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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sein.
    Er wusste nicht, dass ihm jemand folgte.
    Während die Sonne höher stieg, drang Fritti weiter in die Tiefen des Waldes ein. Er hatte sie niemals bis zur anderen Seite durchquert, doch es schien wahrscheinlich, dass eine fliehende Goldpfote diesen Weg genommen hatte, anstatt sich den Behausungen der
M’an
zu nähern.
    Obgleich die Sonne hoch stand, kam ihm sein scharfes Nachtauge gut zustatten, denn in diesem Teil des Waldes wuchsen die Bäume immer dichter. Während er Dickichte und Unterholz überwand, starrte er bewundernd zu diesen Bäumen des Inneren Waldes hinauf, gebogene und verschlungene Stämme, zu verkrümmten Wesen erstarrt wie die
Hlizza
– deren Leiber auch dann noch um sich schlugen, nachdem sie tot waren. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, um seine Krallen an einem Baum zu erproben, der ihm unbekannt war. Manche hatten eine Rinde, die härter war als
M’an
-Erde, andere waren feucht und schwammig. Ein paar von den größeren besprühte er mit seiner Jagdmarkierung – mehr um sich seines eigenen Daseins zwischen diesem Astgewirr und den tiefen Schatten zu versichern, als um sich wichtig zu machen.
    Über sich konnte er den Gesang der verschiedenen
Fla-fa’az
hören, die in den allerhöchsten Wipfeln der Alten Wälder hausten.Es gab kein anderes lebendiges Geräusch als das Tapsen seiner eigenen fast lautlosen Pfoten.
    Plötzlich verstummten mit einem Schlag sogar die Vögel. Da war ein einziges Geräusch kurzer scharfer Schläge, und Traumjäger erstarrte mitten im Lauf. Das Geräusch hallte kurz wider und schwand, rasch aufgesogen von der dicken Humusschicht des Waldbodens. Dann folgten diese Töne überraschend als schnelles Geklapper – tock! – tock-tock! Tock-tock! … Tock-t-t-tock! –, das hoch über ihm erscholl. Das anschwellende Geräusch dieser Schläge lief von Baum zu Baum, ging von einem Ort über seinem Kopf aus und zog tiefer in den Wald. Dann wurde es wieder still.
    Furchtsam die Luft schnuppernd und mit steifen Barthaaren bewegte sich Fritti langsam voran und durchbohrte mit scharfen Blicken die lichtdurchschossenen Massen dichten Blattwerks über seinem Kopf.
    Gerade als er vorsichtig einen verfaulenden Baumstamm überquerte, hörte er ein weiteres scharfes »Tock!« – und einen Augenblick später verspürte er einen stechenden Schlag auf den Hinterkopf. Mit ausgefahrenen Krallen wirbelte er herum, doch hinter ihm war nichts.
    Ein zweiter scharfer Schlag gegen sein rechtes Vorderbein ließ ihn abermals herumfahren, und noch im Drehen fühlte er an seiner Seite einen dritten stechenden Schmerz. Hin und her wirbelnd und unfähig, den Ursprung dieser schmerzhaften Schläge zu entdecken, wurde er von einem Hagel kleiner, harter Gegenstände getroffen, die von oben auf ihn geschleudert wurden. Als er zurückwich – vor Furcht und Unbehagen fauchend –, traf ihn eine weitere Salve, diesmal von hinten. Von Panik ergriffen, brach Fritti aus, rannte los, und sogleich setzte das laute Gerappel wieder ein – wie ihm schien von allen Seiten gleichzeitig. Der Hagel der schmerzhaften Geschosse wurde dichter und schneller. Beim Versuch, seinen Kopf einzuziehen und seine Augen zuschützen, während er vorwärtsstolperte, rannte er blindlings gegen den knorrigen Fuß einer Eiche und fiel taumelnd auf den Lehmboden, wo jedoch sogleich der schlimmste Hagel auf ihn niederging. Als er sich zusammenkauerte, konnte er die Geschosse wegspritzen sehen – Steine und hartschalige Nüsse. Wiederum wurde dieser Steinschlag unerträglich. Als sei er von Stechmücken umzingelt, stürzte er krachend vorwärts ins Unterholz. Als er versuchte, nach einer Seite auszubrechen, trieb ihn eine Wolke von Kastanien und kleinen Steinen zurück – immer in dieselbe Richtung.
    Als er in den Schutz eines Brombeerstrauches tauchte, spürte er zu seinem Erstaunen, dass seine Pfoten auf weichem Grund landeten. Er verlor das Gleichgewicht und purzelte nach vorn. Während er über die Kante schlitterte – und in unheilvoller Tiefe blitzartig ein ausgetrocknetes Flussbett auftauchen sah –, machte er eine scharfe Wendung, und es gelang ihm, den Brombeerstrauch zu ergreifen und zu verhindern, dass er kopfüber abstürzte. Nun klammerte er sich mit allen vier Pfoten, mit Zähnen und Schwanz an den stechenden Ranken fest und fand sich in bedenklicher Lage über dem Abgrund baumelnd wieder. Nur die Brombeerranken waren zwischen ihm und einem tiefen, tiefen Fall.
    Dort hing er einen Augenblick lang, rasend vor

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