Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
sie auch noch zum Abschiedbeschnüffelt, doch er konnte Dachschattens Blick nicht ertragen. Er sprang an ihr vorbei, rannte in den Tunnel hinein und den Weg zurück, den sie gekommen waren.
     
    Die äußeren Gänge, die sie soeben noch einigermaßen sicher durchquert hatten, waren wieder von den dunklen Gestalten der Wächter erfüllt. Die wimmelnden Untiere schienen sich wieder geordnet zu sammeln, und diese Tatsache ließ für Zitterkralle, Zaungänger und die übrigen Schlimmes ahnen. Über seinem Kopf – er wusste nicht, wie weit entfernt – hörte er das kratzende, schleifende Geräusch, mit dem sich ein riesiges Wesen durch die oberen Katakomben bewegte. Das ließ noch weit Schlimmeres ahnen. Er konnte leicht erraten, welch bösartige Erscheinung aus der Höhle der Grube entkommen war und nun durch die oberen Tunnel watschelte. Traumjäger glaubte nicht, dass er sehr weit würde zurücklaufen müssen, um Grillenfänger zu finden, falls aber doch … selbst Frittis neu erworbene Entschlusskraft war nicht so stark, dass er sich willentlich in Sicht- oder Reichweite jenes riesigen Untiers begeben hätte.
    Als er durch einen engen Gang nach unten kroch – so leise als möglich, weil er einen Trupp von Krallenwächtern erspäht hatte, die ein paar Sprünge vor ihm an der Gabelung des Tunnels standen –, wurde er plötzlich durch ein unerwartetes Geräusch zum Halt gebracht: Von irgendwo ganz in der Nähe kam ein leises Lachen. Bald entdeckte er einen Spalt zwischen Tunnelboden und Wand. Von dort kam das Geräusch.
    Er kauerte nieder, ohne die Krallenwächter an der Gabelung des Tunnels aus dem Auge zu lassen. Soweit er es aus der Entfernung und im dünnen Licht erkennen konnte, waren sie von irgendeiner Streitfrage in Anspruch genommen. Fritti legte sein scharfes Ohr an den Spalt und lauschte angestrengt.
    Was er gehört hatte, war kein Lachen; es war ein sonderbares Wimmern. Er steckte seinen Kopf durch den Spalt – seine Barthaaregingen gerade hindurch – und spähte herum. In einer kleinen Höhlung in der Tunnelwand lag eine zusammengekrümmte dunkle Gestalt.
    »Grillenfänger?«, flüsterte Fritti. Falls das Wesen ihn hörte, gab es doch kein Lebenszeichen von sich. Vorsichtig ließ sich Traumjäger in die kleine Höhle hinuntergleiten. Drinnen war es fast vollkommen dunkel, und die Höhle war so klein, dass Fritti nicht aufrecht darin stehen konnte. Er war gezwungen, sich an die schmutzige, stoppelige Gestalt zu pressen.
    Es muss Grillenfänger sein, dachte Fritti. Niemand sonst hat ein so schmutziges Fell.
    Er versetzte der jammernden Gestalt einen derben Nasenstüber. »Grillenfänger. Ich bin’s, Traumjäger. Komm jetzt, ich hol dich hier raus.«
    Abermals stieß Fritti die verrückte Katze, und aus dem Wimmern wurde ein unzusammenhängender Strom von Worten.
    »… in der Falle, Falle, Falle … oh, da ist Lasterhaftigkeit und
Os
und noch mehr …«
    Fritti war entrüstet. Er hatte eher erwartet, dass Grillenfänger in sein unverständliches Kauderwelsch verfallen würde. »Komm jetzt«, sagte er. »Dafür ist jetzt keine Zeit.« Seine Augen hatten sich besser auf die tiefe Dunkelheit eingestellt. Neben sich konnte er undeutlich die büschelige, strubbelhaarige Gestalt erkennen.
    »… seht ihr’s nicht, seht ihr’s nicht«, seufzte die Stimme, »sie haben uns mit einem Pelz aus Stein bekleidet … sie haben die Schädel aus Stein genommen und uns ganz und gar einen Käfig daraus gemacht … alles ist viel zu eng für uns. In den tiefsten Tiefen, wie es
brennt!
« Beim letzten Wort hob sich die Stimme, bis sie fast ein Heulen war. Traumjäger zuckte zusammen. Wenn das so weiterging, würde man sie mit Sicherheit hören.
    Seine Geduld begann sich allmählich in Angst zu verwandeln. Traumjäger packte ein Stück schmutzigen Fells mit den Zähnenund zog heftig daran. Da fuhr mit der Gewalt eines Steines eine Tatze auf ihn nieder und presste ihn zu Boden. Sein Herz raste. Hatte er sich geirrt? War das überhaupt Grillenfänger oder nicht?
    Das wäre ja ein Witz, dachte er. Er folgte seinem Schwanznamen zu einer selbstlosen Aufgabe und wälzte sich nun wie blöde mit einem rasenden Untier in einem Loch herum! Traumjäger mühte sich ab, sich diesem festen Griff zu entwinden, doch er musste feststellen, dass er so sicher gehalten wurde wie ein Neugeborenes. Seine Anstrengungen veranlassten das Untier, das ihn festhielt, sich umzudrehen, und für einen Augenblick fiel aus dem Spalt ein schwacher

Weitere Kostenlose Bücher