Traumjaeger und Goldpfote
seinen Ohren gellten …
Plötzlich war er wach. Das Gelächter hatte sich in ein hohes, aufgeregtes Bellen verwandelt. Er lauschte regungslos und konnte es deutlich hören. Es erklang ganz in seiner Nähe, und er erkannte es sogleich: Es war ein Fuchs, der in der Dunkelheit zwischen den Bäumen schrie.
Für ausgewachsene Katzen waren Füchse keine Gefahr. Fritti hatte sich bereits wieder zum Schlafen zusammengekuschelt, als er ein zweites Geräusch hörte – das unglückliche Miauen eines Kätzchens.
Sogleich sprang er hoch, um nach dem Rechten zu sehen, und rannte aus dem Wäldchen und einen baumbestandenen Hang hinab. Das Bellen und Fauchen wurde lauter. Er sprang auf einen Felsrücken, der aus einem Gewirr von Unterholz hervorragte. Viele Sprünge von ihm entfernt, am Fuß des Hanges, hatte ein ausgewachsener roter Fuchs eine junge Katze vor einem kleinen Hügel in die Enge getrieben. Ihr Rücken war zu einem Buckel gewölbt, und alle Haare an ihrem schmächtigen Körper waren gesträubt.
Trotzdem, dachte Fritti, kein sehr einschüchternder Anblick, nicht einmal für einen von den
Visl.
Als er von dem Felsen herabsprang, fiel Fritti an der Haltung der jungen Katze etwas Ungewöhnliches auf: Sie war irgendwie verletzt und trotz ihres lauten Fauchens und Zischens offensichtlich nicht in der besten Verfassung, um zu kämpfen. Fritti war sicher, dass der
Visl
das ebenfalls wusste.
Mit einem Mal erkannte Fritti zu seinem Entsetzen, wer die junge Katze war, die der Fuchs bedrängte. Es war Raschkralle.
6. KAPITEL
… Katzen, im Schlaf zusammengekuschelt
(Zwei Häufchen Pelz in einem)
Zucken mit den Ohren und fiepen –
Träumen sie den gleichen Traum?
Eric Barker
R aschkralle! Kleiner Raschkralle!« Fritti sprang durch das Gesträuch den Abhang hinunter. »Ich bin’s, Traumjäger!«
Die junge Katze lockerte ihre Abwehrhaltung, warf einen müden Blick in Frittis Richtung, gab jedoch kein Zeichen des Erkennens. Als Fritti einen oder zwei Sprünge vor dem Fuchs zum Stehen kam, stieß der
Visl
ein warnendes Bellen aus.
»Komm nicht näher, Rindenkratzer! Mit dir nehm ich es auch noch auf!«
Nun konnte Fritti erkennen, dass es sich um eine Füchsin handelte, die trotz ihrer gesträubten Haare nicht viel größer war als er selbst. Auch sie war mager, und ihre Läufe zitterten – ob aus Furcht oder Wut, war Fritti nicht klar.
»Warum bedrohst du diese Katze, Jagdschwester?«, sang Fritti schleppend und besänftigend. »Hat sie dir Böses getan? Dieser Kater ist der Sohn meines Vetters, und seine Sache ist auch die meine.«
Die dem Ritual entsprechende Frage schien die Füchsin ein wenig zu besänftigen, doch sie wich nicht zurück. »Er hat meine Welpen bedroht«, sagte sie keuchend. »Ich werde gegen euch beide kämpfen, wenn ich muss.«
Ihre Welpen! Jetzt verstand Fritti besser, was hier vorging. Genau wie die Mütter des Volkes taten auch Fuchs-Mütter alles, um ihre Jungen zu schützen. Er schaute auf ihre hervortretenden Rippen. Es musste für die Mutter und ihre Jungen ein schwieriger Herbst gewesen sein.
»Wie geschah es, dass deine Familie bedroht wurde?«, forschte Fritti. Raschkralle, einen Sprung entfernt, starrte wie gebannt auf den
Visl
und schien Frittis Anwesenheit nicht zu bemerken.
Die Füchsin betrachtete Fritti prüfend. »In der Morgendämmerung hatte ich die Welpen zu einem Streifzug hinausgeführt«, begann sie, »als ich räuberische Wesen witterte – große. Der Geruch war ungewöhnlich, doch er hatte etwas von Dachsen und etwas von Katzen. Ich scheuchte die Jungen in den Bau zurück und legte mich auf sie, um sie ruhig zu halten, doch der Gefahr-Geruch verschwand nicht. Also beschloss ich, welcher Feind auch immer draußen lauerte, ihn vom Bau wegzulocken. Ich befahl den Welpen, sich nicht vom Fleck zu rühren, und verließ den Bau durch einen zweiten Ausgang.
Der Geruch war sehr stark – die Räuber waren nah. Ich ließ mich kurz sehen und rannte los. Kurz darauf hörte ich, dass sie mir folgten. Ich lockte sie in die Schlucht hinab und dann hinauf zum Rand der Senke. Ich gab mich auf der langen Wiese sogar ihren Blicken preis, um im Mondlicht, wie ich hoffte, einen kurzen Blick auf meine Verfolger werfen zu können …«
»Wer waren sie?«, unterbrach Traumjäger. Der
Visl
starrte ihn an, und seine Nackenhaare sträubten sich. Hab doch Geduld, schalt er sich selbst.
»Ich weiß es nicht,
Katze «
, sagte die Füchsin schroff. »Sie waren zu gerissen, um mir bis
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