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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Kratzkralle, steh auf, es geht weiter.«
    Traumjäger ging voran, Magerwicht folgte und Kratzkralle trödelte am Schluss herum – so zogen die ungleichen Drei weiter, dem Herzen des Hügels entgegen, wo die Kräfte sich sammelten.

27. KAPITEL
    Nicht eine Keule hat das Herz zerbrochen
    Und auch kein Stein –
    Eine dünne Gerte, nicht zu sehen,
    So weiß ich,
    Peitschte das Magische Wesen
    Bis es starb.
     
    Emily Dickinson
     
    I n der Welt oberhalb des Labyrinths ereigneten sich merkwürdige Dinge. Schreie und Lichter in der Ferne machten die Stunden der Nacht geheimnisvoll und unruhig.
Felas
brachten Junge zur Welt, die nicht lebensfähig waren, und Prinz Taupfote erging sich in unheilverkündenden Prophezeiungen. Viele lebten in Furcht. Überall geriet der feste Boden ins Wanken – sich verändernd und tückisch.
    Eine ganze Sonnendrehung früher als erwartet öffnete sich das Auge zu seiner vollen Größe und hing rot und fett im Himmel. Die Nächte der Treffen waren voller unbeantwortbarer Fragen und namenloser Ängste. Die Blinde Nacht, die Nacht der größten Finsternis, stand bevor. Manche flüsterten, diese Zeit der Dunkelheit werde das
Os
bringen. Das
Os
trugen viele auf der Zunge und noch mehr in ihren Herzen …
     
    Unter der Erde wob der Große, sitzend auf seinem abscheulichen Thron aus den Leibern Toter und Sterbender, an einem Netz merkwürdiger Kräfte.
    Energien strömten und pulsierten durch seinen Sitz der Macht, die so heftig waren, dass manchmal sogar die Luft in der Höhle der Grube so dickflüssig und schwer wurde wie Wasser. Fremdartige Bilder wuchsen und schwanden, flackerten am Rande der Wahrnehmung wie Blitze auf den Lidern Schlafender. Zeitweise durften nur die Knochenwächter vor dem Allerhöchsten Herrn erscheinen, und die Krallenwächter standen murrend in den Gängen außerhalb der Höhle des Meisters.
    Sogar Traumjäger, der sich am Rande des schlagenden Herzens von Vastnir bewegte, konnte spüren, dass eine Gefahr in der Luft lag. Kratzkralle war gänzlich verstummt – er murmelte und heulte auch nicht mehr – und trottete mit einem gleichgültigen, leblosen Glanz in seinen tiefliegenden Augen dahin. Ständig blieb er stehen, um sich zu kratzen, seine grellroten Krallen durch sein Fell zu reißen, bis es blutete. Fritti verstand. Auch seine Haut juckte ihn.
    Die drei hatten an einem der Hauptgänge haltgemacht und blickten in einen dunklen, abschüssigen Tunnel hinein, der zu dem breiten Hauptweg hinunterführte. Gruppen von Krallenwächtern marschierten entschlossen vorbei oder trieben schwächliche, stolpernde Gefangene vor sich her. Magerwicht stellte ein Ohr auf, um den Geräuschen der Pfotentritte zu lauschen, die endlos an ihnen vorbeizogen.
    »Oh.« Der Zahnwächter strahlte, und sein zernarbtes Gesicht überzog sich dabei mit einer Vielzahl von Falten.
    »Hörst du das? Horch. Große Dinge sind im Gange … große Dinge.« Die nackte Maulpartie nahm einen niedergeschlagenen Ausdruck an. »Diese Ungerechtigkeit! Dass ein treuer Diener wie ich …« Er schniefte. Fritti blickte besorgt auf die Scharen von Krallenwächtern und senkte ein wenig hilflos den Kopf – einen Augenblick vergessend, dass die anderen ihn ja nicht sehen konnten.
    »Ich wurde geboren, um dem Allerhöchsten Herrn zu dienen«,jammerte Magerwicht. »Wie konnte man mich zum gemeinen Volk hinabstoßen?«
    Die vorwurfsvollen Worte des Zahnwächters ließen Fritti aufhorchen. Eine Idee begann in seinem Kopf Gestalt anzunehmen. »Magerwicht, ich muss dir etwas Wichtiges mitteilen«, sagte Fritti leise. »Lass uns ein Stück in den Tunnel zurückgehen.« Als sie sich so weit zurückgezogen hatten, dass sie neben dem erstarrten Kratzkralle standen, sagte Fritti. »Du sagst, dass du ein treuer Diener des … Allerhöchsten Herrn bist?«
    »O ja!«, beteuerte Magerwicht eifrig. »Das ist mein einziger Lebenszweck!«
    »Dann kann ich dir mein Geheimnis anvertrauen. Versprichst du, es für dich zu behalten?«
    »Oh, gewiss, Tunnelstreuner!« Magerwicht hüpfte auf und ab, ein schreckliches Zerrbild von Vertrauenswürdigkeit. »Du kannst ganz sicher sein!«
    »Gut.« Traumjäger überlegte kurz. »Fürst Kalt … der Meister muss dringend etwas über einen bestimmten Gefangenen erfahren. Aber er traut seinen eigenen Anführern nicht. Einige von ihnen wie … ja, ich muss es sagen … wie Heißblut haben sich als unzuverlässig erwiesen – wenn du verstehst, was ich meine.«
    Der Zahnwächter wackelte aufgeregt

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