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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nicht auch? Glaubst du, dass das Volk uns glauben wird?«
    Nach einer Weile hob Raschkralle den Kopf und blickte Fritti traurig an.
    »Wo ist meine Freundin Dachschatten?«, fragte er. Seine Stimme war so leise, dass Traumjäger seine Ohren nach vorn stellen musste, um die Worte zu verstehen.
    »Wir werden sie finden, Raschkralle, ich verspreche es. Ich schwöre es bei meinem Schwanznamen – wir werden hier herauskommen und sie finden!«
    Das Kätzchen sah ihn einen Moment verwundert an, dann senkte es den Blick wieder auf den Boden.
    Bei Himmeltanz’ Ohren! Fritti verfluchte sich selbst. Wann werde ich endlich aufhören, Versprechungen zu machen, die ich nie und nimmer einlösen kann? Trotzdem, dachte er, ich musste Raschkralle irgendetwas sagen. Er sieht aus wie jemand, der sich in jeder Sekunde hinlegen und zu den Feldern des Jenseits fliehen kann. Wenigstens habe ich ihm ein paar Worte entlockt.
    Traumjäger fiel nun auf, dass die Geräusche des Tunnels sich verändert hatten. Unter dem fast lautlosen Tapp-tapp ihrer Pfoten glaubte er ein schwaches Stimmengesumm ausmachen zu können – Katzenstimmen, doch weit entfernt.
    Unmittelbar vor ihm drehte Hartbiss sich um und zischte: »Wir werden bald zu Hause sein. Es ist auch euer Zuhause – jedenfalls für kurze Zeit.«
    Schließlich verbreiterte sich der unterirdische Pfad nochmals und führte abwärts. Das Pulsieren war beständig und beinahe vertraut geworden, und die Stimmen, die Fritti zuvor gehört hatte, erklangen lauter und lauter. Dann, als es schien, als müssten sie jeden Augenblick ihr Ziel erreichen, gebot Kratzkralle dem Trupp Halt.
    »Wir werden nun«, sagte er und fasste Fritti und seine Kameraden mit strengem Blick ins Auge, »Vastnir durch eines der Kleineren Tore betreten. Beim geringsten Fluchtversuch werde ich euch in Stücke reißen, und ich werde es mit Vergnügen tun. Und nur für den Fall, dass ihr euer Glück trotzdem versuchen wollt …«, hierbei sah er Grillenfänger scharf an, der verlegen die Augen abwandte, »… selbst wenn ihr schnell und geschickt genug seid, an mir vorbeizukommen – was ich bezweifle –, werdet ihr wünschen, unter meinen Klauen gestorben zu sein, das verspreche ich euch. Die Krallenwächter sind nicht die Schlimmsten, die im Vastnir-Hügel zu Hause sind.« Kratzkralle wandte sich an die beiden anderen Krallenwächter. »Und ihr zwei, denkt daran, dass sich niemand einmischen darf – insbesondere nicht die Zahngarde. Die Gefangenen bleiben bei uns, bis ich einen anderen Befehl gebe, versteht ihr? Es ist besser so.«
    Alle folgten Kratzkralle nach unten, folgten kurz danach einer Biegung des Tunnels und gelangten in einen geräumigen Gang vor dem Tor. Am Ende des Ganges, Schattenrisse gegen ein unstetes blaugrünes Licht, standen, stumm und furchteinflößend, zwei mächtige Krallenwächter, die noch größer waren als Frittis Bewacher. Auf jeder Seite des Einganges, den sie bewachten, thronten auf kleinen Erdhaufen zwei Schädel. Der eine stammte von einem riesigen Heuler, in dessen Augenhöhlen dunkles Leid nistete. Auf der anderen Seite war der Schädel eines großen gehörnten Tieres aufgestellt. Diese vier Wächter blickten erbarmungslos auf Fritti und seine Gefährten herab, als diese durch das Tor geführt wurden. Als sie durch den Ausgang des Tunnelgewölbesin die Tiefen Vastnirs eintraten, überkam Fritti eine sonderbare Empfindung, wie er sie schon in seinem Katzenminze-Alptraum kennengelernt hatte: Er spürte ein Brennen auf der Stirn. Was es jedoch auch immer damit auf sich hatte, weder seine Freunde noch die Krallenwächter achteten auf ihn.
    Nachdem sie die Schwelle überschritten hatten, enthüllte sich vor Fritti ein Bild, das er sein Leben lang in sich tragen würde.
    Vor ihnen gähnte eine riesige Höhle, deren Dach so hoch hinaufreichte wie die Wipfel des Wurzelwaldes. Sie wurde von der leuchtenden Erde erhellt, die sie im Tunnel gesehen hatten, sowie durch den schwachen blauen Glanz von Steinen, die aus dem Gestein der Höhlendecke nach unten vorstießen. Das geisterhafte Licht machte alle, die sich in der Höhle aufhielten, zu Gespenstern und hüpfenden Schatten.
    Unten auf dem Boden der Höhle bewegten sich zahllose Katzen hin und her wie Termiten in faulem Holz. Die meisten von ihnen schienen dem gewöhnlichen Volk anzugehören, obgleich ihre Gesichter so verzweifelt und schmerzverzerrt waren, dass sie fast eine andere Rasse zu sein schienen. Dazwischen bewegten sich die massigen,

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