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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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führte einen kleinen Tanz der Vorfreude auf, und sein haarloser Schwanz knickte und wand sich wie ein herabtaumelnder Nachtfalter. Traumjäger war es vorgekommen, als habe er eine Ewigkeit gebraucht, um heil durch den Hügel bis zum Treffpunkt zu gelangen. Er näherte sich mit künstlicher Ruhe, ohne vermeiden zu können, dass Magerwicht ihn mit schrillem, aufgeregtem Gezischel begrüßte.
    »Tunnelstreuner! Bist du’s? Ich habe Neuigkeiten, Neuigkeiten!«
    »Leise!«, zischte Fritti. »Was für Neuigkeiten?«
    »Ich habe deine Gefangene gefunden!«, sagte der Zahnwächter fröhlich. »Magerwicht hat’s geschafft!«
    Traumjäger spürte, wie die Zeit ihm auf den Krallen brannte. »Wo? Wo ist sie?«
    Magerwicht grinste. Sein Gebiss unter der vernarbten Nase schob sich schimmernd vor. Fritti versuchte Geduld zu wahren und wartete mit trockenem Mäulchen, während Magerwicht ihm beschrieb, wo man Dachschatten eingekerkert hatte. Als der augenlose Zahnwächter fertig war, begann Traumjäger sich zurückzuziehen,während wilde Pläne in seinem Kopf entstanden. Plötzlich blieb er stehen. Ich sollte besser den Schein wahren, dachte er. Diese Kreatur ist ein furchtbarer Feind, aber ein guter Bundesgenosse.
    »Das hast du gut gemacht«, sagte er dem Zahnwächter. »Der Meister wird erfreut sein. Denke daran, zu niemandem ein Wort!«
    »Natürlich nicht. Nicht vom schlauen Magerwicht!«
    Als er das Untier wie von Sinnen umherspringen sah, fiel ihm plötzlich ein, dass er etwas in seiner Aufregung ganz vergessen hatte.
    »Wo ist Kratzkralle?«, fragte er drohend. »Du solltest ihn doch bei dir behalten.«
    Ein jäher Ausdruck von Furcht trat auf Magerwichts zerstörtes Gesicht.
    »Oh, Tunnelstreuner. Er ist voll von
Os
. Er wollte nicht bei mir bleiben, und ich konnte ihn nicht zwingen – er ist sehr stark, weißt du. Er rannte fort in die Tunnel und schrie und sagte seltsame Sachen. Er wurde wegen der Gefangenen bestraft, und er ist ganz krank von dem
Os

    Nicht mehr zu ändern, dachte Fritti. »Mach dir nichts draus«, sagte er zu Magerwicht, dessen Gesicht sich sogleich aufhellte. »Nun geh, und falls ich dich brauche, werde ich dich zu finden wissen.«
    Traumjäger verschwand eilig aus dem Quertunnel, überquerte den Hauptschacht und verbarg sich in einer Nische am anderen Ende, durch die Dunkelheit vor spähenden Augen geschützt. Als er zurücksah, erblickte er Magerwicht, der, das entstellte Gesicht zu einem gehässigen Lächeln verzerrt, immer noch in den Schatten sprang und hüpfte.
    Fritti hielt sich in den tieferen Schatten, schlich sich auf leisen Pfoten an Rotten kampflustiger Höhlenbewohner vorbei und huschte wie eine Geisterkatze durch die erwachende Unterwelt.Die Untiere waren überall – huschend, flüsternd, rote, scharfe Krallen krümmend.
    Fritti erreichte den Punkt, wo drei Tunnel zusammenliefen, den Magerwicht ihm beschrieben hatte. Er blickte sich vorsichtig um, und als er sah, dass ihn niemand beachtete, schlüpfte er geduckt in den Gang, den er nach der Anweisung des Zahnwächters einschlagen sollte. Mit steilem Schwanz, flatterndem Schnurrbart, jeden Zoll seines Fells gesträubt, kroch er hinab.
    Die Öffnung eines Schachtes in der Tunnelwand vor ihm. Das war sein Ziel! Er spürte den Drang, loszuspringen, doch er beherrschte sich. Langsam, vorsichtig …
    Er kam an das Loch und spähte hinunter. In dem trüben Licht am Grunde des Schachtes sah er … Raschkralle!
    Sein Herz machte einen Sprung. Das Kätzchen und Dachschatten befanden sich in derselben Höhle! Sein Glück verließ ihn nicht.
    Er beugte sich weiter vor und konnte zwei weitere Gestalten erkennen. Dachschatten! Und der Alte – war das etwa Grillenfänger? Aber warum rührte sich keiner der drei? Konnte es sein, dass sie … doch nein. Er konnte sehen, dass sich Raschkralles Flanken hoben und senkten.
    Etwas krachte auf ihn herab wie ein fallender Baum. Mit einem Schmerzgeheul taumelte er neben den Höhleneingang. Über ihm stand eine große, schwarze Gestalt, die mit einer mächtigen Tatze zu einem zweiten Schlag ausholte. Das fast vertraute Gesicht des Krallenwächters grinste ihn an.
    »Was tust du hier?«, knurrte das Untier.
    »N … Nichts!«, stotterte Fritti. »M … Mein Name ist Tunnelstreuner, und ich habe mich verirrt.« Er versuchte sich möglichst klein zu machen. Der Krallenwächter beugte sich tiefer zu ihm.
    »Stimmt das?«, schnarrte er, und unter seinem heißen Atem musste Fritti die Augen zusammenkneifen. Die

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