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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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obgleich ich auch der Meinung bin, dass man über Wachen und Ähnliches sprechen muss, dass es wichtig ist, klügere Köpfe – ja, klüger noch als die unsrigen es sind – von dieser Lage in Kenntnis zu setzen. Diese Sache ist so verwirrend und erschreckend, dass wir gar keine andere Wahl haben, als bestimmte andere davon zu unterrichten, was vorgefallen ist. Ich schlage vor, eine Abordnung zum Hof von Harar zu schicken. Es ist unsere Pflicht, der Königin der Katzen diese Vorfälle zu melden.« Auf der ganzen Linie mit sich zufrieden, setzte sich Leckschnüff wieder, während sich ringsum Verblüffung und Überraschung ausbreiteten.
    »Zum Hof von Harar?«, keuchte Schlammläufer. »Seit zwanzig Generationen ist niemand mehr aus dem Volk hinter dem Grenzwäldchen am Sitz der Ersten gewesen!« Darauf verstärkte sich das aufgeregte Geschnurre.
    »Das gilt auch für das Volk diesseits vom Wäldchen«, sagte Borstenmaul. »Aber ich denke, Leckschnüff hat recht. Die ganze Nacht lang haben wir diese Geschichten gehört, und niemand hat die leiseste Idee, was man tun kann. Vielleicht ist die Sache zu schwierig für uns. Ich stimme für die Abordnung.«
    Die Runde verstummte einen Augenblick, dann platzten zwei aus der Versammlung zur selben Zeit heraus: »Wer soll gehen?«
    Das gab neuen Aufruhr, und Ohrenspitz musste seine Tatzen hervorschnellen und zielbewusst kreisen lassen, bis wieder Ruhe eingekehrt war. Leckschnüff sprach: »Nun, es wird eine ziemlichlange und gefährliche Reise werden. Ich denke, dass meine Kenntnisse und meine Klugheit als Oberältester dabei gebraucht werden. Ich werde gehen.«
    Bevor irgendjemand darauf antworten konnte, ertönte im Hintergrund ein Knurren, und Nasenzupf schlich nach vorn. Sie war Leckschnüffs Gefährtin, hatte ihm ungezählte Jungen geboren, und sie hatte keinen Sinn für Albernheiten. Sie ging stracks auf Leckschnüff los, starrte ihm in die Augen und sagte: »Du wirst nirgendwo hingehen, du alter Mäusekauer. Du stellst dir vor, du könntest in die Wildnis traben und die ganze Nacht deine schrecklichen Jagdlieder singen, während ich hier hocke wie ein Igel?«, zischte sie. »Du denkst wohl, dass du am Hof eine schlanke junge
Fela
findest, nicht wahr? Bis du mit deinen lahmen Knochen so weit bist, sie zu besteigen, wird sie so alt sein wie ich. Wo ist also der Unterschied? Du alter Schurke!«
    Borstenmaul versuchte Leckschnüff zu helfen und sagte rasch: »Das ist richtig, Leckschnüff! Ich meine, du solltest nicht gehen. Das Volk braucht deine Weisheit hier. Nein, eine lange Reise dieser Art verlangt nach jungen Katzen, die auch im Winter unterwegs sein können.« Er blickte sich um, und als sein Blick Fritti streifte, verspürte die junge Katze sekundenlang eine unerträgliche Aufregung. Borstenmauls Blick schweifte indessen weiter und blieb auf Ohrenspitz haften. Der wettergegerbte alte Kater erhob sich vor dem Blick des Meisters Alt-Sänger und stand wartend da.
    »Ohrenspitz, du hast viele Sommer erlebt«, sagte Borstenmaul, »aber du bist noch immer stark und kennst dich aus im Äußeren Wald. Willst du die Abordnung anführen?« Ohrenspitz neigte zustimmend seinen Kopf. Darauf wandte sich Borstenmaul Springhoch zu, der aufsprang, dastand und den Atem anzuhalten schien.
    »Du wirst ebenfalls gehen, junger Jäger«, sagte der Alt-Sänger. »Sei dir bewusst, welche Ehre es ist, dass du erwählt worden bist,und verhalte dich entsprechend.« Springhoch nickte schwach und setzte sich wieder.
    Borstenmaul wandte sich an Leckschnüff, der in eine beinahe lautlose Knufferei mit Nasenzupf verwickelt gewesen war. »Alter Freund, willst du einen dritten Boten auswählen?«, fragte er.
    Leckschnüff richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Nasentreff und blickte sich pfiffig im Kreise um. Die versammelten Katzen hielten den Atem an, während er überlegte. Endlich machte er Bachhüpfer ein Zeichen, einem jugendlichen Jäger von drei Sommern. Traumjäger verspürte einen stechenden Schmerz der Enttäuschung, obgleich er wusste, dass er selbst zu jung war, um eine Chance zu haben. Als Leckschnüff und Borstenmaul Bachhüpfer von der Größe seiner Verantwortung unterrichteten, spürte Fritti, wie sich eine sonderbare Niedergeschlagenheit in ihm ausbreitete.
    Als die drei Abgesandten versammelt waren, trat Ohrenspitz vor, um die Botschaft zu hören, die sie zum alten Hof von Harar bringen sollten. Leckschnüff stand abermals auf.
    »Niemand ist unter uns, der dorthin gereist

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