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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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lief dann endgültig aus. Dahinter lag ein welliges grünes Hügelland. Baumgruppen standen in den Senken zwischen seinen gerundeten Hängen.
    Das Hügelland lief weiter bis in die Ferne, am Horizont in die Nebel des Frühmorgens gehüllt. Dahinter erstreckten sich vielleicht weitere Hügelländer oder Wälder … oder sonst etwas. Traumjäger wusste, dass niemand je davon gesprochen hatte, was jenseits der Alten Wälder lag.
    Die beiden Gefährten schnüffelten die Brise, sogen die Gerüche ein, die mit der sich erwärmenden Luft aufstiegen. Raschkralle blickte hinunter, dann stieß er Fritti an. Unter ihnen, auf einem kleineren Vorsprung ihres Ausgucks, stand eine andere Katze. Sie bot einen sonderbaren Anblick, denn ihr Körper war über und über mit Schlamm bedeckt, ihr Fell struppig, und ihre Augen hatten einen wilden Ausdruck. Als Traumjäger und Raschkralle sie anstarrten, schaute die unbekannte Katze mit einem merkwürdigen, abwesenden Blick zu ihnen herauf. Ihnen blieb nur noch ein Augenblick, sich über ihren zotteligen Pelz und ihren gekrümmten Schwanz zu wundern – dann sprang die fremde Katze von dem Felsen hinab, landete unsicher auf einem breiten Ast und verschwand im Laubwerk. Dort, wo sie hineingeschlüpft war, zitterten die Blätter einen Augenblick, und dann rührten sie sich nicht mehr.

7. KAPITEL
    »Ach, dagegen lässt sich nichts machen«,
    sagte die Katze, »hier sind alle verrückt.
    Ich hin verrückt. Du bist verrückt.«
    »Woher weißt du denn, dass ich verrückt bin?«,
    fragte Alice. »Musst du ja sein«, sagte die Katze,
    »sonst wärst du doch gar nicht hier.«
     
    Lewis Carroll
     
    T raumjäger dachte viel nach. Die langen Tage des Wanderns hatten ihm Zeit dazu gegeben, und in einer sehr unkätzischen Weise reihte er Tatsachen aneinander.
    Raschkralles Geschichte seiner Verfolgung passte zu den anderen Dingen, die Fritti gehört hatte: das Verschwinden einiger Katzen aus dem Volk, die Erzählungen der
Rikschikschik
von Überfällen durch Katzen.
    Herr Schnapp hatte von vier Katzen gesprochen. Allein schon die Zahl ließ Fritti glauben, dass irgendein anderes Volk für die Überfälle auf die Eichhörnchennester verantwortlich war. Und Arthwine, die Füchsin, hatte erzählt, dass die Kreaturen halb nach Dachs, halb nach Katze gerochen hätten. Vielleicht waren diese Räuber Katzen so ähnlich, dass kleine Tiere wie die
Rikschikschik
zu falschen Schlüssen gelangen konnten. Selbst Langstrecker hatte gesagt, es liege etwas Merkwürdiges in der Luft. Eine neue Art von räuberischen Untieren?
    Raschkralles Beschreibung der Augen und Krallen kam ihm wieder in den Sinn, und er schauderte.
    Jäh zusammenfahrend dachte er an Goldpfote – konnten diese Kreaturen sie in ihrer Gewalt haben? Doch nein, an ihrem leeren Nest hatte er keine Spur von Furcht gewittert. Sie konnten sie aber ebenso gut im Wald gefangen haben! Arme Goldpfote! Solch eine große Welt und so voll von Gefahren …
    Seine Aufmerksamkeit wurde durch Raschkralle abgelenkt, der einen Dachs in seiner Ruhe störte. Diese großen Höhlengräber konnten grimmig werden, wenn es notwendig war. Traumjäger gab seine Grübeleien auf und beeilte sich, seinen jungen Freund vor einer möglichen Katastrophe zu bewahren.
    Er packte Raschkralle beim Kragen, zerrte ihn weg und murmelte dem aufgebrachten Dachs eine Entschuldigung zu. Das Tier grunzte ihn verächtlich an, als er sich zurückzog, und watschelte dann, die gestreiften Flanken aufblähend, davon. Doch auch diese Lektion vermochte nicht, Raschkralles Unternehmungslust zu dämpfen. Bald waren sie wieder unterwegs und bewegten sich auf den Rand der Alten Wälder zu.
     
    Als Traumjäger aus seinem Mittagsschläfchen erwachte, fühlte er Blicke auf sich ruhen. Auf der anderen Seite der Lichtung stand die seltsame Katze, die sie von ihrem Ausguck auf dem Felsen gesehen hatten. Bevor sich Fritti von dem schnarchenden Raschkralle losmachen konnte, war die Katze spurlos verschwunden. Es kam Fritti so vor, als habe das alte Tier mit ihnen sprechen wollen. Ein sonderbarer sehnsüchtiger Ausdruck war in seinen Augen gewesen.
    Am Abend, als sie ein Espenwäldchen durchquerten, tauchte die Katze erneut vor ihnen auf. Dieses Mal lief sie nicht fort, sondern blieb, an ihrer Unterlippe nagend, stehen, als sie näher kamen.
    Aus der Nähe bot diese Katze einen abenteuerlichen Anblick. Die ursprüngliche Farbe ihres Fells war seit langem unter dem Schmutz und Schlamm verschwunden, die ihr Fell

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