Traumhafte Tage in Sydney
erleichtert. So konnte sie aufstehen, ihre Kleidung nehmen und schnell in ihr Zimmer flüchten und musste Justin nicht nackt gegenübertreten.
Rachel eilte hinaus. Sie nahm eine ausgiebige Dusche und wünschte, sie könnte auch die Erinnerung an das, was in der vergangenen Nacht passiert war, wegspülen. Doch es war ihr unmöglich, alles zu vergessen: Ihre Brustspitzen waren überempfindlich, ihre Lippen leicht geschwollen, und sie würde eine ganze Weile nicht ohne ein leicht unangenehmes Gefühl gehen können.
In der vergangenen Nacht hatte sie sich nicht für das geschämt, was sie getan hatte. Es war wie eine Befreiung aus ihrem freudlosen Dasein gewesen. Doch jetzt, am helllichten Tage, wurde Rachel klar, dass die Liebesnacht mit ihrem Chef im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft kein kluger Zug gewesen war. Auch Justin würde im Nachhinein weder über sein noch über ihr Verhalten sehr glücklich sein.
Eine halbe Stunde später saß Rachel auf dem Bett und wünschte, sie könnte im Erdboden versinken. Als es plötzlich an der Tür klopfte, schrak sie zusammen.
“Rachel”, hörte sie Justin in sehr geschäftsmäßigem Tonfall sagen, “bist du schon angezogen?”
“Nein, noch nicht richtig”, erwiderte sie. Es war eine Notlüge, denn eigentlich hatte sie sich gerade ein Outfit aus Isabels ehemaliger Flitterwochengarderobe angezogen: eine weiße Caprihose und ein dazu passendes weißes Oberteil mit gelbem Blumenmuster. Zum Glück hatte Rachel sich am Vortag auch Dessous gekauft. Im Augenblick hatte sie noch ein Handtuch um ihr Haar geschlungen und sich noch nicht geschminkt.
Obwohl sie es bereute, mit Justin ins Bett gegangen zu sein, hatte sie nicht vor, wieder so unscheinbar herumzulaufen wie früher. Davon zumindest hatte sie der Aufenthalt im Schönheitssalon gründlich kuriert.
“Wir müssen miteinander reden”, fuhr Justin fort. “Und wir sollten etwas essen. Es ist bereits nach elf Uhr. Das Frühstücksbüfett ist schon lange geschlossen.”
“Ich … ich habe keinen Hunger”, sagte Rachel unglücklich.
“Du solltest aber trotzdem etwas essen. Auf dem Rückflug wird es nur einen kleinen Imbiss geben. Ich bestelle jetzt ein paar Sandwiches, während du dich anziehst. Ich schlage vor, wir treffen uns in einer halben Stunde draußen auf der Terrasse. Einverstanden?”
“Ja”, stimmte Rachel zu. Insgeheim war sie erleichtert darüber, wie höflich und gelassen Justin klang. Vielleicht würde er sie doch nicht entlassen?
Justin hatte gehofft, Rachel würde in einem ihrer unattraktiven schwarzen Kostüme erscheinen. Doch leider war das nicht der Fall. Sie sah einfach zum Anbeißen aus. Sie trug eine enge weiße Hose und ein knappes Oberteil, das ihre Brüste betonte. Für eine Frau, die er noch vor kurzem für sehr mager gehalten hatte, war Rachel doch erstaunlich kurvig.
Und auch sonst hatte sie ihn in mancher Hinsicht erstaunt, wie ihm jetzt wieder einfiel, als er ihren glänzend rosa geschminkten Mund betrachtete. Er verdrängte den Gedanken und winkte sie zu sich an den Tisch. Dann kam er ohne Umschweife zur Sache.
“Ich möchte mich für mein inakzeptables Verhalten gestern Nacht entschuldigen”, begann er, noch bevor sie etwas sagen konnte. “Obwohl ich wenig zu meiner Verteidigung vorbringen kann – außer vielleicht, dass ich anderthalb Jahre wie ein Mönch gelebt und gestern eine halbe Flasche Wein getrunken habe. Und dann natürlich dein Aussehen gestern Abend …” Ganz zu schweigen davon, wie du heute Morgen aussiehst, fügte er in Gedanken hinzu und ließ den Blick über Rachel gleiten.
Das Haar fiel ihr in weichen, seidig glänzenden Wellen auf die Schultern. Sie trug weiße Sandaletten, in denen ihre leuchtend rot lackierten Zehennägel hervorlugten. Ein Duft nach grünen Äpfeln umwehte Rachel. Diese Note hatte ihm schon immer sehr gut gefallen.
“Ich muss mich auch entschuldigen.” Sie wirkte erleichtert. “Ich habe beim Tanzen versucht, dich zu verführen. Und ich habe auch während der ganzen Zeit nie Nein gesagt. Offenbar war ich beschwipster, als mir bewusst war.”
Einerseits war Justin froh, dass Rachel so reagierte. Es ging ihm gleich viel besser. Aber andererseits: Hatte sie damit nicht indirekt gesagt, dass sie nur mit ihm ins Bett gegangen war, weil sie zu viel getrunken hatte? Vielleicht sollte ich sie daran erinnern, wie viele Höhepunkte sie letzte Nacht hatte, dachte er. Und daran, wie oft sie ihn gebeten hatte, nicht aufzuhören. Zu diesem
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