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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Bewegung.
    Traumjäger war fassungslos. »Aber wir können ihn doch nicht einfach im Stich lassen! Ich habe ihn hergebracht! Er ist noch ein Kätzchen!«
    Dachschatten warf einen Blick über die Schulter und fauchte: »Traumjäger! Sei nicht albern! Wir würden vielleicht Tage brauchen, um ihn zu finden. Wir müssen hier raus und das Volk in Erstheim warnen – sonst wird es für uns alle zu spät sein! Wir werden mehr für ihn tun, indem wir Hilfe bringen, als wenn wir uns fangen und töten lassen. Wir müssen Zaungänger und den anderen Bericht erstatten. Komm jetzt!« Fritti versuchte zu widersprechen, doch er wusste, dass er ihr die Wahrheit niemals würde verständlich machen können. Die Wahrheit über Kaltherz oder die Zahngarde oder die unendlich langen Gänge, in denen abscheuliches Erdgezücht umherkroch.
    Dachschatten machte ohnehin keine Anstalten, ihm zuzuhören. Sie glitt in den schrägen Tunnel hinein, dem flackernden, kränklichen Licht und dem Klang rauher Stimmen entgegen. Traumjäger folgte ihr.
     
    Der Hügel barst vor Geschäftigkeit. Krallenwächter rotteten sich gruppenweise zusammen, verständigten sich mit dumpfen Schnarrlauten, dann trennten sie sich wieder, um durch Gänge zu stürmen und in Gefängniszellen zu stürzen. Als Traumjäger und Dachschatten den Seitentunnel verließen und in den Hauptgang gelangten, waren die Krallenwächter in großer Zahl bereits in die Höhle eingedrungen, die die beiden gerade verlassen hatten.Wütendes Knurren und schwache Schmerzensschreie hallten bis in den Tunnel hinauf, in dem sie standen. Sie begannen zu rennen und hielten sich dicht an den Wänden des Ganges in den tieferen Schatten. Sie rannten an zahlreichen anderen Gefängniszellen vorbei, fanden einen offenbar nicht benutzten Tunnel, dunkel und nach Moder stinkend, und schossen hinein. Der Lärm hinter ihnen wurde ein wenig leiser, und sie blieben kurze Zeit stehen, damit Dachschatten sich zurechtfinden konnte. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich von ihrem Instinkt leiten und versenkte sich in ihre Fühl-Erinnerung, um den Weg zu ihrem Eintrittsloch wiederzufinden.
    Nach kurzer Besinnung schritt sie tiefer in den Tunnel hinein.
    Sie hielten sich von den Hauptgängen fern, nutzten die Vorteile von Verbindungstunneln, Nischen und unfertigen Schächten. Sie kletterten hinauf und hinab, schraubten sich zur Oberfläche hoch, dem Ort des Entkommens entgegen. Mehrere Male waren sie dicht daran, entdeckt zu werden. Einmal mussten sie sich, als sie Pfotentritte näher kommen hörten, in einen niedrigen unfertigen Tunnel zwängen. Dort verharrten sie, starr vor Entsetzen und mit angehaltenem Atem, während zwei Krallenwächter sich darüber stritten, ob ihr Versteck wohl der Untersuchung wert sei. Als die Untiere schließlich übereinkamen, darauf zu verzichten, und sich davontrollten, stellte Fritti fest, dass er Schwierigkeiten hatte, wieder Luft zu bekommen.
    Am Ende begannen sie einen letzten steilen Aufstieg, der sie zu Dachschattens Loch führen sollte. Als sie um eine Ecke spähten, tat sich der Tunnel in tiefster Finsternis vor ihnen auf. Während sie sich vorsichtig vorwärtsbewegten, erhaschte ihr suchendes Auge einen Schimmer von Sternenlicht – das war der Weg ins Freie am äußersten Ende des Ganges. Fritti hatte den Himmel so lange nicht mehr gesehen, dass er vor Aufregung alles vergaß. Trotz der bedrückenden, feuchten Hitze im Hügel lief ein kalter Schauer an seinem Rückgrat entlang und krümmte seinenSchwanz. Jubelnd sprang er vorwärts; einen Augenblick lang glaubte er wieder Gras unter den Pfoten und kühlen Wind in seinem Fell zu spüren. Er hörte Dachschatten seinen Namen rufen, leise, aber drängend. Er achtete nicht darauf.
    Auf einmal verschwand das Sternenlicht.
    Plötzlich erhielt er einen Schlag, der ihn völlig unvorbereitet traf. Dachschattens mahnender Ruf verwandelte sich in ein Geheul der Furcht. Etwas war über ihm – irgendein Wesen, das schnappte und biss.
    »Schnüpper! Lass den anderen nicht entwischen!«, schnitt eine Stimme in das Dunkel, und wieder hörte er Dachschatten aufschreien. Das Wesen über ihm suchte mit Stachelzähnen seine Kehle, und als er sich verzweifelt wand, spürte er haarlose Haut, die sich unter seinen Tatzen krümmte. Ein Zahnwächter! Er kämpfte, um sich von dem harten Griff der Kreatur zu befreien, und schaffte es, seine Zähne einen Herzschlag lang in ihr Fleisch zu schlagen. Ein schmerzvolles Fauchen seines Gegners belohnte ihn. Er

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