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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Ka
gelegt hatte. Als eine mächtige Woge Untiere mit ausgefahrenen Krallen und entblößten Reißzähnen in tödlichem Kampf durch den Höhleneingang strömte, sah er der wachsenden Raserei mit demselben wunderlichen Gleichmut zu wie früher den Kräuselwellen auf einem sommerlichen Teich. Erst als einige der Gestalten, die in vorderster Front kämpften, ihm auf eine entfernte, undeutliche Weise bekannt vorkamen, verspürte er aufkeimendes Interesse.
    Ein großer schwarzer Kater – ähnlich einem schlanken, geschmeidigen Krallenwächter – kämpfte mit fauchendem Ingrimm gegen eine Übermacht wild beißender Zahnwächter. Wer war das? Warum betraf es ihn? Er spürte, dass es wichtig war, sich zu erinnern. Daneben schlug sich ein zweiter Kater, das Gesicht kreuz und quer mit Narben bedeckt, mit einem Krallenwächter herum, der weit größer war als er selbst. Da war noch ein dritter. Musste er ihn nicht auch kennen? Ein riesiger Tigerkater brach durch den Eingang und jagte Wächter in wilder Flucht vor sich her. Als er quer durch die Höhle blickte, glaubte Fritti lächeln zu müssen, als er ihn sah – ungeachtet der Tatsache, dass der ranzenbäuchige Kater um sein Leben kämpfte.
    Warum?, fragte sich Fritti. Warum lächle ich?
    Weil es Hängebauch ist, und Hängebauch ist ein lustiger Kerl.
    Hängebauch. Hängebauch und Knarrer und … und … Zitterkralle! Seine Freunde! Seine Freunde waren gekommen!
    Der Frost schmolz von seinem Herzen. Sie waren da! Endlich war das Volk da!
    Mit einem matten Glücksschrei krabbelte Fritti auf die Pfoten. Der Kampf wogte hin und her, näherte sich dem Fleck, auf dem er stand – und zog sich immer mehr um die Grube zusammen, über der der Meister mächtig und unergründlich thronte. Traumjäger stakste bis zur Wand der Höhle zurück und barg sich recht und schlecht in einer Einbuchtung des Gesteins. Die Wächter waren bereits an ihm vorbeigesprungen und hatten den Kampf aufgenommen.
    Langsam und wie einem unausgesprochenen Befehl folgend, wichen die Hügel-Kreaturen zurück, bis sie schließlich um das nebelverhüllte, violett leuchtende Loch in der Mitte der Höhle einen Ring bildeten. Die Angreifer scharten sich zusammen und stürmten vor, doch sie prallten von der Reihe der Grubenwächter ab. Um sich schlagende Gestalten stürzten schreiend über den Rand und verschwanden in den Nebeln, die den Thron des Meistersumwallten. Die Angreifer zogen sich zurück und nahmen für einen erneuten Sturm Aufstellung. Es trat eine drückende Stille ein, in der fast das Knistern der Felle zu hören war … und dann erscholl dröhnend die Schlamm-und-Donner-Stimme von Grizraz Kaltherz:
    »HALT!«
    Die Stille zerriss und schloss sich wieder, und einen Augenblick lang durchzitterten nur die Echos dieses furchterregenden Lautes die Luft. Zitterkralle, der ein Stück an der Höhlenwand hochgeklettert war, starrte in die Düsternis um die Grube. Sein rauhes Flüstern, mit unterdrückter Furcht geladen, brach die Stille.
    »Ausgeburten der Urmutter!« Ängstliches Gezischel quoll aus vielen Mäulern, und Hunderte von Rücken und Schwänzen bogen sich.
    Und wieder ertönte die Stimme von Kaltherz. »Ich möchte wissen, ob die Speichellecker, die der Erinnerung an meine verschwundenen Brüder huldigen, endlich den Mut aufbringen, mich in meiner eigenen Behausung anzugreifen. So hört mich denn, ihr Feuertatzen-Schnüffler und Windweiß-Jäger: Der letzte der Erstgeborenen bin ich, und ich gebe mich nicht mit heulendem Pöbel ab, wie ihr es seid. Ihr habt euch zu viel vorgenommen, Oben-Kriecher!«
    Seine machtvollen Worte drückten die Angreifer nieder wie eine körperliche Last auf ihren Schultern, doch auch die Hügel-Kreaturen rührten sich nicht, so groß war die Macht von Grizraz Kaltherz.
    Endlich stand Knarrer auf. Sein verwittertes, altes Gesicht mit dem starren Schnurrbart war entschlossen und stolz. »Worte!«, rief der Lehnsmann der Erst-Geher aus dem Wurzelwald. »Nichts als Worte! Wir haben mehr tapferes Volk hinter uns, als Sterne am Himmel stehen, Fürst des Ameisenhaufens – gerade jetzt schwärmen die Kämpfer in dein
Praere -Loch
hinab. DeineZeit ist um!« Ringsum hoben die Angreifer ihre Köpfe vor Staunen und Stolz und begannen zu schnurren, so dass ein mächtiges Gesumm die Felsenkammer erfüllte. »Und solltest du wie eine Kröte auf deinem nachgemachten
Vaka’az’me
sitzen bis ans Ende der Zeit«, rief Knarrer, »wir werden dennoch niemals vor dir in den Staub fallen!

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