, als wären sie die Verzierung auf einer Hochzeitstorte.
Sarah drehte sich der Magen um. Nein! Nein!
Ein Geistlicher stand vor Travis und seiner Braut. »… treten Travis Walker und Crystal Hunt nun in den Stand der heiligen Ehe. Sollte irgendjemand Einspruch gegen die Vermählung der beiden erheben, so möge er jetzt sprechen oder auf ewig schweigen.«
Es war noch nicht zu spät! Sie konnte dem Akt der Trauung immer noch Einhalt gebieten!
Der Geistliche hielt inne.
»Warten Sie!«, rief Sarah und sprintete den Gang entlang, die Glöckchen an ihrem Pullunder klingelten fröhlich.
Sämtliche Augen schweiften vom Brautpaar zu ihr. Gedämpftes Gelächter ging durch die Menge. In dem Augenblick wurde Sarah bewusst, dass sie noch immer das Rentiergeweih auf dem Kopf trug, aber das war ihr egal. Ihr Anliegen war zu bedeutend. Wenn sie lächerlich aussehen musste, um diese Zeremonie aufzuhalten, dann war das eben so.
Völlig außer Atem flitzte sie zum Altar.
»Junge Dame.« Der Geistliche blickte sie streng durch seine Brillengläser an. »Haben Sie noch Einwände gegen diese Hochzeit vorzubringen?«
Sarah sah von ihm zu Travis.
Travis schaute völlig verwirrt drein. »Sarah?«
»Wer ist das?«, fragte Crystal.
Sarah ignorierte sie und sah Travis direkt in die grauen Augen. »Heirate sie nicht. Du darfst sie nicht heiraten.«
»Wie meinst du das?«, fragte er verwirrt.
Die Worte flossen wie ein Sturzbach aus ihrem Mund. »Ich bin deine Seelenverwandte. Deine einzig wahre Liebe. Es ist dir bestimmt, mich zu heiraten. Wenn du sie heiratest, ist alles aus. Keiner von uns beiden wird das Glück finden, das ihm beschieden ist.«
Er verzog die Mundwinkel zu einem liebenswerten Lächeln. »Sarah«, sagte er dann, streckte die Hand aus und berührte sie sanft am Arm.
Seine Berührung ging ihr durch Mark und Bein. Sämtliche Luft wich aus ihren Lungen.
»Du bist erst fünfzehn«, sagte er. »Du weißt doch noch gar nichts über die wahre Liebe.«
»Doch, das tue ich! Ich träume jeden Heiligabend von dir, seit ich acht bin. Die Schicksalsplätzchen irren sich nie. Du und ich sind füreinander bestimmt.«
»Ach du meine Güte! Hast du noch alle Tassen im Schrank?«, fuhr Crystal Hunt dazwischen. »Du bist eine eifersüchtige kleine Spinnerin, die zu viele Liebesromane gelesen hat. Es gibt keine Seelenverwandtschaft oder die einzig wahre Liebe! Mach dir doch nichts vor!«
Die Kirchenbesucher brachen in Lachsalven aus, und in diesem entsetzlichen Bruchteil einer Sekunde
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