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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Deine Macht ist gebrochen!«
    Wie eine alles zermalmende Lawine rollte Kaltherz’ Lachen herab. »NARREN!«, dröhnte er. »Ihr sprecht zu mir von Macht, ihr mit euren winzigen Leben, die wie taumelnde Blätter sind! Welch ein Hohn!« Sein Lachen schwoll an. In der Erde war ein Poltern zu hören, und Kaltherz’ Thronhügel bebte heftig. »Ihr sprecht von dem
Vaka’az’me «
, brüllte er, und das Poltern wurde lauter. »Ihr glaubt, den Thron von Kaltherz zu sehen, doch ihr seht
nichts!
« Der Meister des Hügels schrie vor Lust, ein Geräusch wie ein eiskalter Schauer gefrierenden Regens. Das Volk verlor den Mut und wollte fortlaufen, doch Knarrer trat vor, und die Reihen wankten nicht.
    Bevor der Lehnsmann ein Wort sagen konnte, begann Kaltherz’ Leib auf der Spitze der widerwärtigen Säule sich schwankend zu heben. »Glaubt ihr, ich hockte hier, um jene erbärmlichen, beflissenen Kreaturen zu schrecken, die mir dienen? Um Ängste aus anderen Welten in eure Köpfe zu jagen? HA HA HA HA!« Kaltherz’ Stimme wurde zu einem betäubenden Schrillen. »Ebenso wie Fela Himmeltanz, die mich gebar, sende ich Wärme in diese Säule von wesendem Fleisch. Ich gebe ihr MACHT!«
    Das Poltern aus der Grube wurde zu einem reißenden, saugenden Geräusch. Die Lichter aus den Felsspalten flackerten wie rasend. Alle, die versammelt waren, Freies Volk und Krallengarde gleichermaßen, begannen vor Angst zu heulen und von der Grube zurückzuweichen.
    Eine riesige Gestalt kam unter Kaltherz hervor, als habe er sie ausgebrütet oder sie habe sich selbst aus den Nebeln der Grube gebildet. Sie stieß einen Schrei aus – wie der Todesschrei ungezählterLebewesen. Heulend und jammernd wichen alle, die um die Grube versammelt waren, in wilder Flucht bis an die Wände der Höhle zurück, als das Ungeheuer schwerfällig vorkroch.
    Das schwächliche Purpurlicht fiel auf ein monströses, missgestaltetes, dunkles Wesen. Mit seinen roten Augen und seinem geifernden Maul wurde es zum verschwommenen Wahnbild eines Dämonen-Hundes.
    Er wurde aus den verschmelzenden, verkrümmten Leibern der Grube geformt – sterbende, grausam leidende Wesen fügten sich zu der Gestalt einer einzigen riesigen Kreatur zusammen.
    Einige aus dem Volk, mutig bis zum Wahnsinn, versuchten auszuhalten und zu kämpfen. Im Nu ging das Untier watschelnd und todbringend auf sie los.
    »Ich habe ihn geschaffen! Den
Fikos!
Ich habe ihn geschaffen!« Die Höhle war von Schreien erfüllt, ein gellendes Chaos von Toten und Sterbenden. Als das Hunde-Wesen anfing, um sich zu schlagen und zu beißen, erhob sich Kaltherz’ Stimme über alles: »Fikos! Er ist euer Verderben! Das Verderben aller, die auf der Oberfläche der Welt wandeln!«
    Traumjäger wandte sich ab von diesem furchtbaren Schauspiel und floh aus der Höhle der Grube.

29. KAPITEL
    Der Fuchs hat viele Waffen.
    Der Igel hat nur eine,
    doch sie ist sehr wirksam.
     
    Archilochos
     
    V astnir hatte sich in eine Hölle verwandelt. Während Fritti durch das Halbdunkel rannte, sah er Katzengestalten, die schreiend und taumelig vorbeihuschten wie verrückt gewordene Fledermäuse.
    Traumjäger hatte nur einen Gedanken: seine Freunde. Das Entsetzen und der Tod in der Höhle der Grube waren unfassbar. Was sich dort ereignet hatte, schien das Ende aller Dinge zu bedeuten – allen Lebens, aller Vernunft, aller Hoffnung. Diesem Ende wollte er gemeinsam mit seinen Freunden ins Auge sehen.
    Niemand beachtete den Fliehenden. Krallengarde und Zahnwächter kämpften sowohl gegeneinander als auch gegen die anrückenden Streitkräfte des Freien Volkes. Gefangene, durch den Kampflärm aus ihren Kerkern gelockt, wimmelten in heilloser Verwirrung umher, balgten sich, schrien und suchten verzweifelt nach Ausgängen. Die dröhnende, seelenlose Stimme des Fikos rollte durch den Hügel und verkündete Zerstörung und Wahnsinn.
    Fritti versuchte sich an Magerwichts Anweisungen zu erinnern, die so üble Folgen gehabt hatten. In dem Durcheinander von Geräuschen und Körpern fürchtete er mehr als einmal, er habe sich verirrt. Endlich erkannte er den abwärtsführendenSchacht wieder. Mit angelegten Ohren raste er den schrägen Tunnel hinunter.
    Dachschatten und Raschkralle kauerten mit gesträubtem Nackenfell an der Rückwand ihrer Höhle. Zu ihren Pfoten lag Grillenfänger – doch seine Augen waren jetzt geöffnet. Als Traumjäger im Eingang auftauchte, starrte er ihn mit einem sonderbaren, ruhigen Interesse an. Dachschatten schien Fritti

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