Traumjaeger und Goldpfote
während Fritti seine schmerzenden Beine und Pfoten sonnte, schien sich von den Schrecken der letzten Nacht vollständig erholt zu haben. Als Traumjäger ihn jedoch fragte, was vorgefallen sei, trat ein Ausdruck von Unruhe in seine Augen.
»Können wir darüber sprechen, nachdem wir gegessen haben?«, fragte er. »Ich bin sehr hungrig!«
Fritti stimmte zu, und der folgende Teil des Nachmittags gehörte der nicht sehr erfolgreichen Jagd – die größtenteils durch Raschkralles Neigung verdorben wurde, zu quietschen, wenn er aufgeregt war. Es gelang ihnen, zwei Käfer zu erwischen, die – nachdem sie mühsam heruntergewürgt worden waren – ihre Mägen zumindest ein wenig füllten. Nachdem sie einen Tümpel mit abgestandenem, aber trinkbarem Wasser gefunden hatten, machten sie es sich im Schatten bequem, um zu verdauen.
Das lange schläfrige Schweigen wurde nur durch das einlullende Gesumm unsichtbarer Insekten durchbrochen. Dann, als Fritti spürte, dass er in den Schlaf sank, begann Raschkralle zu reden.
»Ich weiß, ich hätte dir nicht folgen sollen, Traumjäger. Ich bin sicher, dass ich für dich eine Last sein werde, aber ich wollte dir so gern helfen. Du bist viele Male freundlich zu mir gewesen, wenn Pfotenflink und die übrigen mich bloß knufften oder hänselten. Ich wusste aber auch, dass du mich nicht mitnehmen würdest. Also versteckte ich mich bis zu deinem Aufbruch, und dannfolgte ich deiner Spur. Ganz auf mich allein gestellt!«, fügte er stolz hinzu.
»Aha. Deshalb hast du dich also überall erkundigt, wann ich losmarschieren wollte.«
»Das ist richtig. Ich musste wissen, von wo du aufbrechen würdest. Ein so guter Spurenleser bin ich auch wieder nicht«, setzte er ein wenig verdrießlich hinzu. Dann hellte sich seine Miene wieder auf. »Aber egal, ich blieb mit meiner Nase am Boden und folgte dir. Alles ging ziemlich gut, bis ich gegen Mittag unsicher wurde. Eine Zeitlang schien es, als habe deine Spur sich in die eines anderen verwandelt, und dann lief sie denselben Weg zurück und Bäume rauf und runter – zumindest roch es so. Als ich die Spur wiederfand, war sie ziemlich kalt. Ich folgte ihr, so gut ich konnte, doch es wurde dunkel und ich war hungrig. Das bin ich eigentlich immer noch. Könnten wir nicht versuchen, noch ein paar Käfer oder etwas Ähnliches zu finden?«
»Später, Raschkralle«, sagte Fritti barsch. »Später. Zuerst möchte ich den Rest deines Liedes hören, kleiner
Cu’nre
.«
»O ja. Ich versuchte also, dich einzuholen, hoffte, du würdest haltmachen, um zu schlafen oder so. Da hörte ich das abscheuliche Geräusch. Es war ein riesiger Schwarm von Vögeln, und alle zwitscherten und schrien sie gleichzeitig. Ich schaute hinauf, und da waren Hunderte von Vögeln – eine ganze Wolke von
Flafa’az –
, und alle flogen wie verrückt um den Baum herum und machten einen schrecklichen Lärm. Ich ging zum Fuß des Baumes, versteht sich, um zu sehen, was da los war. Oben im Baumwipfel musste etwas Entsetzliches geschehen sein. Unten lagen Haufen toter
Fla-fa’az
, zerrissen und zerbissen, und überall Federn, die von den oberen Zweigen heruntersegelten. Und als ich hinaufschaute, konnte ich
Augen
erkennen!«
»Was meinst du mit Augen?«, fragte Fritti.
»Augen. Große, mattgelbe Augen – niemals habe ich etwas Ähnliches gesehen. Es waren zu viele Äste im Weg, um noch etwasanderes zu erkennen, aber ich weiß, dass ich mich nicht irre. Dann zischte mich etwas Unbekanntes an, und ich rannte weg. Ich glaube, es kam vom Baum herunter und setzte mir nach, Traumjäger, weil die Vögel mit ihrem furchtbaren Geschrei aufhörten. Aber ich schaute nicht zurück, um es festzustellen. Ich rannte bloß weg.« Raschkralle schwieg einen Augenblick mit geschlossenen Augen und fuhr dann fort:
»Ich schätze, es könnten mehr als einer gewesen sein, nach den Geräuschen zu schließen, die ich hörte. Sie waren schnell, und wäre ich nicht klein gewesen – imstande, unter Büsche zu schlüpfen –, so hätten sie mich erwischt. Ich habe niemals solche Angst gehabt – noch nicht einmal, als ein Heuler hinter mir her war. Schließlich konnte ich kaum noch laufen. Ich wurde langsamer. Hinter mir hörte ich jedoch nichts. Also blieb ich stehen, um aufmerksamer zu lauschen. Ich stand da mit gespitzten Ohren, und etwas kam unter dem Felsen hervor und
grapschte
nach mir!«
»Unter einem Felsen hervor?«, sagte Traumjäger ungläubig.
»Ich schwöre es bei den Erstgeborenen! Es
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