Traumhaft verliebt - Roman
sein, hatte er sich noch nie Gedanken darüber gemacht, was wäre, wenn sie einst in die Pubertät käme, so konzentriert war er darauf gewesen, jeden einzelnen Tag zu überstehen. Ein Nachteil, wenn man ausschließlich den Moment lebte, war, dass man vergaß, dass die Zukunft gleich hinter der nächsten Ecke wartete.
»Obwohl, ich glaube nicht, dass er ihn wirklich gekauft hat, ich denke, er hat ihn aus einer dieser Greifermaschinen. Er liebt es, im Bowlingcenter mit diesen Dingern zu spielen. Blöderweise wollte er ihn mir vor all meinen Freundinnen schenken, da musste ich ihm doch sagen, dass ich ihn nicht leiden kann und seinen Ring nicht will.«
»Jasmine Dawn Walker, warst du gemein zu dem kleinen Jungen?«
Jazzy senkte den Kopf und malte mit der Zehenspitze im Staub. »Ich habe versucht, es nett zu sagen.«
»Du hast seine Gefühle verletzt.«
»Daddy«, sagte Jazzy kläglich, »seine Unterlippe hat angefangen zu zittern. Ich hatte Angst, dass er anfängt zu weinen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
Travis verspürte Mitleid sowohl mit seiner Tochter als auch mit dem kleinen Mitchell Addison.
»Es hat mir auch wehgetan«, flüsterte Jazzy. »Weil ich ihn wirklich mag, aber nicht mit ihm befreundet sein kann. Ist das so wie bei dir und Sarah?«
»So ähnlich.«
Jazzy hob den Kopf und blickte ihren Vater an. »Magst du sie?«
»Ja.«
»Aber du mochtest sie nicht, als sie ein Kind war?«
»Doch, aber es war so ähnlich wie bei dir und Mitchell. Sie war zu jung für mich.«
»Aber jetzt ist sie erwachsen.«
Travis nickte. »Das ist sie.«
»Nun«, erklärte Jazzy. »Ich mag sie, und ich mag ihr Buch. Und jetzt lass sie uns suchen und das Foto machen, damit wir diese Schnitzeljagd gewinnen. Ich wollte immer schon in einen Freizeitpark fahren.«
Irgendetwas sagte Travis, dass Sarah aus dem Buffalo Nickel in den Buchladen, das Ye Olde Book Nook, geschlüpft war. Seine stärkste Kindheitserinnerung an Sarah war die, dass sie immer die Nase in einem Buch stecken hatte, genau wie Jazzy. Obwohl er den Eindruck hatte, dass aus seiner Tochter, wäre sie bei besserer Gesundheit, kein so großer Bücherwurm geworden wäre. Jazzy war von Natur aus extrovertiert, während man Sarah als introvertiert bezeichnen konnte.
»Lass uns hier reingehen«, schlug er vor und drückte die Tür zum Buchladen auf.
Sarahs Buch stand auf einem Ständer in der Ladenmitte, umgeben von den beliebtesten Charles-Dickens-Büchern, die gern von den Besuchern des Festivals gekauft wurden – Ein Weihnachtsmärchen, Große Erwartungen, David Copperfield, Oliver Twist, Eine Geschichte aus zwei Städten. Er hatte sie Jazzy alle vorgelesen. Eine Geschichte aus zwei Städten gefiel ihm am besten. Er liebte die Eingangszeile. Die ziemlich gut das Paradoxon seines eigenen Lebens mit einer kranken Tochter auf den Punkt brachte: Es war die beste und die schlimmste Zeit …
Im Augenblick, da Jazzy so strahlend und gesund wirkte und Sarah wieder in Twilight war, hatte er das Gefühl, die allerbeste Zeit zu erleben.
Sie gingen suchend an den Regalen entlang, aber sie fanden sie nicht. Gerade als Travis anfing zu glauben, er habe sich geirrt, entdeckte er ein Paar schwarze Stiefelspitzen, die ihm bekannt vorkamen. Sie schauten unter dem mit Büchern bedruckten Vorhang hervor, der den Geschäftsbereich vom Lager abteilte.
Travis legte einen Finger auf die Lippen, nahm Jazzy bei der Hand und deutete auf die Stiefelspitzen. »Da ist sie«, flüsterte er.
Jazzy machte einen Schritt nach vorne und zog den Vorhang zur Seite.
Dort saß Sarah in einem alten, dick gepolsterten Sessel, der dasselbe Muster hatte wie der Vorhang. In der Hand hielt sie eine Ausgabe von Die Zeitfalte. Ihr Zopf fiel über ihre Schulter nach vorne auf die Brust. Obwohl Travis nicht darauf starren wollte – und schon gar nicht vor seiner Tochter –, konnte er den Blick nicht von der wohlgeformten Wölbung unter dem flauschigen blauen Pullover wenden, der die gleiche Farbe hatte wie ihre Augen.
»Treffer!«, krähte Jazzy. »Hol dein Handy raus, Daddy, und fotografier uns!« Und ohne sich bitten zu lassen, sprang seine von Berührungsängsten freie Tochter auf Sarah zu und setzte sich auf ihren Schoß.
Sarah machte ein Gesicht wie ein Reh, das von Autoscheinwerfern geblendet wird. »Komm rein und zieh schnell den Vorhang zu, bevor wir hier belagert werden«, sagte sie zu ihm.
Travis betrat den gemütlichen Schlupfwinkel und schloss den Vorhang hinter sich. Jazzy
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