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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zunächst gar nicht wiederzuerkennen, dann sprang sie verblüfft den Kopf schüttelnd nach vorn und rief seinen Namen. »
Traumjäger!
Du bist hier! Was ist geschehen?« Sie kam näher, um ihn zu beschnüffeln, doch er ging an ihr vorbei zu Raschkralle.
    »Raschkralle!«, rief er. »Ich bin’s! Bist du in Ordnung? Kannst du laufen?«
    Raschkralle starrte sekundenlang verständnislos zu ihm auf. Dann lief ein weiches Lächeln über das Gesicht des Kätzchens. »
Nre’fa-o
, Traumjäger«, sagte er. »Ich wusste, dass du zurückkommst.«
    Fritti drehte sich um und sah Dachschatten besorgt in den Schacht blicken. »Schreckliche Dinge geschehen, Dachschatten«, sagte er. »Das Volk ist hier, aber ihm droht eine große Gefahr. Wir können hier nichts ausrichten. Unsre einzige Chance ist, hier rauszukommen – sofort, in diesem ganzen Durcheinander. Hilf Raschkralle, ich kümmere mich um Grillenfänger.«
    Ohne weiter zu fragen, sprang die graue
Fela
vor, um dem Kätzchen zu helfen, doch Raschkralle stemmte sich selbst auf die zitternden Beine. »Ich schaff ’s schon«, sagte er. »Ich habe bloß darauf gewartet, dass Traumjäger kommt«, setzte er geheimnisvoll hinzu, dann streckte er seinen kleinen Körper und machte einen Buckel
    Mit Grillenfänger war es etwas schwieriger. Obgleich er wach war und sich nicht wirklich sträubte, schien er verwirrt. Er schien nicht recht begreifen zu wollen, warum solche Eile geboten war, und er trottete vor der Höhle umher und beschnüffelteEcken und Wände, als sei er erst vor kurzem angekommen.
    »Er war in den Traumfeldern, seit wir in Gefangenschaft geraten sind«, sagte Dachschatten erklärend. »Dies ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich ihn laufen sehe.«
    »Ich hoffe, er hat nicht vergessen, seine Pfoten zu gebrauchen«, knurrte Traumjäger. »Wir haben nämlich nicht mehr viel Zeit, wenn’s nicht überhaupt schon zu spät ist. Kommt. Ich gehe voraus. Dachschatten, du gehst am Schluss und hilfst Grillenfänger.«
    »Wohin gehen wir denn?«, fragte die
Fela
. »Wenn das Volk zum Hügel gekommen ist, werden dann nicht alle Eingänge und Ausgänge bewacht?«
    »Ich denke, ich kenne einen Weg, der unbewacht sein wird«, erwiderte Fritti, »aber er ist riskant. Wir müssen jetzt los! Alles Nötige erzähle ich dir unterwegs.«
    Sie bewegten sich zum Ausgang. Traumjäger steckte zuerst die Nase hinaus, um sich zu vergewissern, dass die Luft rein war. Der Tunnel war leer, doch von oben her kam der Lärm eines großen Aufruhrs.
    Als sie den Ausgang der Höhle erreichten, stockte Grillenfänger einen Augenblick und warf einen erstaunten Blick auf den Raum, in dem er so lange Zeit gefangen gehalten worden war. Zum ersten Mal, seit er die Tore Vastnirs durchschritten hatte, sprach er. »Ein klitzekleines Nest …«, sagte er leise, dann ließ er sich geduldig von Dachschatten wegführen. Während die vier Katzen durch die geisterhaften Gänge eilten, versuchte Fritti ihnen einen Bericht von all den Dingen zu geben, die er erlebt hatte. Überall lagen Tote und Sterbende, und unter den Lebenden herrschte Verwirrung. Die schimmernde Erde, welche die Höhlen und Gänge auskleidete, leuchtete nun nur noch unregelmäßig, und überall in der wachsenden Dunkelheit lauerte Gefahr.
    Mehrere Male versperrten Hügelbewohner ihnen den Weg, und sie waren gezwungen, sich den Durchgang zu erkämpfen.
    Fritti und Dachschatten kämpften wie besessen um die Freiheit und stürzten dadurch die Krallen- oder Zahnwächter in Verwirrung. Warum krümmten sich diese kleinen Katzen des Volkes nicht und unterwarfen sich rasch? Überall schien die Welt des Hügels Risse zu bekommen, und für die fassungslosen Hügelbewohner waren diese verzweifelten, unbotmäßigen Sklaven nur ein weiterer erschreckender Beweis dafür, dass die gewohnte Ordnung zerbrach. Immer öfter ergriffen die bestürzten und verwirrten Wächter die Flucht, um sich Gegner zu suchen, die sich leichter unterwarfen.
    Grillenfänger half nicht bei der Abwehr von Angreifern, sondern duckte sich und murmelte gequält. Raschkralle stand sonderbar abseits und hob keine Pfote, um sich zu verteidigen, selbst dann nicht, wenn er direkt bedroht wurde. Stattdessen starrte er die Angreifer mit sanftem Gleichmut an, bis sie scheu zurückwichen, eingeschüchtert durch etwas, das sie nicht begriffen. Traumjäger und Dachschatten, die unentwegt kämpften, um ihren kleinen Trupp zu verteidigen, bluteten aus zahlreichen Wunden. Raschkralle, unberührt

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