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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Eichhörnchen-Lauten. Er versuchte wieder und wieder, den merkwürdig keckernden Tonfall nachzuahmen. Alle
Rikschikschik
beugten sich vor, ermunterten ihn und zeigten ihm, wie er die Laute formen sollte.
    Wenn Langstrecker dies sähe, dachte Fritti, er würde sich vor Lachen ausschütten.
    Endlich traf er den Tonfall so gut, dass der alte Anführer der Eichhörnchen zufrieden war.
    »In meinem hübschen, hübschen Wald für Hilfe benutzen. In bestimmten Bäumen auch Bruder, Herrn Popp, rufen. Weiter fort … Schnapp weiß keine Hilfe.«
    Das alte Eichhörnchen beugte sich vor und starrte Traumjäger mit seinen glänzenden Augen an. »Andere Sache. Wenn
Rikschikschik
gejagt, dann keine Hilfe. Versprechen un-ungültig. Gesetz von Blatt und Zweig. Einverstanden, Gut-Katze?« Schnapp sah ihn listig an.
    Fritti war überrascht. »Ich … ich denke schon. Ja, ich verspreche es.« Ein frohes Aufatmen ging durch die versammelten Eichhörnchen, und Herr Schnapp strahlte vor Freude und zeigte seine abgewetzten Schneidezähne.
    »Gut, sehr gut.« Er grinste. »Ist guter Handel, Handel.« Der Anführer der
Rikschikschik
machte dem Eichhörnchen, das Fritti hergebracht hatte, mit seinem Schwanz ein Zeichen.
    »Meister Schnalz, geleite Gut-Katze nach unten.«
    »Ja«, sagte Schnalz. Fritti, der merkte, dass die Audienz zu Ende war, begann sich sehr langsam über das schmale Ästchen zurückzubewegen. Hinter sich hörte er das helle Pfeifen der Eichhörnchen. Er glaubte, die Stimmen von Surr und Flitz zu erkennen, die ihm eine gute Reise wünschten.
    Während er hinter dem flinken und gewandten Schnalz herkletterte, dachte Traumjäger mit Verdruss an die Abmachung, die er gerade mit den
Rikschikschik
getroffen hatte.
    Jetzt muss ich nur noch den König der Vögel und den König der Feldmäuse treffen, dachte er säuerlich, und ich werde höchstwahrscheinlich an Hunger sterben.
     
    Während der letzten Stunde der Gehenden Sonne verwandelte sich der Himmel über dem großen Wald in ein Meer von Flammen. Der rote Glanz des Sonnenuntergangs fiel durch das Astgewirr und sprenkelte den blattbedeckten Boden vor Traumjägers Pfoten. Am Abend vor seiner ersten Nacht auf dieser Reise stapfte er weiter, tiefer und tiefer in die Geheimnisse der Alten Wälder hinein.
    Er war hungrig. Seit dem Letzten Tanz in der vorigen Nacht hatte er nichts gegessen.
    Urplötzlich, als sei es vom Fenriswolf verschluckt worden, verschwanddas Licht. In der kurzen Zeit, die notwendig war, um die Augen darauf einzustellen, war Fritti blind.
    Er blieb stehen, und als sein Nachtauge die plötzliche Dunkelheit durchdringlich machte, schüttelte er den Kopf und schauderte. Wie konnte man immer in der Dunkelheit leben! Harar! Wie konnten die Gänge-Bewohner und Höhlenschläfer das nur ertragen? Er dankte der Urmutter, dass sie ihn als einen aus dem Volk auf die Welt gebracht hatte, der an allen seinen Sinnen Freude hatte.
    Indem er seinen Weg mit der mühelosen Heimlichkeit, die seiner Rasse angeboren war, fortsetzte, nahm Traumjäger das nächtliche Leben der großen Wälder wahr, das sich zu entfalten begann. Seine Barthaare empfingen die schwachen Hitze-Schwingungen kleiner Lebewesen, die vorsichtig hervorkamen, um die Abendluft zu schmecken. Alle ihre Bewegungen waren noch zaghaft – vorsichtig und zögernd. Fritti selbst war ein Wesen, dessen Anwesenheit den meisten von ihnen bereits bekannt war. Das kleine Tier, das bei der ersten Dämmerung kopflos aus seinem Versteck stürzte, lebte in der Regel nicht lange genug, um seine Torheit an seine Nachkommen weiterzugeben.
    Da er nun ans Fressen dachte, machte Fritti jeden Schritt kontrolliert und setzte seine Pfoten nur auf festen Grund, damit ihn kein Geräusch verriet. Er suchte nach einer Stelle, wo die Luftströmungen sich günstiger oder überhaupt nicht bewegten: Er wollte eine Falle stellen. Er war zu lange mit leerem Bauch marschiert und wollte nicht auf eine zufällige Gelegenheit warten, eine Beute zu erlegen.
    Außerdem hatte Graswiege, seine Mutter, ihn schließlich das Jagen gelehrt. Er würde sich doch in seiner ersten Nacht im Freien nicht dazu herablassen, Quieker-Nester aufzugraben und nach Neugeborenen zu suchen!
    Er würde seine Beute töten, wie es sich gehörte.
     
    Oben kreisten und segelten Nachtvögel. Er konnte die Anwesenheit der
Ruhu
spüren, die lautlos dahinflogen. Er schätzte, dass sie nicht auf der Jagd waren. Die
Ruhu
zogen es vor, flachen Boden abzusuchen und dann zuzustoßen. Es

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