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Traumjäger (German Edition)

Traumjäger (German Edition)

Titel: Traumjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Talbiersky
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passieren.“ Tom nickte wortlos.
    „Dann musst du lernen, deine Angst zu überwinden. Es ist so: hast du die Angst im Griff, so bist du auch Herr deiner Träume!“, sagte er nach einer Weile.
    Meine Angst überwinden? Oh ja, das wäre fantastisch! Aber wie sollte ich das anstellen? Ich hatte vor so vielen Dingen Angst. Wie sollte ich meiner eigenen Furcht tapfer die Stirn bieten? Wo ich doch nur ein kleiner Junge war! Tom hatte gut reden…
    „Ach Tom, ich wäre so gerne mutig.“, seufzte ich.
    „Dann sei mutig!“, antwortete er.
    „Ich würde so gerne etwas Großartiges leisten!“, flüsterte ich.
    „Dann leiste etwas Großartiges!“, rief Tom.
    „Ich wäre so gerne ein Held!“ Kaum hörbar sprach ich die Worte aus.  
    „Dann sei ein Held!“, lachte Tom. „Es ist alles möglich!“ Verdutzt blickte ich in sein Gesicht.
    „Ernsthaft – was hindert dich daran?“
    Ja, was hinderte mich eigentlich daran? Nichts. Und doch – ich betrachtete mein mickriges Spiegelbild in der Glastür des Buchschranks – alles!
    Tom hatte meinen Blick wohl bemerkt. Er sprang auf. „Danach“, er zeigte heftig auf mein Spiegelbild, „danach darfst du nicht gehen, Andy! Niemals erzählt ein Spiegelbild dir die Wahrheit über dich! –   Du glaubst mir nicht?“ Er las es mir an den Augen ab. Tom beugte sich dicht zu mir.
    „Andy, stell dir vor, du stehst vor einem See und blickst in das ruhigste Wasser, das du dir denken kannst. Du siehst dein Gesicht. Klar und deutlich. Kannst du es sehen?“
    Ich nickte.
    „Dann kommt ein kleines Windchen. Nur ein Hauch. Das Wasser schlägt winzige Wellen, doch dein Gesicht verzerrt sich dadurch bis zur Unkenntlichkeit. Kannst du das auch sehen?“
    Wieder nickte ich.
    „Du glaubst doch nicht, dass dein Gesicht sich in Wirklichkeit verzerrt, oder?“
    „Nein!“
    „Gut. Dann denk mal darüber nach: Wenn ein leises Lüftchen ausreicht, um dein Spiegelbild komplett zu verfälschen, wie viel Wahrheit steckt dann hier drin?“ Er zeigte auf mein Spiegelbild. „Wie viel Wahrheit steckt dann in einer Glastür eines Bücherschranks, der magische, traumhafte Zauberwelten verbirgt?“
    Keine? Keine! Ich musste lächelte. So hatte ich das noch nie gesehen. Tom strich mir sanft über das Haar. „Du bist nicht dumm, Andy! Also sei es auch nicht im Bezug auf dich selbst. Geh nicht nach dem, was du siehst. Geh nach dem, was du fühlst.“ Er gähnte und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Ich glaube, für heute haben wir genug gelernt. Wir üben morgen weiter!“

Kapitel 10

    Das Uhrenzimmer

    L ange, tolle Wanderungen unternahm ich mit meinen Eltern in den nächsten Tagen. Wir liefen über die Deiche, zwischen den Schafen, gegen den Wind.
    Das Wetter hatte sich gebessert. Aus den Wolkenfetzen, die rasch über den blauen Himmel geblasen wurden, fielen nur selten einige nasse Tropfen auf uns nieder. Die Luft war rein und klar, sodass die Farben der grünen Wiesen und der blauen Himmelsstückchen kräftig leuchteten. Es machte großen Spaß, die heranrollenden Wellen zu beobachten und flache, glatte Steine so weit wie möglich in das große, graue Meer zu werfen. Ohne zu übertreiben darf ich sagen, dass ich sie ganz gut springen lassen konnte. Nun ja, ich hatte ja auch viel Übung darin. Schließlich kamen wir jedes Jahr hierher. Und so schwierig ist es eigentlich auch gar nicht. Schwer wird es nur, wenn man sich vornimmt, einen Stein fünf- oder sechsmal springen zu lassen. Das klappt selten.
    Das Wandern machte also Spaß. Trotzdem, manchmal wäre ich lieber alleine in meinem Zimmer geblieben. Meine Eltern ließen mich tagsüber jetzt nur noch sehr selten unbeaufsichtigt. Die Handtuchorgie, wie sie es nannten, hatte ihnen wohl reichlich zu denken gegeben. So gerne ich an der frischen Luft war, ich verlor dadurch kostbare Übungszeit für meine Träume. Denn noch immer konnte ich sie nicht vollständig kontrollieren.

    Als ich eines Nachts um Mitternacht zu Tom ins Zimmer kam, erwartete er mich bereits aufgeregt. Es lag ein schelmischer Ausdruck auf seinem Gesicht. Er versuchte, ihn zu verbergen, aber es gelang ihm nicht. Ich wusste sofort, dass er irgendetwas vorhatte.
    „Heute üben wir nicht, Andy. Du brauchst eine kleine Pause.“, platzte er heraus. „Außerdem habe ich eine Überraschung für dich!“
    Er freute sich riesig über meinen verdutzten Gesichtsausdruck. „Was ist es?“, fragte ich gespannt.
    Toms Augen leuchteten geheimnisvoll. „Ich nehme dich mit zu

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