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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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vorerst nicht.« Fritti hörte Kratzkralles Stimme wie aus weiter Ferne. »Dies ist einer derjenigen, die Ihr gewittert habt, Allergrößter. Erinnert Ihr Euch?«
    Die abscheuliche Kreatur drehte ihren halslosen Kopf, bis ihre leeren, toten Augen den zitternden Fritti erblickten. Ihre Nüstern bebten.
    »Oh, ja …«, sagte die Stimme langsam. Sie klang, als klatschte Schlamm auf einen Stein. »Jetzt erinnern wir uns. Hatte er Begleiter? Wo sind sie?« Die Stimme hatte jetzt einen schärferen Klang.
    »Er hatte zwei, Hoher Herr.« Kratzkralles Stimme klang nervös. »Ein Kätzchen, Herr, ein kleines flennendes Kätzchen und ein irrsinniger alter Kater, ekelhaft wie Sonne und Blumen. Jedoch dieser hier, dies ist einer von denen, die Ihr wollt. Er hat etwas an sich. Ich bin sicher … er hat etwas.«
    »Hm«, muffelte der Riese und rollte sich ein wenig auf die Seite, als wollte er nachdenken. Er versuchte mit vorgestrecktem Kopf an der Säule entlang nach unten zu blicken, doch sein Wanst war ihm im Wege. Ein ärgerlicher Ausdruck fältelte die mächtige Stirn, und plötzlich sprangen drei Krallenwächter, die ihn von der anderen Seite der Grube ängstlich beobachtet hatten,in das Loch hinab. Blitzschnell lösten sie die strampelnde Gestalt einer Katze aus der Mitte des Haufens und krabbelten damit zu dem Ungeheuer hinauf. Als sie über seinen Bauch krochen, öffnete es zufrieden das Maul. Die sich windende, schreiende Katze wurde hineingeworfen. Als die große Katze zu kauen anfing, waren krachende Geräusche zu hören, und ein Ausdruck der Befriedigung trat auf das leere Gesicht.
    Als Traumjäger hilflos hinaufschaute, schluckte das Untier, dann wandte es seine Aufmerksamkeit wieder Fritti zu.
    »Alsdann«, quetschte der Riese hervor, »lasst uns sehen, welche Art von Volk unsere Pläne bedroht.« Traumjäger spürte einen entsetzlichen Ruck und hatte kurz das Gefühl, ein riesiges Maul habe ihn an sich gerissen und geschüttelt. Darauf folgte ein brennender Schmerz, und etwas bohrte sich in seinen Verstand. Grabend und wühlend fuhr es scharf durch seine Gedanken, schlug sie entzwei – es durchwatete Hoffnungen und Träume und Vorstellungen, rücksichtslos zermalmte es Erinnerungen. Eine unsichtbare Macht hatte ihn in der Gewalt. Er verzerrte das Gesicht und heulte, als der Geist des Untieres in ihn eindrang.
    Als es vorüber war, lag er betäubt und zitternd auf der eisigen Erde neben der Grube. Ein stechender Schmerz wogte hinter seiner Stirn auf und ab. Schließlich sprach Kratzkralle. Seine Stimme klang gedämpft.
    »Nun, Großer Meister?«
    Die Gestalt über der Grube gähnte und zeigte geschwärzte Zähne. Ein kurz aufflackerndes Licht rötete das schorfige, graue Fell.
    »Mit diesem kleinen Käfer ist es nichts. Es gibt Anzeichen, ja – aber keine Macht, die nennenswert wäre. Er kann nichts ausrichten. Du sagst, seine Kameraden seien harmlos?«
    »Dieser hier war der Einzige, der zumindest eine Spur anders war, Herr, ich schwör’s.«
    »Gut …« In der schwerflüssigen Sprache des Untiers lag jetztein gelangweilter, abschließender Ton. »Fort mit ihm. Töte ihn oder schicke ihn zum Tunnelgraben – es ist uns gleichgültig.« Der Anführer der Krallengarde zerrte Fritti hoch, bis er stand, und trieb ihn dann durch einen Torbogen aus der Halle. »Krallenwächter!«, rief das fette Untier. Kratzkralle wirbelte herum und verbeugte sich unterwürfig.
    »Beim nächsten Mal störe nicht so leichtfertig die tiefen Gedanken des Fürsten Kaltherz.« Die milchigen Augen funkelten. Unter vielen Verbeugungen trieb Kratzkralle Fritti aus der Höhle der Grube.
    Wie betäubt ließ sich der stolpernde Traumjäger durch die labyrinthischen Gänge von Vastnir hetzen. Sein Bewacher war ihm auf den Fersen und sprach kein Wort. Obgleich Fritti das Gefühl hatte, sein Geist sei gebrochen, kreisten seine Gedanken trotzdem immer wieder um das, was er gesehen hatte. Kaltherz! Fürst Kaltherz von den Erstgeborenen! Fritti hatte Grizraz Kaltherz gesehen, den uralten Feind des Volkes. Er hatte ihn sprechen hören! Ein Anfall von Schüttelfrost quälte seinen geschwächten Körper, als er an das riesige, unförmige Wesen dachte, das sich hinter ihm in der Höhle suhlte.
    Er musste Zaungänger und den anderen Nachricht geben … irgendwie. Der Hof von Harar musste von der Gefahr wissen … was für einen Nutzen das auch haben mochte. Wie konnte sich das Volk gegen eine solche Macht behaupten, die so viele furchtbare Vasallen

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