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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nutzte diese winzige Pause, riss sich los und raste zu der Stelle zurück, wo er Dachschattens Stimme zum letzten Mal gehört hatte. Seine Augen hatten sich endlich auf die völlige Dunkelheit eingestellt, und er sah gerade noch rechtzeitig eine zweite Gestalt sich aufbäumen, um deren Schlag die größte Wirkung zu nehmen. Trotzdem wurde er zurückgeschleudert und prallte gegen die sich duckende Dachschatten.
    »Schlitzbauch! Hilf Schnüpper, er wird mit den Gefangenen nicht fertig!« Jetzt konnte Fritti erkennen, woher diese Stimme kam: Dort, vor dem Loch, durch das sie hatten entfliehen wollen, kauerte eine lange, haarlose Gestalt. Ihr augenloser Kopf nickte beifällig.
    »So!«, sagte die Gestalt. »Wie erwartet seid ihr zu eurem Eingangsloch zurückgekehrt. Wie reizend. Und weil ihr so gern auf Reisen geht, werden wir euch jetzt mitnehmen und euch unser Reich zeigen, wenn’s recht ist.«
    Die anderen zwei dunklen Gestalten nahmen Traumjäger und Dachschatten in die Mitte, und eine der beiden sagte: »Warum geben wir ihnen nicht gleich hier den Rest, Meister Heißblut?«
    Der Anführer der Zahngarde schwieg, und dieses Schweigen schien sehr lange in der dunklen, feuchten Luft zu hängen. »Du solltest dir diese Frage lieber selbst beantworten, anstatt sie mir zu stellen, Schlitzbauch – insbesondere, weil du deine Unfähigkeit so deutlich bewiesen hast. Diese Kreaturen haben uns allen große Schwierigkeiten bereitet, und wir werden ein strenges Gericht über sie halten, um den Schaden wiedergutzumachen. Sie werden noch ein wenig am Leben bleiben, weil ich gewisse Dinge in Erfahrung bringen will. Von dir kann ich jedenfalls nichts erfahren. Verstehst du, was ich meine?«
    Schlitzbauch kaute noch an seiner Antwort, als aus dem hinter Traumjäger und Dachschatten liegenden Tunnel eine dunkle Gestalt hervorhuschte und die beiden Zahnwächter mit zwei Schlägen zu Boden streckte. Fritti und die
Fela
vergeudeten keine Zeit damit, festzustellen, wer ihr geheimnisvoller Wohltäter war, sondern sprangen auf und rasten zurück den Gang hinauf. Hinter sich hörten sie Fauchen und Schreien und den Lärm eines erbitterten Kampfes. Heißblut kreischte: »Haltet sie! Haltet sie!«
     
    Die Zeit dehnte sich zu einem einzigen dunklen und nicht endenden Augenblick, während Fritti und Dachschatten durch die lichtlosen äußeren Hallen flüchteten. Fort von den Zahnwächtern, fort von Dachschattens Tunnel, fort, weit fort – sie konnten an nichts anderes denken. Traumjäger blutete aus frischen Wunden, und in seiner Schulter klopfte und brannte der Schmerz bei jedem Schritt.
    Sie rasten durch eine Finsternis, die fast vollkommen war, verließen sich auf ihre Barthaare und auf ihr scharfes Gehör. Diese Schächte waren fast gänzlich frei von jener leuchtenden Erde, die den größten Teil Vastnirs erhellte. Sie stolperten über Steine undWurzeln im Boden; viele Male rannten sie bei ihrer panikartigen Flucht gegen Erdwände, standen wieder auf und rannten weiter.
    Schließlich mussten sie ihr Tempo verlangsamen. Sie hatten sich vollkommen verirrt und waren in der Dunkelheit an unzähligen Seitentunneln vorbeigerannt.
    »Ich glaube, wir sitzen hier für immer in der Falle!«, keuchte Dachschatten, während sie sich vorwärtsschleppten.
    »Wenn wir uns mit der linken Seite an der Wand halten und die Richtung nach außen beibehalten, müssten wir eigentlich an einen der Ausgangstunnel kommen – zumindest hoffe ich es«, ächzte Traumjäger. »Jedenfalls ist es das Einzige, woran ich mich erinnern kann.«
    Aus Löchern und Quergängen drangen Flüsterlaute zu ihnen herauf. Einige davon waren die fernen Geräusche Vastnirs, die aus den Hauptkammern aufstiegen. Andere freilich waren nicht zu bestimmen – Seufzer und Gewisper und einmal das klatschende Geräusch, mit dem ein großer Gegenstand in eine tiefe Grube fiel. Vorsichtig gingen sie um die Grube herum. In wortloser Verständigung sprachen sie mit keiner Silbe über das Geräusch, das aus den Tiefen der Grube zu ihnen heraufgedrungen war. Weiterhin behielten sie die Richtung nach außen bei, und der Lärm des Hügels wurde bei jeder Biegung des Ganges leiser und leiser.
    Die Luft schien frostig zu werden. Als Fritti eine Bemerkung darüber machte, behauptete Dachschatten, dass sie sich der Oberfläche näherten und die unnatürliche Hitze Vastnirs hinter sich ließen. Trotzdem kam es Fritti nicht so vor, als handelte es sich um die Kälte des Winters. Es war eine tiefe Kälte,

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