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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nachklingenden Empfindungen, während Raschkralle ihm zufrieden das Fell striegelte. Nach einer kurzen Weilesagte Dachschatten: »Bist du sicher, dass du dich kräftig genug fühlst, um vor die Königin zu treten, Traumjäger?« Die schlanke, graue Katze beobachtete ihn genau, während sie auf seine Antwort wartete.
    »Ich denke, je rascher ich diese Sache vorantreibe, desto besser«, sagte er. Er fand, dass es schwierig war, auszudrücken, was er empfand. »Wie ich Heulsang sagte, haben wir einen sehr weiten Weg hinter uns. Ich habe ein Versprechen gegeben und es mit einem Eid besiegelt … jedoch dieses Erstheim, ich weiß nicht, es bringt dich dazu, alles nicht so wichtig zu nehmen. Ich meine, du könntest hier tagaus, tagein bloß herumliegen, wenn dir danach ist, und an nichts anderes denken als an Wasserwanzen. Nicht daran, sie zu
jagen
, wohlgemerkt«, versuchte er zu erklären, »sondern bloß an sie zu
denken
. Du könntest deinen ganzen Tag, jeden Tag, damit zubringen, immer nur über Wasserwanzen zu sinnen und zu grübeln und anderen von Wasserwanzen zu erzählen … und bevor du es merken würdest, wärest du alt. Eines Tages würde dir klar werden, dass du in Wirklichkeit niemals eine Wasserwanze
gesehen
hast … aber dann würdest du es nicht mehr wollen, denn das würde alle deine lieblichen Träumereien zunichtemachen. Ich fürchte, ich habe mich ziemlich unklar ausgedrückt«, fuhr er fort, »doch ich habe das Gefühl, dass ich, wenn ich wieder auf die Suche nach meiner Freundin Goldpfote gehe, besser damit zurechtkommen werde, weil … Tut mir leid, ich kann es nicht richtig in Worte fassen …«
    Dachschatten kam zu Fritti herüber und betrachtete ihn aufmerksam. Sie beschnüffelte ihn – nicht argwöhnisch, sondern interessiert –, dann setzte sie sich hin.
    »Ich glaube, ich kann erfühlen, was du sagen willst, Traumjäger, aber auch ich bin hier natürlich fremd. Ich glaube nicht, dass Heulsang und die anderen dich verstehen würden.«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Fritti zustimmend. Er blickte auf Raschkralle hinab, der mit dem Striegeln fertig war, sichglücklich an ihn kuschelte und ihrem Gespräch zuhörte. »Was meinst du dazu, Raschkralle?«, fragte er.
    Raschkralle blickte ernst auf. »Nun«, sagte er, »ich bin nicht sicher, ob ich alles verstanden habe, was du gerade gesagt hast, doch ich glaube, dass ein
bisschen
davon, wie das Volk hier denkt, wichtig ist. Zumindest bringt es mich dazu, dass ich fragen möchte, welche Fragen wichtig sind … wenn ich auch nicht wirklich weiß, was sie wichtig macht. In dieser Hinsicht, verstehst du?«, gluckste das Kätzchen. »Ich bin ein ebenso schlechter Erklärer wie mein kluger alter Freund Traumjäger. Ich denke, wir sollten diese langweiligen Fragen nicht mit leerem Magen erörtern. Die Frühstückszeit ist längst vorbei!«
    »Einverstanden,
Cu’nre
.« Fritti lächelte, obgleich ihm in Wahrheit noch nicht nach Essen zumute war.
    »Möchtest du mit uns auf die Jagd gehen?«, fragte er die stille
Fela.
    »Ich fühle mich geehrt.«
     
    Den ganzen Tag lang erkundeten sie das Waldlabyrinth von Erstheim, entdeckten von Gestrüpp überwucherte Gänge und lange nicht betretene Pfade.
    Das Volk von Erstheim und Wurzelwald schien nach dem Tag des Festes überaus ruhig zu sein. Die meisten dösten oder lagen auf der Seite und schwätzten faul mit Freunden. Viele waren nach der Feier aufgebrochen, und die Seitenwege des Wurzelwaldes waren wieder wie ausgestorben.
    Dachschatten widmete sich Raschkralle, verwickelte ihn in Spiele und kam herbei, wenn er etwas gefunden hatte, das ihn interessierte.
    Traumjäger gegenüber war sie freundlich, doch ein wenig zurückhaltend. Das war Fritti nur recht, der die Nachwirkungen seiner Erfahrung in der vergangenen Nacht noch immer spürte. Er war zwar mittlerweile fast ganz wach, doch das merkwürdigeGefühl, von allem losgelöst zu sein, konnte er nicht abschütteln. Die Gespräche seiner Gefährten schienen in weiter Ferne stattzufinden. Er meinte von einer brütenden Stille erfüllt zu sein, als er wie ein Geist unter den alten Bäumen umherstrich.
    Später, am frühen Abend, verließ Dachschatten sie mit dem Versprechen, wiederzukommen. Raschkralle, der den ganzen Nachmittag wie eine Hummel umhergeschwirrt war, und Fritti, der noch ein wenig zittrig war, kehrten zum Heil-Platz zurück, um vor ihrer Audienz bei Hofe ein wenig zu ruhen.
    Heulsang kam, um sie abzuholen, insgeheim ungemein aufgeregt ob der

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