Traumhafte Tage in Sydney
in den Fahrstuhl ging, blickte er über die Schulter und bemerkte Rachel. Man sah ihm an, dass er sie auf Anhieb erkannte.
“Du meine Güte!”, rief er. “Das ist ja Rachel! Du erinnerst dich doch sicher noch an Rachel, Charlotte? Rachel Witherspoon?”
Später sollte Rachel sich fragen, woher sie all den Mut und die Gelassenheit genommen hatte. Vielleicht hatte es mit Charlotte zu tun, die sie überrascht von Kopf bis Fuß musterte.
“Ja, ich erinnere mich”, sagte sie. “Was für eine Überraschung, Sie hier zu sehen, Rachel.” Dann wandte sie sich Justin zu und betrachtete ihn aus ihren dunklen, schräg stehenden Augen. Frauen wie Charlotte gaben sich nie lange mit einer anderen Frau ab, wenn attraktive Männer in der Nähe waren.
Eric dagegen hatte sie, Rachel, die ganze Zeit so fassungslos angesehen, als wäre sie eine Außerirdische.
“Dasselbe dachte ich auch gerade”, sagte sie betont gelassen. “Ich vermute, Ihr beiden seid ein Paar? Dies ist übrigens mein Chef, Justin McCarthy”, fuhr sie fort, ohne auf eine Antwort zu warten. “Justin, das sind Freunde von mir: Eric Farmer und Charlotte … Bitte verzeihen Sie, ich kann mich nicht mehr an Ihren Nachnamen erinnern, Charlotte.”
“Raper.”
“Ach ja, Raper.” Was für ein furchtbarer Name. “Macht Ihr eine Geschäftsreise, oder seid Ihr zum Vergnügen hier?”
“Zum Vergnügen”, antwortete Eric.
Gleichzeitig sagte Charlotte: “Aus geschäftlichen Gründen.”
Als sie ihm einen wütenden Blick zuwarf, korrigierte er sich: “Beides.” Aber besonders glücklich wirkte er nicht.
Rachel musste lächeln. Sie hätte nicht gedacht, dass Eric sich so leicht aus der Fassung bringen ließ. Justin hatte Recht gehabt: Es tat gut, sich an ihrem Exverlobten zu rächen. Doch die Vorstellung, so zu tun, als wäre sie Justins Geliebte, behagte ihr noch immer nicht.
“Und du?”, fragte Eric. “Bist du auf Geschäftsreise hier oder zum Vergnügen?” Rachel bemerkte, dass er insgeheim Justin prüfend betrachtete. Bei diesem Vergleich schnitt er selbst nicht allzu gut ab, auch wenn er auf den ersten Blick sehr attraktiv wirkte. Bei genauerem Hinsehen fiel Rachel auf, dass er leichte Hängebacken bekommen hatte und sein Haar deutlich dünner geworden war. Auch sein Bauch war nicht mehr so flach wie vor einigen Jahren.
Er war insgesamt ein wenig aus der Form geraten. Schließlich war er auch schon fast vierzig Jahre alt, während Justin erst Anfang dreißig war. Justin war nicht nur größer als Eric, sondern auch durchtrainierter und viel attraktiver, wie Rachel überrascht feststellte.
“Wir sind aus rein geschäftlichen Gründen hier, stimmt’s, Justin?” Rachel berührte ihn leicht am Arm und blickte ihm in die Augen. Hoffentlich würde er ihr nicht widersprechen.
“Oh ja, natürlich.” Justin legte die Hand auf ihre und drückte sie leicht. Er lächelte vielsagend. “Rachel ist meine neue Assistentin. Ich bin wirklich froh, dass ich sie habe. Sie arbeitet erst seit etwa fünf Wochen für mich, aber ich wüsste schon nicht mehr, was ich ohne sie anfangen sollte.”
Oh nein, dachte Rachel verzweifelt. So, wie Justin es sagte, entstand der Eindruck, als wäre ihre Beziehung weit mehr als rein geschäftlich.
“Ach ja?” Eric zog die Augenbrauen hoch und ließ den Blick über ihr Dekolletee gleiten. Rachel errötete. Es war nur zu offensichtlich, was er gerade dachte.
“Eric”, sagte Charlotte äußerst kühl, “würdest du bitte deinen Hintern hierherbewegen, damit die Türen sich schließen können?”
Eric warf ihr einen wütenden Blick zu und betrat den Fahrstuhl.
“Kennen Sie und Rachel sich schon lange?”, fragte Justin gelassen.
“Wir waren vor ein paar Jahren verlobt”, erwiderte Eric nicht gerade freundlich. “Aber damals hat es nicht funktioniert mit uns beiden, stimmt’s, Rach?”
Insgeheim zuckte Rachel zusammen, als sie ihn den alten Kosenamen sagen hörte. Doch um keinen Preis wollte sie es sich anmerken lassen. Betont gelassen erwiderte sie: “Ich fand nicht, dass es schlecht lief.” Lächelnd zuckte sie die Schultern. “Wir haben beide getan, was wir für richtig hielten. Aber das alles ist ja schon lange her. Ich sehe keinen Sinn darin, sich über die Vergangenheit Gedanken zu machen.”
Als wäre das ein Signal gewesen, schlossen sich die Türen, und der Fahrstuhl fuhr nach unten.
“Sie haben sich wirklich etwas entgehen lassen”, stellte Justin fest. “Aber für mich ist das natürlich nur
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