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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hin und her. »Natürlich! Ich verstehe. Wie Heißblut. Genau!«
    »Also«, fuhr Fritti fort, der nun an seinem listigen Plan Gefallen zu finden anfing, »hat er mich ausgewählt, den Gefangenen zu finden und zu beobachten.
Aber niemand darf etwas davon wissen!
Du verstehst, dass das … unklug wäre, besonders jetzt!« Was die Logik seiner Ausführungen betraf, war er seiner selbst nicht ganz sicher, doch Magerwicht schien von dieser Idee begeistert.
    »Wie auch immer«, fügte er hinzu, »der Meister hat mich beauftragt, und ich beauftrage dich. Du musst den Gefangenen für mich finden, und niemand darf erfahren, warum, oder auch nur Verdacht schöpfen. Willst du das für mich tun?«
    »Das ist schlau, Tunnelstreuner. Wer würde den alten, verkrüppelten Magerwicht verdächtigen? Ja, ich will es tun!«
    »Gut. Der Gefangene, den du finden musst, ist die
Fela
, die bei dem geflohenen Gefangenen war namens Traum… Traum…« Er stockte und räusperte sich sehr überzeugend. »Traumsucher. Der, von dem Kratzkralle phantasiert. Die
Fela
, die bei ihm war, lebt noch, nicht wahr?«
    »Ich weiß es nicht, Tunnelstreuner, aber ich werde es rauskriegen«, sagte die blinde Kreatur ernsthaft.
    »Sehr gut«, sagte Fritti. »Ich werde dich nach drei Arbeitsschichten an dieser Stelle treffen. Kannst du sie wiederfinden?«
    »O ja. Jetzt, da die Kochende Schlucht mir nicht mehr in den Ohren dröhnt, kann ich mich überall zurechtfinden.«
    »Dann mache dich jetzt auf und nimm Kratzkralle mit – und achte darauf, dass er keinen Ärger macht, der auf euch aufmerksam machen könnte.« Insbesondere wollte Fritti sich nicht selbst mit dem verrückten, kräftigen Untier abplagen, das, falls sein Gedächtnis zurückkehrte, eine noch größere Gefahr darstellen würde.
    »Und vergiss nicht«, setzte er hinzu, »wenn du mich betrügst, betrügst du den Meister. Geh jetzt.«
    Von der Schwere seiner Verantwortung erfüllt, brachte Magerwicht eilig Kratzkralle auf die Beine, und die beiden schleppten sich fort. Traumjäger unterdrückte ein spontanes Schniefen der Belustigung, als er die beiden entschwinden sah. Das Schwierigste stand ihm noch bevor.
    Nachdem er dies geregelt hatte, kamen Frittis wie von einem Fieber beflügelte Gedanken zur Ruhe. Er war sehr hungrig. Das stellte ihn vor ein Problem. Er stand dicht an die Tunnelwand gedrückt, sah zu, wie eine weitere Gruppe von Gefangenen zur Arbeit getrieben wurde, und überlegte, welche Möglichkeiten er hatte. Einerseits konnte er versuchen, sich unauffällig am Rande des Geschehens zu halten – er konnte sich etwas zu essen zusammenstehlenund versuchen, mit List und auf schnellen Pfoten den Wachen aus dem Weg zu gehen. Jedoch früher oder später würde man ihn erwischen. Im Hügel trieb sich kein freies Volk herum – zumindest hatte er es nicht gesehen. Es zu versuchen, hieße, mit dem Feuer zu spielen, und er hatte bereits Schwierigkeiten genug.
    Eine weitere Schar von Gefangenen, von einem Paar griesgrämiger Krallenwächter bewacht, bewegte sich durch den Gang unter ihm. Als sie an seinem Versteck vorüberkamen, brach in den vorderen Reihen ein Sklave zusammen. Es gab großes Jaulen und Fauchen, als die anderen versuchten, über den Liegenden hinwegzuspringen, und mit ihren Kameraden zusammenstießen. Die beiden Wächter wateten mit erhobenen Krallen in das Durcheinander.
    Fritti ergriff die Gelegenheit beim Schopf, sprang aus dem Tunnel und eilte an das Ende der Kolonne.
    Es dürfte einfacher sein, dachte er, aus einer dieser Gruppen zu entkommen, als lange Zeit wie ein Geist zu leben. Außerdem: Wer würde nach einem entsprungenen Gefangenen schon in einer Gefängniszelle suchen?
    »Du kleine Sonnenratte!«, rasselte eine Stimme. Traumjäger blickte in das grobknochige Gesicht eines der Wächter. »Ich hab’s wohl gesehen!«, fauchte der Krallenwächter. »Wenn du noch einmal versuchst, dich aus dem Staub zu machen, schlitz ich dich auf, von der Gurgel bis zum Hintern!« Das Gewühl der Tunnelsklaven schwemmte nach vorn und trug Fritti mit sich davon.
     
    Das Leben als Tunnelsklave war nicht so schwer wie früher. Nach seiner Zeit im Rattblatt-Wald war er kräftiger. Obgleich dort die Jagd nicht sehr ergiebig gewesen war, hatte er sich doch besser ernähren können als seine armen Kameraden, mit denen er hier zusammengepfercht war. Es tat ihm weh, das Elend und das Leid mit ansehen zu müssen, die ihn umgaben – doch dieses Mal lagendie Dinge anders: Er hatte sich der

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