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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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es –, nahm Frittis Pfote und führte sie an seine Stirn. Der weiße Stern auf Frittis eigener Stirn flammte auf in der Düsternis der kleinen Höhle.
    Abermals schimmerte die Luft im Raum, und Fürst Feuertatze schien zu wachsen und jeden Spalt zu füllen. »Ich muss unbedingteinige alte Rechnungen begleichen«, sagte er. »Viele Jahre hindurch bin ich gewandert, bin in die Falle meines eigenen Wahnsinns getappt, während mein Bruder seine Verderbtheit genährt hat. Er hat Mächte heraufbeschworen, die zu ertragen die Erde nicht bestimmt ist – wie auch ich selbst es vor langer Zeit getan habe. Meine Gründe waren besser, trotzdem blieb ich zerbrochen zurück, und mein
Ka
war weit fort. Mein Bruder Kaltherz hat vielen Verirrungen den Weg bereitet. Ich muss versuchen, seinem Treiben ein Ende zu setzen.« Die Erscheinung schien ein wenig zu schrumpfen. »Und mein Bruder Windweiß muss gerächt werden, oder sein
Ka
wird nie wieder zur Ruhe kommen.
    Es ist sehr traurig, dass Unschuldige wie du in die Taten der Erstgeborenen verwickelt worden sind. Also sage mir, junger Traumjäger, was ich für dich tun kann – wenn auch nichts groß genug sein wird, um meine Schuld auszugleichen. Sprich, denn bald muss ich gehen.«
    Fritti saß einen Augenblick wie betäubt da. Als er schließlich Worte fand, brachte er es nicht über sich, sein Gegenüber anzuschauen.
    »Ich wünsche mir, dass meine Freunde sicher entkommen – all das tapfere Volk, das hierher kam.«
    Der Erstgeborene war stumm, als starrte er weit hinaus in ein fernes Land. Als er sprach, war seine Stimme sanft.
    »Kleiner Bruder, viele dieser Tapferen sind dahingegangen; ihre
Kas
sind in den Schoß der Urmutter zurückgekehrt. Sogar ich kann sie nicht wieder lebendig machen, sonst hätte ich meinen eigenen Bruder gerettet, den ich liebte. Was die
Fela
und das Kätzchen angeht, nun, so werde ich versuchen zu helfen, doch in diesem Augenblick bedürfen sie eher deiner Anwesenheit als der meinen. Ich kann es nicht erklären, doch es ist so.«
    Fritti sprang auf und begann hinauszuklettern, doch Feuertatze rief ihn mit einem Lachen zurück.
    »Das kann noch einen Augenblick warten, das verspreche ich dir. Ich sah noch etwas in dir, ein anderes Verlangen, das dich heftig durchströmt. Du suchst jemanden, obgleich du von deiner Suche abgekommen bist. Diese Suche hat geholfen, dich zu mir zu führen, so ist es nur recht und billig, wenn ich dir beistehe …«
    Fritti hatte das Gefühl, in diese himmeltiefen Augen hineinzustürzen … einen Augenblick später blickte er ungestüm von einer Wand zur anderen: Die winzige Höhle war leer. Dann kam eine Stimme zu ihm, die ebenso mühelos in sein Inneres trat wie die von Kaltherz, doch sanft … und voll Achtung.
    »Ich habe dir das Wissen gegeben, deine Fahrt zu beenden. Ich wollte, ich könnte dir mehr geben, aber ich werde meine Kräfte in Kürze dringend brauchen. Du wirst in meinen Gedanken aufgehoben sein, kleiner Bruder.«
    Die Erscheinung war verschwunden, und Fritti war ganz allein. Verwundert fielen ihm die Krallenwächter ein, die draußen zusammengelaufen waren. Als er seinen Kopf vorsichtig durch den Spalt steckte, stellte er fest, dass der Tunnel so leer dalag, als sei er seit den Tagen Harars nicht aufgestört worden. Nur zahlreiche Staubsäulen, die in einer unerwartet kühlen Brise sanft bewegt wurden, störten mit leisem Zischeln die vollkommene Stille.
     
    Traumjäger konnte sich nicht erinnern, wie er die Strecke zurückgelegt oder welche Wege er benutzt hatte, als er den gewundenen Pfad erstieg, der um die Wände der Höhle des Kochenden Flusses herumführte. Der große brodelnde Fluss tobte so gewaltig wie je und schien noch höher an den Steinmauern emporzuschlagen, die ihn einschlossen. Der Pfad vor ihm war in Nebel gehüllt. Fritti begann nach oben zu klettern.
    Der Fluss schien tatsächlich höher zu springen. Wasserzungen leckten an der mächtigen Decke der Höhle und fielen als zischender Regen zurück. Trotz der sehr schlechten Sicht bewegtesich Fritti rasch und sicher über den unebenen, ausgewaschenen Steg. Er war von etwas Großem angerührt worden, und er spürte immer noch die belebenden Nachwirkungen. Die Brise änderte die Richtung, wehte ihm direkt in den Schnurrbart, und in diesem Augenblick hörte er die Stimme Raschkralles, der vor Furcht und Schmerz gellend aufschrie. »Raschkralle, Dachschatten, ich komme!«, heulte Fritti. Plötzlich sprang er über den schmalen Pfad, im Vertrauen

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