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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Gestein verschwand, ließ Fritti plötzlich schwindlig werden, und die Großartigkeit dieses Schauspiels verwirrte ihn. Tief unter ihm suchte sich der Fluss rauschend seinen Weg hinab in die Dunkelheit, lodernde Kometen aus Gischt schossen hoch, hingen reglos über seinem Kopf und stürzten wieder hinunter. Fritti wich vom Rand der Felsleiste zurück und rollte sich für eine Weile in der Nähe des Tunneleingangs zusammen.
    Schließlich begann der Tumult ihn krank zu machen, und er raffte sich wieder auf. Ungefähr auf der gegenüberliegenden Seite der Höhle erspähte er mehrere Tunnellöcher, pechschwarz vom überschatteten, rotüberhauchten Gestein abgehoben. Er drückte sich dicht an die Höhlenwand und setzte sich in Bewegung. Vorsichtig balancierte er auf dem schmalen Felsgrat entlang, hoch über dem schäumenden Fluss.
    Er kam nur langsam vorwärts. Von Zeit zu Zeit drehte der Wind auf geheimnisvolle Weise, und die aufkommenden wirbelnden Nebel zwangen ihn, stehen zu bleiben und sich festzuklammern, bis er seinen Pfad wieder sehen konnte. Zoll für Zoll verfolgte er seinen Weg rund um das riesenhafte Felsengewölbe und hielt seine Augen unbeirrbar auf den schmalen Pfad gerichtet. Zuweilen sah er aus den Augenwinkeln, wie sich etwas bewegte, doch bei genauem Hinschauen entpuppte es sich als hüpfende Gischt. Einmal glaubte er, zwei winzige Figuren erkennen zu können, die über einen der Pfade eilten, welche die gegenüberliegende Wand kreuz und quer durchliefen, doch als er mitzusammengekniffenen Augen in das Halbdunkel spähte, hoben sich abermals die Nebel. Als sie sich verzogen hatten, sah alles so aus, wie es zuvor gewesen war.
    Nach einer Ewigkeit mühseligen Vorwärtstastens fand er die gegenüberliegende Wand. Den steilen Pfad hinaufsteigend, erreichte er die Löcher und befand sich jetzt viel höher über dem Rauschen und Krachen des kochenden Flusses. Der erste Tunnel, an den er gelangte, rauchte und dampfte ebenfalls, und er eilte weiter, doch der nächsten Öffnung entströmte ein willkommener Hauch kühler Luft. Nachdem er in den Tunnel eingedrungen war, fiel die Temperatur rasch. Über dieses gute Zeichen erfreut, beeilte sich Fritti, die große Höhle rasch hinter sich zu lassen. Nachdem er mehrere Biegungen bewältigt hatte, war das Geräusch des Flusses wieder zu dem bekannten gedämpften Pochen abgesunken. Er ließ sich auf den Boden des Schachtes plumpsen und erfreute sich einen Augenblick an der Stille und Kühle. Nach ein paar tiefen Atemzügen begann er sein durchnässtes, glanzloses Fell zu lecken.
    »He, du da!« Die Stimme schnitt durch die Schatten des Tunnels. Fritti sprang auf, und in seinen Ohren pochte sein Herz lauter als das tobende Wasser.
    »Stehen geblieben!«, fauchte die Stimme. »Bleib stehen und gib dich Magerwicht zu erkennen, dem Zahnwächter!«

26. KAPITEL
    Ach, wollte Gott mein Leib wär an den Flecken,
    Wo Luft ihn kühlt und Blätter ihn bedecken;
    Wo sich in Blumengischt die Flut des Grases bricht
    Oder wo des Meeres Wellen nach hellen Winden lecken.
     
    Algernon Charles Swinburne
     
    T raumjäger stand wie angenagelt da, als jemand mit langsamen Schritten auf ihn zutrottete. Er konnte den pfeifenden Atem der näher kommenden Kreatur hören. Ein fast überwältigendes Verlangen zu fliehen lag mit einem stumpfen, unwirklichen Gefühl der Gleichgültigkeit im Streit, und er harrte unentschlossen aus.
    »Mein Kamerad und ich müssen mit dir sprechen, Fremder.« Wieder diese zischelnde Stimme, dieses Mal näher.
    Er hat von seinem Kameraden gesprochen, überlegte Fritti. Also sind es zwei. Seine Beine zitterten, und er zog seinen Schwanz zwischen die Hinterbeine und wartete. Aus der Dunkelheit tauchte der blinde Kopf des Zahnwächters auf. Sein schlapphäutiger Leib schwankte hin und her. Fritti wollte seinen Augen nicht trauen.
    Wo einst im augenlosen Gesicht des Zahnwächters die riesigen Nüstern geflattert hatten, war jetzt nur noch eine narbige Ruine von zerfetztem Fleisch. Ungefähr anderthalb Sprünge von Fritti entfernt kam Magerwicht schwankend zum Stehen, und seine zerstörte Schnauze fuhr unsicher hin und her.
    »Bist du da?«, fragte der Zahnwächter. Traumjägers Herzmachte einen Sprung, und unwillentlich stieß er einen Laut der Erleichterung aus. Das Untier war verwundet! Es konnte ihn nicht wittern oder zumindest nicht gut.
    »Oh«, keuchte Magerwicht. »Da bist du ja. Jetzt höre ich dich. Komm, lass uns nicht im Stich. Mein Kamerad und ich haben uns

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