Traumhafte Tage in Sydney
minderwertigen Produkten abspeisten. Er beschloss, Rachel später nach dem Shampoo und der Spülung zu fragen, die im Badezimmer bereitstanden. Er selbst konnte nie beurteilen, ob es sich um hochwertige Produkte handelte. Doch sie als Frau würde es sicher wissen.
Als das Wasser kochte, brühte Justin den Kaffee auf. Da klopfte es an der Tür. Er öffnete und sagte: “Lassen Sie mich raten: Es gibt keine weitere Ersatzkarte.”
Mit aschfahlem Gesicht und weit aufgerissenen Augen stand Rachel vor ihm, die Hände ineinander verkrampft. Offenbar hatte sie einen Schock erlitten.
“Rachel!”, rief Justin besorgt. “Was ist passiert?”
“Ich … ich …” Sie verstummte und schluckte trocken, sichtlich um Fassung ringend.
“Kommen Sie rein.” Justin nahm sie am Arm und zog sie sanft ins Apartment. Sie schien den Tränen nahe zu sein. Er schob die Tür mit dem Fuß zu und führte Rachel ins Wohnzimmer. Dort drückte er sie sanft aufs Sofa und nahm ihr gegenüber Platz.
“Rachel”, sagte er sanft und sah sie über den Couchtisch hinweg an. “Bitte erzählen Sie mir, was passiert ist.”
Sie lachte kurz auf. Es klang ein wenig hysterisch. “Was passiert ist?”, wiederholte sie. “Die beiden haben mich nicht erkannt.
Er
hat mich nicht erkannt – können Sie sich das vorstellen?”
“Wen meinen Sie mit
er?”
“Eric.”
“Und wer ist Eric?”
“Mein … Verlobter”, erwiderte sie stockend. “Zumindest war er das, bis ich ihm sagte, ich würde meine Arbeit aufgeben, um Lettie zu pflegen.” Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie es selbst nicht fassen. “Ich habe immer geglaubt, ich würde wissen, warum er sich von mir getrennt hat”, fuhr sie mit zittriger Stimme fort. “Ich dachte, er würde mich nicht mehr genug lieben, um meine Entscheidung zu unterstützen. Aber offenbar habe ich ihm damit nur einen willkommenen Vorwand geliefert, um die Verlobung mit mir zu lösen. Der Gedanke, dass es schon vorher eine andere Frau in seinem Leben gegeben haben könnte, ist mir nie gekommen.”
“Und wie kommen Sie darauf, dass es so war?”
“Weil ich das Miststück gerade gesehen habe”, sagte Rachel unerwartet heftig. “Sie hat an der Rezeption mit ihm eingecheckt.”
“Und wer ist sie?”, fragte Justin vorsichtig.
“Charlotte – die Immobilienmaklerin, über die er die schöne Wohnung gekauft hat, in die wir nach der Hochzeit einziehen wollten”, erwiderte Rachel bitter.
“Sind die beiden denn jetzt verheiratet?”
“Nein, soweit ich weiß, nicht. Aber nach allem, was ich von ihrem Gespräch mitbekommen habe, leben sie zusammen. Oder sie verbringen ein ‘bezahltes Spaßwochenende’ miteinander, wie Eric es immer bezeichnet hat.”
“Ich verstehe.” Justin überlegte, wie er Rachel trösten konnte. Doch er wusste, dass es beinahe unmöglich war. “Aber dass Eric schon ein Verhältnis mit dieser Frau hatte, bevor er Sie verlassen hat, ist doch nur eine Vermutung von Ihnen, oder?”
“Nein. Ich weiß es. Damals hatte ich schon einen Verdacht, aber ich habe den Gedanken immer verdrängt und mir eingeredet, ich würde mir die viel sagenden Blicke nur einbilden, die sie einander zuwarfen – und die Ausreden, die Eric erfand, um sich mit ihr in dem Haus zu treffen, während ich bei der Arbeit war. Eric ist ein sehr erfolgreicher Anwalt und kann im Prinzip seine Arbeitszeiten so legen, wie es ihm passt.”
“Gut. Dann ist er also nicht nur ein Idiot, sondern auch ein Schuft. Aber das ist doch jetzt nicht mehr wichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie noch immer in ihn verliebt sind … wie lange ist es her?”
“Ungefähr vier Jahre.”
“Na also! Wenn es jetzt ein Jahr her wäre oder anderthalb”, so wie bei ihm und Mandy, “dann würde ich verstehen, warum Sie so gekränkt sind.”
“Man hört doch nicht einfach auf, jemanden zu lieben, nur weil es vernünftiger ist. Und selbst wenn ich Eric nicht mehr liebe, tut es mir weh, ihn mit einer anderen Frau zusammen zu sehen. Aber was mich am meisten gekränkt hat, ist, dass die beiden mich nicht wiedererkannt haben!” Sie unterdrückte ein Schluchzen.
Justin wurde von Mitgefühl ergriffen. Es war nicht nur die Erinnerung an die schmerzhafte Enttäuschung, die Rachel so verletzt hatte. Er konnte ihren Schmerz darüber, wegen ihres Äußeren nicht wiedererkannt worden zu sein, gut nachempfinden. “Vielleicht hat Eric Sie nicht richtig angesehen”, versuchte er sie zu trösten. “Oder er war mit den Gedanken ganz
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