Traumhafte Tage in Sydney
warum sie beide die Kontrolle verloren hatten. Ein romantischer Schauplatz wirkte sich ja oft so aus, zumindest bei Frauen.
Mit zittriger Hand hob Rachel ihre Tasse hoch. Etwas Kaffee tropfte auf die Untertasse. Justin warf ihr einen ungeduldigen Blick zu, was sie sehr ärgerte.
“Ja, ich bin heute Morgen ein bisschen ungeschickt”, sagte sie kühl. “Man kann eben nicht immer vollkommen sein.”
“Ganz offensichtlich nicht, wie man letzte Nacht deutlich gemerkt hat”, erwiderte Justin ebenso kühl. Er trug seine Tasse hinaus auf die Terrasse, ohne einen einzigen Tropfen Kaffee zu verschütten.
Wütend folgte Rachel ihm. Was für ein Mistkerl, dachte sie. Und sie hatte ihn immer für freundlich gehalten! Dabei war er offenbar ein Mann wie jeder andere. Wie kam er dazu, ihr die Schuld für das zu geben, was in der Nacht passiert war? Schließlich hatte er sie zuerst geküsst! Justin hatte die Büchse der Pandora geöffnet. Und jetzt wollte er sie, Rachel, lieber wieder hineinstecken und den Deckel zuschlagen.
Nicht mit mir, dachte sie entschlossen. Denn endlich hatte sie sich befreit – von Eric, von ihrer Vergangenheit – und konnte das sein, was sie sein wollte: eine Frau, die keinesfalls zu schüchtern war, ihre Meinung zu äußern, aus Angst um ihren Job. Schließlich gab es noch genug Assistenzstellen – und andere Männer, die ihr gefallen würden. Rachel brauchte Justin McCarthy nicht: weder als Arbeitgeber noch als Liebhaber!
Obwohl sie so aufgebracht war, beschloss Rachel, sich in Justins Gegenwart zu beherrschen. Aber sollte er sie am nächsten Tag wegen irgendetwas unter Druck setzen, würde sie sich sofort eine neue Stelle suchen.
Denn eins war sicher: Es gab kein Zurück mehr in ihr altes Leben. Die Würfel waren gefallen.
9. KAPITEL
Als Justin am nächsten Morgen zur Arbeit kam, traute er seinen Augen nicht: Rachel trug eins der Kostüme, die er immer besonders unattraktiv gefunden hatte – und sah daran wahnsinnig sexy aus.
Die streng geschnittene Jacke schien sich enger als vorher um ihren Körper zu schmiegen und betonte die schmale Taille und die vollen Brüste. Hatte Rachel sie vielleicht enger genäht? Auf jeden Fall hatte sie den Rock gekürzt, wie er feststellte, als sie ihm den morgendlichen Kaffee brachte. Der Saum endete nun deutlich
über
den Knien. Außerdem trug sie schwarze Nylonstrümpfe. Keine blickdichten, unattraktiven, sondern die seidig glänzende Sorte, die Männerfantasien beflügelte.
Insgeheim überlegte Justin, ob Rachel wohl Strumpfhalter trug. Um den Gedanken zu verdrängen, ließ er den Blick zu ihrem Gesicht gleiten. Rachel hatte das Haar hochgesteckt, wie er es von ihr gewünscht hatte. Doch es war nicht streng am Hinterkopf zusammengenommen wie früher, sondern locker mit einer schwarzen Spange befestigt. Einige Haarsträhnen hatten sich bereits gelöst, umrahmten ihr Gesicht und lenkten seinen Blick auf ihren verführerischen Mund – den Mund, der ihm Samstagnacht ein so prickelndes Vergnügen bereitet hatte.
Justin gab sich einen Ruck und senkte den Blick auf die Papiere, in die er vertieft gewesen war. “Danke, Rachel. Stell den Kaffee einfach hierhin”, sagte er kurz angebunden.
Rachel blieb vor ihm stehen, ohne etwas zu sagen. Schließlich blickte er auf. “Ja? Was ist denn noch?”, fragte er ein wenig ungeduldig.
“Könnte ich heute vielleicht eine längere Mittagspause machen als normalerweise?”, bat sie. “Ich muss mir etwas zum Anziehen kaufen. Dafür werde ich nachher länger arbeiten.”
“Natürlich”, stimmte Justin zu. “Du kannst so lange wegbleiben, wie du möchtest. Würdest du mich jetzt bitte allein lassen, ich muss den Bericht für Guy schreiben.”
“Habe ich da gerade meinen Namen gehört?” Guy Walters kam ins Büro.
Justin war froh über die Unterbrechung. “Sie sind früher zurückgekommen, als ich erwartet hatte”, sagte er. “Wie geht es Ihrem Vater?”
“Viel besser. Er hatte eine dieser tückischen Viruserkrankungen. Aber gestern war er schon auf dem Weg der Besserung. Also, was halten Sie vom ‘Sunshine Gardens’-Hotel?”
“Bitte setzen Sie sich, dann werde ich Ihnen ausführlich berichten. Rachel, würdest du bitte die Tür hinter dir schließen?”
Guy blickte Rachel nach, während sie hinausging, und pfiff anerkennend.
“Das ist also Ihre neue Assistentin.” Er lächelte anzüglich. “Sie Glückspilz. Ich liebe es, wenn hübsche Frauen Schwarz tragen. Am liebsten ist es mir natürlich,
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