Traumjäger (German Edition)
einem besonderen Ort. Einem Ort, der für uns Traumjäger von größter Bedeutung ist. Einem Ort der Traum zeit .“
Erwartungsvoll ließ ich mich in den Sessel fallen und wartete auf den ruckartigen Windstoß, der mich zu diesem geheimnisvollen, wichtigen Ort bringen würde.
„Warum setzt du dich hin?“, fragte Tom völlig überrascht. „Willst du nicht mit?“
„Oh, doch natürlich! Ich dachte nur, wir träumen uns zu diesem Ort!“, rechtfertigte ich mich, während ich schnell wieder aufsprang. Tom lachte.
„Nein, diesmal nicht. Er ist gleich nebenan.“
Ich blickte mich in Toms Zimmer um. Zum ersten Mal wurde mir richtig bewusst, dass der Raum weder Fenster noch Türen hatte. Wo sollte nebenan sein? Fragend schaute ich Tom an. Dieser stand vor dem großen Bücherschrank.
„Blatt folgt auf Seite,
Seite auf Traum.
Weiche beiseite,
und zeig uns den Raum!“,
murmelte er. Staunend sah ich, wie sich der Bücherschrank ächzend zur Seite schob, und einen Türeingang freilegte. „Der Schrank reagiert auf einen Zauberspruch?“, flüsterte ich atemlos. Ich wusste, dass Tom viel konnte. Aber dass er ein Zauberer war, das hatte ich nicht vermutet!
Tom lachte. „Was? Ach nein. Das hab ich nur so gesagt. – Wegen der besseren Wirkung. Er reagiert auf diesen Knopf, den ich gedrückt habe!“ Vergnügt wies er auf einen kleinen, versteckten Knopf an der Schrankwand. „Zauberhafte Technik, nicht wahr?“, zwinkerte Tom. Er hatte mich reingelegt, und das genoss er.
Die Tür quietschte ein wenig, als Toms sie öffnete. Er streckte den Arm aus. „Nach dir, mein kleiner Traumjäger!“, sagte er und schob mich durch die Tür.
Ich lief durch einen niedrigen, dunklen Gang und fand mich in einem sehr merkwürdigen Zimmer wieder. Überall waren Uhren. Überall! Sie standen an den Wänden, lagen auf den Tischen, auf dem Boden, hingen an den Wänden: große, kleine, mittlere Uhren. Taschenuhren, Armbanduhren, Wanduhren, Standuhren… Wo ich auch hinsah! Der Raum war erfüllt vom leisen regelmäßigen Ticken tausender kleiner Zeiger. Und mitten in diesem Uhrenzimmer stand eine junge Frau. Ihre großen, hellen Augen lächelten mich an. An wen nur erinnerte sie mich?
„Hallo Papa. Ist das der Junge, von dem du erzählt hast?“ Die Frau umarmte Tom zur Begrüßung. Natürlich! Sie hatte die gleichen Augen wie Tom!
„Ja, das ist er.“, antwortete er. „Andy, das ist Nicky. Meine Tochter.“, fügte er stolz hinzu. Sie reichte mir die Hand und beugte sich zu mir herunter. Ihr langes hellbraunes Haar fiel ihr über die Schultern. „Es freut mich, dich kennen zu lernen, Andy. Es gibt nicht viele Traumjäger, weißt du.“
Ich mochte Nicky von Anfang an, ebenso wie ich Tom von Anfang an gemocht hatte. Sie hatte die gleiche offene und freundliche Art wie er.
„Bist du auch ein Traumjäger?“, wisperte ich. Sie lachte. „Ja, aber nur gelegentlich. Zurzeit bin ich eher eine Traumhüterin.“ Sie bemerkte meinen fragenden Blick. „Siehst du all diese Uhren? Schau sie dir mal ganz genau an.“
Ich trat zu einer mittelgroßen, braunen Wanduhr. Sie war aus edlem Holz kunstvoll gefertigt. Ihr zartes Ziffernblatt bestand aus römischen Zahlen. Solche Uhren hatte ich schon oft gesehen. Was sollte an dieser besonders sein? Da waren die Ziffern: IX, X, XI, XII…
Auf einmal stutzte ich. Ganz oben, da, wo die Zwölf normalerweise ist, stand hier: XIII. Ich blinzelte, zählte noch einmal die Striche hinter dem X. Tatsächlich – ich hatte mich nicht geirrt: XIII! Die Uhr zählte 13 Stunden! Und die Uhr daneben? 13. Die Standuhr? Auch bei ihr stand die 13, wo normalerweise die Zwölf ihren Platz fand.
„Was – wieso – “ Fragend blickte ich in die schmunzelnden Gesichter von Tom und Nicky. „Die Uhren zählen 13 Stunden?“
„Ja, ist das nicht wunderbar?“, strahlte Nicky. Zugegeben, ich fand es eher merkwürdig als wunderbar. Wieso sollte eine Uhr zweimal 13 Stunden pro Tag zählen, wenn der Tag doch nur 24 Stunden hatte? Tom kam mir der Frage zuvor.
„Die Spanne zwischen der XII und der XIII, Andy, misst eine besondere Zeit!“ Er beugte sich dicht zu mir und seine Augen funkelten vor Begeisterung. „Sie misst die Zeit der Träume.“
Er hielt mir eine rote Kinder-Armbanduhr unter die Nase. Der graue Zeiger war gerade über die Zwölf geschnappt. Er befand sich nun in der Traumzeit und leuchtete in magischem Blau.
„Wahnsinn – Und die Traumzeit dauert nur eine Stunde?“, fragte ich verwundert. Ich
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