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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sagte Zaungänger. »Diese zwei sind meine wahren Jagdbrüder, musst du wissen.« Mondjäger strahlte in anhaltendem stillen Stolz.
     
    Die Ebene begann anzusteigen. Fritti wusste von Zitterkralle, dass sie den äußeren Rand von Sonnen-Nest erreichten. DieSteigung war leicht, aber stetig, und am Ende eines Tagesmarsches verspürte Traumjäger einen klopfenden Schmerz in seinen Hinterbeinen.
    Schließlich kamen sie zum Ufer der Schnurrwisper. Dieser sanfte, murmelnde Fluss war viel ruhiger als die Schwanzwende. Sein Bett war mit vielfarbenen Steinen übersät, über denen man schimmernde Fische pfeilschnell dahinschießen sah. Sie hielten an, um zu trinken, und sogar Raschkralle kletterte hinunter, um das kühle, klare Wasser zu schlabbern. Es war süß und erfrischend, und nachdem sie ihren Durst gestillt hatten, lagen Raschkralle und Traumjäger Seite an Seite am Ufer, und zum ersten Mal nach langer Zeit hatten sie beide wieder das Gefühl von Hoffnung. Trotzdem, dachte Fritti, ist Raschkralle noch immer ein sehr krankes Kätzchen. Er rückte näher, um ihn zu wärmen, als Zaungänger auftauchte.
    »Nun sind wir also an der Schnurrwisper. Jetzt müssen wir nur noch einmal hüpfen und stolpern, Winzling!«, sagte er zu Raschkralle. Jede Faser seiner Selbstbeherrschung war nötig, ihn weitermarschieren zu lassen, seinen kräftigeren Kameraden zu folgen und vor den Reizen dieser Welt am Fluss die Augen zu verschließen.
    Endlich erreichte der kleine Katzentrupp die Säume des Wurzelwaldes. Obwohl Fritti ausgepumpt war, entging ihm nicht, wie sehr sich dieser Wald von den Alten Wäldern unterschied, die er aus der Heimat kannte. Diesen Wald durchwehte der Atem des Alters, und dagegen wirkten die Alten Wälder, trotz ihres Namens, jung und frisch. Beim Anblick des Wurzelwaldes konnte man spüren, riechen und hören, wie uralt und fest begründet er war, und es schien kaum vorstellbar, dass diese großen Bäume, die sie umstanden, wirklich
gewachsen
waren. Es war eher denkbar, dass die Welt rund um die Wurzeln und Stämme dieses Waldes emporgewachsen war.
    Als Fritti seinen Eindruck Zaungänger mitteilte, nickte derPrinz. Anstatt mit seiner gewohnten derben Respektlosigkeit zu antworten, sagte der rot-goldene Jäger bloß: »Ja. Dies ist der erste Wald.«
    Als Fritti ihn um eine Erklärung bat, schlug Zaungänger ihm vor, zu warten und jemanden am Hof zu befragen.
    »Dort gibt es welche, die über den Wald besser sprechen können als ich, und ich möchte niemanden versehentlich beleidigen.«
    Traumjäger musste sich damit zufriedengeben, denn mehr wollte der Prinz nicht sagen. Doch als er ihn später nach den Tieren des Wurzelwaldes befragte, war der Prinz wieder von der gewohnten Herzlichkeit und gab Fritti eine erschöpfende Beschreibung aller Lebewesen, die unter den alten Bäumen umherrannten und -schlüpften, -schwammen oder -flogen.
    Die Spuren und Jagdmarken anderer Katzen fanden sich nun überall. Traumjäger war jetzt nur noch darauf aus, die Reise zu Ende zu bringen, und achtete nicht auf die aufgeregten Erörterungen zwischen Zaungänger und seinen Gefährten über die Bedeutung der verschiedenen Marken. Wer was getan hatte und wann und mit wem. Raschkralle, der fest schlief, war allem entrückt.
    Nach einem Tag des Stolperns und Humpelns konnte auch Traumjäger nicht mehr laufen. Er und sein junger Freund wurden wieder Seite an Seite von den gescheckten Zwillingen in den Mäulern getragen.
     
    Immer wieder aus einem unerquicklichen Schlaf gerissen, nahm Fritti mit einem Mal schwache Stimmen wahr. Der Prinz und andere Katzen riefen einander etwas zu, und als Fritti benommen die Augen öffnete, sah er überall Katzengestalten – ein Meer von Katzen. Es ging über seine Kräfte, dieses Bild aufzunehmen, und er schloss die Augen wieder.
    Er spürte, wie er auf etwas Weiches gelegt wurde. Als die Stimmen immer schwächer wurden, sprang er in die Felder der Träume.
     



11. KAPITEL
    Das Gewimmel, das Gesumm, das Gemurmel
    Dieses großen Bienenstocks, der Stadt.
     
    Abraham Cowley
     
    D as Dach unter ihm war glühend heiß; es war qualvoll, die Pfoten zu lange auf einem Fleck zu lassen. Behutsam trottete er auf und ab und lugte über die Dachkante nach unten in den wirbelnden Rauch. Er wusste, dass er springen und sich retten musste. Hinter ihm war
Feuer
. Die empfindlichen Innenseiten seiner Nase waren vom Qualm gereizt, und von unten konnte er die Flammen brausen und fauchen hören. Warum konnte er nicht

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