Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
konnte, warum.
    Trotzdem, es war sinnlos, allzu viel zu grübeln, weil er wusste, dass er – wieder stellte sich dieser Gedanke ein – sterben würde.
    Grillenfänger, der den Zug anführte, hatte angefangen, vor sich hin zu brummeln. Traumjäger konnte die einzelnen Wörter des wütenden Gemurmels nicht verstehen, und die Krallenwächter konnten es offenbar ebenso wenig. Nach einer kurzen Weile achteten sie nicht mehr darauf, doch Fritti spürte, wie in der alten, verrückten Katze etwas wuchs, eine allmählich steigende Spannung. Ihm wurde ganz anders.
    Mit einem zornigen Geheul ging Grillenfänger auf Langzahn los, den Wächter, der ihm am nächsten war. »Kriecher!«, kreischte die zerlumpte alte Katze. »Dein Lied ist widerlich! Ich kenne deinen Schmutz und deine Dunkelheit!« Langzahns Lippen kräuselten sich vor Überraschung, und er wich fast unmerklichzurück, so dass Grillenfänger an ihm vorbei in die Bäume springen konnte. Traumjägers Herz raste.
    Der Krallenwächter war nur einen Herzschlag lang aus der Fassung, dann sprang er Grillenfänger aufheulend nach. Er bekam ihn nach wenigen Augenblicken zu fassen, warf die zerlumpte Katze mit einem Schlag in den Schlamm und sprang auf ihren Rücken. Ein rasendes Geheul erhob sich – Fritti konnte nicht sagen, wer von beiden es ausstieß –, und dann richtete Grillenfänger sich überraschend auf und schlug mit seinen Krallen nach Langzahns Schnauze. Sein Fell starrte vor Schmutz, als er sich hochzustemmen versuchte. Sekundenlang schien er zu wachsen, stark zu werden. Dann, als Langzahn seine sieben Sinne wieder beisammen hatte und erneut angriff, erkannte Traumjäger, dass Grillenfänger nicht mehr war als eine alte Katze, von Irrsinn gehetzt, im Kampf gegen ein Ungeheuer, das zweimal so groß war wie sie selbst. Während sie einander umklammerten, landete Langzahn einen krachenden Schlag in Grillenfängers Gesicht, und der Alte fiel schlaff auf den schlammigen Boden. Aus seiner Nase rann Blut, und er lag stumm da. Der Krallenwächter zischte wie eine
Hlizza
und sprang vor, um ihm die Kehle durchzubeißen, doch da ertönte Kratzkralles rauhe Stimme. »Halt oder ich kratze dir die Augen aus!«
    Langzahn, dessen glitzernde Augen dunkel vor Blutgier waren, zögerte einen Augenblick. Er bleckte die Zähne, dann drehte er sich um. Er starrte Kratzkralle an, der vor sich hin lachte. Es war ein trockenes gemeines Lachen.
    »Na«, sagte er, »der alte Spinner hat dich ganz hübsch zum Narren gemacht, nicht wahr?«
    Langzahn blickte in unverhülltem Hass zu seinem Anführer hinüber, doch er hielt sich von Grillenfänger fern. »Wäre dir auch beinahe entwischt, oder?«, höhnte Kratzkralle. »Es war deine Schuld, und nun kannst du ihn für eine Weile tragen. Du kannst nur hoffen, dass die alte, erbärmliche Rattenhaut noch atmet,denn der Fette wollte diese Vögelchen lebend – zumindest bis er sie gesehen hat. Was, glaubst du, wird er mit dir machen, wenn du dich da einmischst, mein Freund?« Kratzkralle grinste. Langzahn, der beeindruckt schien, wich von der zusammengekrümmten Gestalt Grillenfängers zurück.
    »Er könnte dich der Zahngarde übergeben, meinst du nicht? Das wäre aber unangenehm!« Langzahn schauderte, und er wich dem Blick seines Anführers aus. Vorsichtig ging er zu der alten Katze und beschnüffelte sie, dann nahm er sie in sein Maul.
    »Sehr gut«, sagte Kratzkralle und winkte Hartbiss zu, der regungslos zugeschaut hatte. »Lasst uns gehen. Das Feuer-Auge wird sich bald öffnen. Wir müssen uns beeilen, wenn wir zum Westlichen Maul kommen wollen.«
     
    Fritti und sein junger Freund wurden in gleichmäßig hohem Tempo vorwärtsgetrieben, ohne dass sich ihre Schritte hätten verlangsamen dürfen. Der stetige Regen war stärker geworden, durchtränkte ihr Fell und verwandelte den Wald in einen schlüpfrigen Morast.
    Als es so schien, als könnte es für die Gefangenen nicht mehr schlimmer kommen, begann der Regen sich in Hagel zu verwandeln. Traumjäger musste, als er den stechenden Aufprall der Eiskörner spürte, an die
Rikschikschik
und ihren Angriff aus den Baumwipfeln denken. Dieser Angriff jedoch nahm kein Ende, und sein Körper war bereits kalt und zerschlagen. Als er und Raschkralle versuchten, ihre Richtung ein wenig zu ändern, um mehr Schutz durch die Bäume zu gewinnen, stießen Kratzkralle und seine Kumpane sie wieder auf den Pfad zurück. Die Untier-Katzen kümmerten sich nicht um die Hagelkörner – zumindest wirkte es so –

Weitere Kostenlose Bücher