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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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wandte ihm unmerklich den Kopf zu. »Du wirst leben«, sagte er. Hartbiss machte ein stotterndes Geräusch, doch bevor er sprechen konnte, fügte die leblose, ölige Stimme hinzu: »Du hast deine Sache gut gemacht. Geh jetzt.«
    Mit hervorquellenden Augen zog sich Hartbiss dienernd zum Tor zurück, drehte sich um und verschwand. Traumjäger sank auf die kalte Erde. Zwischen ihm und der Grube wirbelten die Nebelschwaden. Als sie sich verzogen, waren die Augen des Fetten, uralt und leblos, starr und blicklos nach oben gerichtet. Der Haufen der Gequälten, auf dem die Kreatur thronte, hob sich unmerklich, als laufe ein Zucken durch alle Leiber. Der Herr von Vastnir schien es nicht zu bemerken. Plötzlich ertönte Kaltherz’ Stimme in Traumjägers Kopf wie ein kalter, feuchter Hall.
    »Ich kenne dich.« Die kraftvolle Ausstrahlung drang mühelos in Traumjägers Gedanken. In verzweifelter Raserei rieb er seinen Kopf am frostharten Boden, doch die Stimme ließ sich nicht auslöschen.
    »Du bist keine Bedrohung. Frei oder gefangen, lebend oder tot, bist du weniger als ein Steinchen auf meinem Pfad.« Das alterslose Wesen begrub Frittis von Entsetzen gefolterte Gedanken unter lähmender Verzweiflung. Die Stimme dröhnte weiter. »Aber zunächst brauche ich meine Vasallen noch … noch füreine Weile. Alle müssen die Zwecklosigkeit erkennen. Alle müssen erkennen, dass Widerstand zwecklos ist. Ich sollte dich in kleine Stücke zerreißen und dich zwischen den Sternen kreisen lassen …«
    Eine entsetzliche Leere breitete sich in Frittis Innerem aus, als sei er plötzlich in den bodenlosen Abgrund geworfen worden. Er meinte seinen Körper vor Grauen kreischen zu hören … irgendwo … weit fort, unerreichbar.
    Doch das furchtbare hämmernde Dröhnen setzte wieder ein: »Aber du bist bereits anderen versprochen. Tiefducker und Ratzfatz – alle Knochenwächter – haben dich für sich gefordert. Du wirst zum Haus der Verzweiflung gebracht werden. Dort wirst du so lange bleiben, bis dein
Ka
sich dazu durchdringt, in die große Leere zu fliehen …«
    Wie auf ein wortloses Geheiß lösten sich graue, umdunstete Gestalten aus den Höhlen in der Wand, die hoch über die Grube aufragte. Ein mächtiger, grausiger Zug setzte sich von der höhlendurchsetzten Wand nach unten in Marsch, langsam und unablässig wie schwarzes Eis, das sich auf einem winterlichen Teich bildet … In dem fahlen Indigolicht, das aus den Felsspalten flackerte, erschienen sie unscharf … gestaltlos. Helle Funken blinkten auf wie Augen.
    Aus den Höhen der Felsenkammer strich eine leichte Brise herab, und die Dunkelheit vertiefte sich ein wenig. Die übrigen Wesen zogen sich schweigend zurück, um die Knochengarde vorbeizulassen. Eine übermächtige Gewalt nagelte Traumjäger am Boden fest, und wie gebannt starrte er der Schar der Schatten entgegen.
    Eine plötzliche Unruhe am entfernten Höhleneingang und aufgeregtes Rufen der dortigen Krallenwächter zogen alle Blicke auf sich – ausgenommen die des blinden Untiers, das auf der Grube thronte. Die Reihe der Knochenwächter kam zum Stehen, und ihre undeutlichen Gestalten bebten unruhig.
    Die sterbenden Leiber unter Grizraz Kaltherz hoben sich erneut; dann trat eine kurze Stille ein.
    Eine einzelne Gestalt taumelte durch das Eingangstor in die Höhle der Grube. Es war ein Zahnwächter, dessen lederne Haut aufgeschlitzt war und blutete.
    »Wir werden angegriffen!«, kreischte die Kreatur. »Am
Vez’an - Tor
ist ein großes Gemetzel! An anderen Stellen auch!«
    Die versammelten Untiere brachen in einen gewaltigen Schrei aus, und nun hörte man Geräusche aus den Gängen außerhalb der großen Höhle.
    »Was ist los? Was ist los?«, schrie einer der Krallenwächter wie rasend.
    »Die verräterischen Erst-Geher! Sie sind mit den Sonnenwürmern von Erstheim angerückt! Verrat! Greift an!« Schreiend und schwer atmend brach der Zahnwächter zusammen. Mit einem Schlag erfüllte ein Höllenlärm die Höhle. Zahnwächter und Krallenwächter gleichermaßen sprangen fauchend und kreischend herum, drängten und brandeten aus den Tunneln. Von draußen war jetzt der Kampflärm deutlicher zu hören, und er kam näher. Über dem Tumult lag Kaltherz bewegungslos wie ein Gletscher.
    Am Rande der Grube wand sich Traumjäger auf dem Boden und sah alles wie in einem Traum ablaufen. Die Schreie und das Toben hatten ihn nicht erreicht; sie hatten nicht den lähmenden Frost durchdringen können, den Kaltherz auf sein Herz und

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