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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Gefangenenschar aus freiem Willen angeschlossen, er wirkte im Geheimen. Wenngleich sein Herz ihn vor Torheiten warnte, konnte er sich gegen einen stillen Stolz nicht wehren. Er hatte ein Ziel, und bis jetzt war er erstaunlich gut vorangekommen. Sein Glück hatte wirklich getanzt.
     
    Auch die Gefangenen konnten spüren, dass sich die allgemeine Stimmung im Hügel verändert hatte. Die erregende, ängstliche Vorahnung nahe bevorstehender Ereignisse drückte sie nieder. Keiner der Gefangenen erzählte Geschichten oder sang. Sogar die Streitereien waren matter, mutloser. Alle zusammen duckten die Gefangenen sich nieder; sie erwarteten den Schlag, der auf sie niederfahren würde.
    Einer der anderen Gefangenen berichtete Fritti teilnahmslos von der Unruhe unter dem Wachpersonal: von den Lichtern und Geräuschen in der Höhle der Grube, von den Wächtern, die zu besonderen Einheiten zusammengestellt und dann in entfernte Tunnel geschickt wurden. Fritti gab sich Mühe, gleichgültig zu erscheinen, und versuchte dem Gefangenen – ein einäugiger Tigerkater namens Knickebein – weitere Neuigkeiten zu entlocken, doch sein erschöpfter Kamerad hatte nichts mehr zu bieten.
    Fritti war jetzt zwei Arbeitsschichten mit den Tunnelsklaven zusammen gewesen, und seine Ungeduld wuchs. Er wusste, dass ihm die Zeit davonlief. Er konnte nur noch an die Gefahr denken, in der seine Freunde sich befanden. Erstheim und das Schicksal des Volkes waren als leere nutzlose Begriffe in den Hintergrund getreten. Nachdem er Knickebein verlassen hatte, saß Fritti mit gekrümmtem Rücken in einer Ecke der Höhle und wartete, dass die Wächter kämen, um sie zur Arbeit zu holen.
    Die Zeit des schmutzigen knochenkrümmenden Grabens tröpfelte so langsam dahin wie Harz aus einem Baumstamm. Obwohl seine Pfoten aufgerissen und blutig waren, grub Frittiwie rasend – versuchte die träge fließenden Stunden gewaltsam zu Ende zu bringen.
    Als der blöde grinsende Krallenwächter am Tunneleingang den Befehl hinunterbrüllte, mit dem Graben aufzuhören, begannen Fritti und die anderen Gefangenen erschöpft nach oben zu steigen. Er ließ sich vorsichtig zurückfallen, und als sich die letzte Katze vor ihm über den Tunnelrand quälte, blieb er stehen, rannte dann rasch die kurze Strecke zurück und warf sich am Ende des Loches, das sie gegraben hatten, auf die Erde. Er kroch so tief wie möglich unter die Haufen loser Erde und lag still.
    Die Stimmen der sich oben zusammendrängenden Gefangenen wehten zu ihm herunter. Sekundenlang blickte ein leuchtendes goldenes Auge von oben in den Tunnel herab, doch Dunkelheit und Schmutz verbargen Traumjäger selbst vor den schärfsten Augen, und bald hörte er, wie der Trupp sich schlurfend entfernte. Er verharrte stumm am Ende der Höhle, bis sein Herzschlag sich beruhigt hatte, dann kroch er vorsichtig an die Oberfläche.
    Die kleine Höhle, von der aus man in das Netzwerk der Tunnel gelangte, war leer. Das schwache Erd-Licht zeigte keinen Schatten außer dem seinen. Unbekümmert, jedoch rasch, entfernte er den gröbsten Schmutz aus seinem Gesicht, von Beinen und Schwanz, und schlich dann auf leisen Pfoten in den größeren Schacht hinaus, aus dem seine Mitgefangenen samt ihren Bewachern bereits verschwunden waren.
     
    In der Höhle, in der Raschkralle lag und von der weißen Katze träumte, war auch Dachschatten endlich in Schlummer versunken. Die ständige Anspannung – des Wartens auf die Rückkehr des rachsüchtigen Krallenwächters – und die ihr aufgezwungene aussichtslose Lage hatten sie ausgehöhlt, bis sie nicht mehr genügend Kraft oder Besorgnis aufbringen konnte, um standzuhalten. Das Kinn auf die Pfoten gelegt, hatte sie lange Zeit dagelegen,auf die friedlichen, hilflosen Gestalten Raschkralles und Grillenfängers gestarrt, und die Hoffnungslosigkeit hatte sich wie ein warmer Nebel über sie gesenkt. Als der Wächter seinen gehässigen Kopf in die Höhle steckte, sah er die drei Katzen in todesähnlicher Starre daliegen. Mit einem beifälligen Blecken seiner gelben Zähne zog er sich zurück.
    Grillenfängers Augen öffneten sich einen Spaltbreit. Für einen Augenblick erfüllte sie, während sein Leib noch immer schlaff und reglos dalag, ein starkes, kaltes Feuer. Dann begann das Licht in den Tiefen der Augen zu flattern und schien zu erlöschen. Die Lider schlossen sich wieder, und abermals lag er stumm wie ein Stein.
     
    Magerwicht wartete schon, als Fritti am Quertunnel anlangte. Der Zahnwächter

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