Traumjaeger und Goldpfote
gewaltigen Krallenwächter und ordneten das Gewimmel der insektengleich hin und her flutenden Schwärme.
Es ist wie das Gegenstück zu Erstheim, dachte Fritti, wie ein entsetzlicher Traum.
Der Gestank von Angst, Blut und unverscharrtem
Me’mre
stieg mit den heißen Luftströmen auf und füllte seine Nüstern bis zum Ersticken. Mit einem Fauchen trieb sie Kratzkralle über vorspringende Felsen und über warmes, feuchtes Erdreich zum Höhlengrund hinab. Sie wanden sich durch die Reihen der Katzen, streiften Volk, das nicht einmal aufblickte, sondern bloß weitertrottete, welch schrecklicher Bestimmung die allgegenwärtige Krallengarde es auch entgegentrieb. Als sie an einer Gruppe vorüberkamen, sah Fritti eine ziemlich kleine Katze mit aufgerissenen Augen und hervortretenden Rippen, die krank zu seinschien. Die ausgemergelte Katze hustete und stolperte und brach auf den Steinen zusammen. Bevor Fritti sich rühren konnte, um ihr beizustehen, drückte sich ein Krallenwächter rücksichtslos an ihm vorbei und beugte sich über die kranke Katze. Dann hob der Rohling sie am Genick hoch und schüttelte sie grausam. Traumjäger konnte Knochen krachen hören. Schließlich schleuderte der Wächter den zermalmten Körper mit einer ungeduldigen Kopfbewegung zur Seite, und die Reihe der Katzen zog weiter. Traumjäger sah ihnen nach, dann starrte er auf den verkrümmten Körper, der unbeachtet und unbeweint im Schmutz lag. Sein Hass flammte auf und wurde zu einer ruhigen, stetigen Flamme, tief in seinem Inneren eingeschlossen. Darauf wandte auch er sich ab.
Als Kratzkralles Trupp das entfernte Ende der großen Höhle erreichte und sich dem gähnenden Maul eines weiteren Tunnels näherte, rief eine schrille, durchdringende Stimme: »Kratzkralle!« Das Geräusch schien aus einer der unzähligen Höhlen in der Felswand vor ihnen zu kommen. Als eine undeutliche Gestalt in der Dunkelheit einer Höhlenöffnung auftauchte, gebot der Anführer Halt.
»Was willst du von mir?«, fauchte er wütend. Seine Stimme hatte einen sonderbaren Unterton.
»Heißblut wünscht dich zu sehen, Kratzkralle«, sagte die schrille Stimme zischend und höhnisch. Als die Gestalt in der Höhle sprach, konnte Fritti ihre Zähne schimmern sehen, jedoch in ihren Augen spiegelte sich kein Licht.
»Das ist zum Lachen!«, fauchte der Anführer. »Das ist mir völlig schnuppe!«
Die Gestalt in der Höhle entblößte abermals ihre Zähne. »Heißblut wünscht zu wissen, wer deine Gefangenen sind. Es sollten keine Gefangenen mehr gemacht werden. Das war die Abmachung, oder?«
»Diese Sache geht nur den Fetten und mich an, und für euchKriecher gibt es keinen Anlass, eure haarlosen Schnauzen da reinzustecken. Falls Heißblut etwas von mir will, so wird er mich später in den unteren Katakomben finden.« Kratzkralle schwenkte herum und ging fort.
»Er wird dort auf dich warten«, sagte die Stimme, und aus den Höhlenschatten drang das Geräusch gefühllosen Lachens. Als sie den gewaltigen Tunnel in der Höhlenwand betraten, zischelte Langzahn Kratzkralle zu: »Was können denn die Zahnwächter von diesen Vögelchen wollen?«
Der Anführer knurrte ihn an. »Halt dein Maul!«
Langzahn stellte keine Fragen mehr, und schweigend schritten sie ein Stück in den Tunnel hinein. Als der Gang sich schließlich verbreiterte, gebot Kratzkralle Halt. Er stieß Grillenfänger und Raschkralle roh zur Seite und wandte sich an Hartbiss.
»Du und dieser geifernde Haufen
Me’mre «
, bellte er auf Langzahn deutend, »ihr werdet diese beiden in die mittleren Katakomben bringen. Sie dürfen nicht eher woanders hingehen, bis ich es sage. Ich, wohlgemerkt, niemand sonst!«
Hartbiss nickte.
»Gut. Diesen Überschlauen hier werde ich zu einer besonderen Audienz mitnehmen. Ich denke, jemand, du weißt schon, wer, wird an ihm interessiert sein. Vorwärts!« Damit trieb er Fritti in den Tunnel hinein, während die anderen zwei Krallenwächter Frittis Gefährten auf einen Seitengang zuschoben.
Während er vorwärtsgestoßen wurde, drehte Fritti sich um und rief über die Schulter zurück: »Ich komme zu dir zurück, Raschkralle, mach dir keine Sorgen! Pass auf ihn auf, Grillenfänger!«
Kratzkralle versetzte ihm einen stechenden Schlag mit der Tatze an die Schläfe, der ihm das Wasser in die Augen trieb. »Dummkopf!«, krächzte das Untier.
Der gewundene Gang führte tiefer ins Erdinnere hinunter. Der Tunnel, den sie durcheilten, war mit Gesteinsbrocken und Knochenresten
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