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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gebrauchen.«
    »Aber du bist der Prinz!«, sagte Fritti überrascht. »Kannst du nicht am Hof jede Hilfe finden, die du brauchst?«
    Zaungänger machte ein finsteres Gesicht. »Eben nicht, das klappt nicht«, sagte er und schüttelte seine rot-goldene Mähne. »Niemand will diese Sache ernst nehmen. Jeder hat etwas Wichtigeres zu tun. Nichts berührt sie, solange es nicht an ihren eigenen Schwänzen nagt. Sogar meine Mutter und der Prinzgemahl sagen mehr oder weniger deutlich: ›Zieh los und sieh dich um, wenn’s dir Spaß macht.‹ Ha! Geschieht ihnen recht, wenn diese Katzen-Dachse – oder was immer sie sind – aus den Bäumen geklettert kommen und ihnen die Ohren abreißen!«
    Diese Worte versetzten Traumjäger für eine Weile in sorgenvolles Schweigen. Was, wenn am Hof keine Hilfe zu finden war? Wie würde es mit der Suche nach Goldpfote weitergehen? Mit Macht überkam ihn die Erinnerung an Goldpfotes wedelnden Schwanz und ihre schwarzgesäumte Nase. Wenn niemand sonst sich Gedanken macht, was mit ihr geschieht, dachte er wütend, dann habe ich umso mehr Anlass, meine Suche unbedingt fortzusetzen.
    Sein Tagtraum wurde durch ein Niesen des kranken kleinen Raschkralle unterbrochen. Die angegriffene Gesundheit seines jungen Freundes war ein weiteres Problem. Die Regenfälle würden anhalten und Raschkralles schlechter Zustand auch, falls er nicht rasch eine warme Zuflucht und Nahrung erhielt.
    »Prinz Zaungänger, wirst du jetzt zum Hof zurückkehren?«, fragte er.
    »Meine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen«, murmelte der Prinz. »Ich denke, wir könnten auch versuchen, noch die eine oder andere Katze aufzutreiben. Warum fragst du?«
    »Meinem Gefährten geht es nicht gut, was du sicherlich auch siehst. Wenn du uns helfen würdest, zum Hof der Königin zu kommen, wären wir dir sehr dankbar.«
    Zaungänger sah nachdenklich drein.
    »Dem kleinen Milchbart geht es nicht übermäßig gut«, mischte sich Lichtjäger hilfsbereit ein. »Vermutlich braucht er ein bisschen Wärme.«
    Zaungänger schritt hinüber zu Raschkralle, der im feuchten Gras erbärmlich zitterte. »Wir werden dich an einen Ort bringen, der dir gefallen wird, du Winzling«, sagte er in seiner derben, freundlichen Art. »Und wenn wir dich den ganzen Weg wie einen Säugling tragen müssen. Wir werden dich zum Hof bringen.«
    Die letzten Meilen über die Sonnen-Nest-Ebene wurde Raschkralle von Lichtjäger und Mondjäger getragen, doch Fritti war kräftig genug, um zu laufen. Er genoss die Gesellschaft von Zaungänger und seinen beiden Jagdgenossen.
    Der Prinz war redselig, erzählte lange Jagdgeschichten in allen Einzelheiten, und oft unterbrach er seinen Redefluss, um bestimmte Punkte mit Lichtjäger zu klären. Der rote Faden seiner Erzählungen drohte besonders dann zu reißen, wenn Lichtjäger an der Reihe war, den kleinen Raschkralle im Maul zu tragen.
    »… also, ich glaube«, sagte der Prinz, »ich glaube, und ich sollte wirklich imstande sein, mich zu erinnern, dass es jener Tagwar, der auf den Tag folgte, an dem wir ein einfach riesenhaftes Waldhuhn zur Strecke brachten. Oder war es vielleicht ein Fasanenhahn? Erinnerst du dich, Lichtjäger? War es ein Fasanenhahn?«
    »Humpffff!«, erwiderte Lichtjäger, zwischen dessen Zähnen Raschkralle steckte.
    »Verzeihung, sagtest du Waldhuhn?«
    »Humpff … humpff!«
    »Oh, ein Fasan? Bist du sicher?« Und so fort.
    Der Prinz war ein heiteres Gemüt – voll von derbem, schlichtem Humor und mit einer Vorliebe für plötzliche, überraschende Rempeleien, die seine Gefährten taumeln ließen. Ein schuldbewusster, besorgter Zaungänger half ihnen auf, der versprach, es nicht ohne rechtzeitige Warnung wieder zu tun.
    In ihrer äußeren Erscheinung sahen sich die Zwillinge zum Verwechseln ähnlich, doch man konnte sie anhand des Geruches unterscheiden. Lichtjäger war nicht gerade die klügste Katze, doch gutherzig und sehr gesprächig. Sein Bruder Mondjäger war hingegen sehr still.
    Nachdem er mit den dreien einen Tag lang unterwegs gewesen war, ging Fritti schließlich auf, dass Mondjägers Schweigsamkeit unfreiwillig war. Er war stumm und verständigte sich nur durch die dem Gemeinsamen Gesang eigene Zeichensprache. Zaungänger erklärte Fritti, Mondjäger habe eine Verwundung an der Kehle erlitten, als er den Prinzen vor einem rasenden Fuchs schützte, und sei seitdem nicht mehr imstande gewesen, einen Laut hervorzubringen.
    »Er hat es für mich getan, Harar beschütze ihn«,

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