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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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weiter Ferne zu kommen. »Traumjäger, was fehlt dir? Bist du krank?«
    Fritti versuchte mit einem Nicken zu antworten, aber sein Gesicht war so heiß, sein Kopf so schwer, dass er zu Boden plumpste. Auf den Rücken rollend, hörte er schwachen Gesang, als die Menge ringsum gemeinsam die Stimme erhob.
    Raschkralle stand über seinem Freund und stupste ihn mit der Nase an … dann sackte das Gesicht des Kätzchens nach unten, als falle es in ein Loch, einen schwarzen Tunnel, der vor Traumjägers Augen einstürzte, so dass er nichts mehr sah.
    Raschkralle beugte sich über seinen Freund. So heftig er ihn auch anstieß, so lautstark er auch die singende Menge zu überschreien suchte, Traumjäger rührte sich nicht und lag da wie ein Toter. Raschkralle war ganz allein. Sein Freund war krank – vielleicht starb er –, und er war allein in einem riesigen Meer von Fremden.

13. KAPITEL
    Oh, nennt seinen Namen nicht! Lasst ihn
    Schlafen im Schatten,
    Wo kalt und unverehrt seine Gebeine liegen.
     
    Thomas Moore
     
    V on Panik gepackt, rannte Raschkralle durch die verlassenen Grotten und Laubwege von Erstheim, stolperte über Wurzeln und kurvte um drohend aufragende Baumgestalten. Der fischkalte Schein aus Tiefklars Auge sickerte durch die Ritzen zwischen den Blättern und Zweigen.
    Als Traumjäger auf der Lichtung bewusstlos zu seinen Füßen gelegen hatte, war sein wildes Geschrei nach Hilfe vergebens gewesen. Überall sangen und tanzten die Katzen und verließen in schwatzenden Gruppen die Lichtung, um sich zur Katzenminze zu begeben. Zaungänger war von der grasigen Anhöhe verschwunden, Heulsang war nirgends zu sehen, und niemand nahm von dem angsterfüllten Kätzchen Notiz, das neben seinem Freund klagend miaute. In entsetzlicher Sorge um Traumjägers Leben war Raschkralle dem Lärm der Lichtung entflohen, um nach jemandem zu suchen, der ihm helfen oder einen Rat geben konnte. Doch die Seitenwege des Wurzelwaldes waren wie ausgestorben, und als er sich weiter vom Festplatz entfernte – fort von Getöse und Licht –, wurde der uralte Wald immer unheimlicher. Schließlich blieb er schwer atmend und keuchend stehen. Er tat seinem Freund keinen Gefallen, dachte er, wenn er sich in den Wäldern verirrte. Welch ein Narr war er doch! Welchein törichtes, nichtswürdiges Kätzchen bin ich, schalt er sich selbst. Wenn die feiernden Katzen ihm schon nicht halfen, dann würde er eben hingehen und die Königin selbst beim Schwanz herbeizerren, wenn es sein musste!
    Er drehte sich um und hoppelte zurück, dem schwachen Stimmengewirr der Lichtung entgegen.
     
    Bei der letzten Reihe von Bäumen, die den Festplatz säumten, rannte er beinahe Dachschatten um, die graue
Fela
, die sich am Morgen seiner angenommen hatte. Offensichtlich hatte sie sich vom Fest wegstehlen wollen, doch sie begrüßte ihn erfreut.
    Raschkralle jammerte: »Oh, oh, Dachschatten, oh, ich bin ja so froh … schnell! Komm mit und hilf mir!«, stotterte er aufgeregt. »Komm und hilf mir … oh, Traumjäger, er ist … oh!« Dachschatten wartete geduldig. Als Raschkralle sich endlich so weit beruhigt hatte, dass er ihr von Traumjägers geheimnisvoller Krankheit berichten konnte, nickte sie bekümmert und folgte ihm zur muldenförmigen Lichtung des Treffens.
    Inzwischen hatte die Feier richtig begonnen, die versammelten Katzen tanzten und sangen unter dem hochragenden Baumdach. Verzückt drehten sich Tänzer im Kreis, und ihre Pfoten und Schwänze hoben und senkten sich wild im ungewissen Licht des Auges. Viele hatten vom Baldrian genascht, und die Luft war von merkwürdigem Singsang und Ausrufen ungehemmter Lebensfreude erfüllt.
    Sie fanden Fritti dort, wo Raschkralle ihn verlassen hatte, wie ein neugeborenes Kätzchen zu einer Kugel zusammengerollt. Sein Atem ging flach, und er antwortete nicht, als Raschkralle seinen Namen rief. Dachschatten blickte einen Augenblick auf ihn herunter, dann fuhr sie mit ihren Barthaaren sanft über seine Brust und sein Gesicht. Sie kauerte sich neben ihn ins Gras und schnüffelte seinen Atem. Sie stand auf und schüttelte grimmig ihren silbrigen Kopf.
    »Dein Freund ist entweder ein Vielfraß oder ein Dummkopf – oder beides. Er stinkt nach Katzenminze. Nur ein Verrückter würde davon so viel fressen, dass er so stinkt«, sagte sie zu Raschkralle.
    »Was kann das Zeug ihm Schlimmes antun?«, rief der Kleine. Dachschatten blickte ihn an, und ihre Züge wurden weicher. »Ich weiß es nicht genau, jüngster Jäger. Es ist

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