Traumhaft verliebt - Roman
schlang einen Arm um Sarahs Hals, während er sein Handy hervorholte. »Sag cheeeese «, wies er seine Tochter mit einem breiten Grinsen an.
Travis drückte auf den Auslöser und besah sich anschließend das Bild auf dem Display. Jazzy hatte sich auf Sarahs Schoß gekuschelt und sah so süß aus wie immer. Doch was ihn wirklich überraschte – was ihm beinahe den Atem nahm –, war der liebevolle mütterliche Ausdruck auf Sarahs Gesicht, als wäre sie ganz vernarrt in sein Kind.
»Wie ist es geworden?«, fragte Sarah.
»Gut.« Er steckte das Handy zurück in die Tasche; aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollte er nicht, dass sie das Foto sah.
Da waren sie nun, in einem überfüllten kleinen Lager, umgeben von Büchern. Er sah ihr in die Augen, und sie erwiderte seinen Blick. Travis verspürte ein Kribbeln, das er noch nie zuvor empfunden hatte. Er dachte wieder an den Kuss, den er ihr unter dem Mistelzweig gegeben hatte, und daran, wie sehr er sich wünschte, sie erneut zu küssen.
»Nun«, sagte er.
»Nun«, wiederholte sie.
Er rieb sich mit der Handfläche den Nacken und senkte den Kopf. »Schätze, du hast den ganzen Tag über zu tun.«
»Davon gehe ich aus.«
Er verlagerte sein Gewicht aufs andere Bein. Ihm war klar, dass sie gehen sollten, doch er wäre liebend gern hier, an diesem stillen, engen Fleckchen geblieben, an dem es nach Büchern und Sarahs unaufdringlichem Parfüm roch.
»Ist sonst noch was?«, fragte sie.
»Ähm, nein.« Geh. Aber er blieb stehen.
Jazzy saß immer noch auf Sarahs Schoß und blätterte in Die Zeitfalte. Sie schien die Schnitzeljagd vergessen zu haben und absolut zufrieden damit zu sein, den Tag hier zu verbringen.
»Nun, dann machen wir uns mal wieder auf die Jagd nach weiteren Fotos«, sagte er schließlich.
»Fotos. Richtig.«
»Wir sollten uns besser beeilen, denn …« Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Wie du weißt, sind die Leute bei solchen Sachen ziemlich eifrig.«
Sarah nickte.
Verdammt, es war leichter, sich mit einem Einweckglas zu unterhalten. Warum gab er sich eigentlich so viel Mühe?
»Ich erinnere mich an die Geschichte. Sie ist schön. Liest du sie mir mal vor?«, wandte sich Jazzy an Sarah.
»Sicher«, erwiderte Sarah.
Jazzy suchte Sarahs Blick. »Wann?«
»Wann?«
»Ja. Wann liest du sie mir vor?«
»Ähm … ich weiß nicht.«
»Wie wär’s mit Heiligabend? Wir könnten diese Plätzchen aus deinem Buch backen. Du weißt schon, die, die Isabella und ihre Großmutter machen.«
»Schicksalsplätzchen.«
»Ja, wir könnten Schicksalsplätzchen backen, und dann könntest du mir Die Zeitfalte vorlesen.«
» Die Zeitfalte ist ein langes Buch, Jazzy«, sagte Travis. »Das kann man nicht an einem Abend lesen. Und außerdem wird Sarah an Heiligabend nicht in der Stadt sein. Wir beide können zusammen Weihnachtsplätzchen backen und in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr Die Zeitfalte lesen.«
Enttäuscht zog seine Tochter die Mundwinkel nach unten. »Na gut, dann eben so.«
»Vielleicht können wir ein andermal Schicksalsplätzchen backen«, schlug Sarah vor.
Travis verspürte einen Klumpen im Magen, und er warf Sarah einen Blick zu, der besagen sollte: Mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst.
Jazzy schüttelte den Kopf, und ihre Mundwinkel sackten noch tiefer. »Die Schicksalsplätzchen funktionieren nur an Heiligabend.«
»Du weißt doch, dass diese Sache mit den Schicksalsplätzchen nur ein Märchen ist, oder?«, sagte Sarah sanft.
Jazzy zog ein Gesicht, als hätte Sarah ihr soeben mitgeteilt, dass es keinen Weihnachtsmann gäbe. »Ja, sicher, das weiß ich. Ich dachte bloß, es wäre lustig … du weißt schon … so zu tun, als wäre es wahr.«
Das war gar nicht gut. Jazzy mochte Sarah mehr, als gut für sie war. Das Letzte, was er wollte, war, dass seine Tochter verletzt wurde. Er legte seine Hand auf Jazzys Schulter. »Wir müssen jetzt los, Kleines.«
»Okay.« Jazzy sprang von Sarahs Schoß.
Travis zog den Vorhang zurück und entdeckte einen Haufen von Leuten, die den Laden durchstöberten.
»Oh, seht mal!«, rief eine Frau. »Dort ist Sadie Cool!«
»Jetzt weiß ich, wie sich ein Reh während der Jagdsaison fühlt«, murmelte Sarah.
Gleich darauf wurden Travis und Jazzy von einer Horde von Schatzsuchern aus dem Lager und dem Buchladen gedrängt.
Kapitel neun
Z um Glück endeten Sarahs Verpflichtungen als ehrenamtliche Bürgermeisterin am Sonntagabend zusammen mit dem Dickens-Festival.
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