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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hatte? Hunderte von Krallenwächtern befanden sich allein in den Haupthöhlen – und es gab keine Möglichkeit festzustellen, wie viele andere in diesem Insektennest aus Gängen und Höhlen lauerten.
    Kann ich überhaupt etwas tun, dachte er, bin ich nicht zum Tod verurteilt? Schließlich fiel ihm Kratzkralle ein, dessen heißer Atem gerade Frittis Schwanz aufplusterte. Traumjäger erinnerte sich undeutlich, dass Kratzkralle in Gegenwart des furchterregenden Kaltherz ein wenig verlegen gewesen war. Gewiss würdeer nicht zulassen, dass Fritti, der das mit angesehen hatte, länger am Leben bliebe.
    Während er sich in Gedanken versunken dahinschleppte, spürte Fritti, wie ihm ein Schwall trockener Luft ins Gesicht fuhr. Er blickte auf. Der Tunnel war hier fast lichtlos. Weiter oben im Gang konnte Fritti undeutlich Gestalten sehen, die auf sie zukamen.
    Kratzkralles Tatze mit den gekrümmten Krallen schoss mit verblüffender Schnelligkeit vor und presste Fritti gegen die Wand des Ganges. Fritti hielt den Atem an und wimmerte hilflos. Dann hörte er ein sonderbares Knistern wie das Knarren alter Äste, und plötzlich war der Gang voll von flüsternden Schatten.
    Zahlreiche dunkle Gestalten zogen vorbei. Traumjäger konnte undeutlich Schwänze und Ohren erkennen, doch alles wirkte schemenhaft und verschwommen. Die Luft war voll von erstickendem Staub und einem unangenehmen süßlichen Geruch. Neben ihm neigte Kratzkralle respektvoll den Kopf und wandte den Blick ab. Ein leises Zischen, wie eine kehlige, körnige Sprache, wehte durch die Luft. Dann waren die merkwürdigen Gestalten weiter oben im Gang verschwunden.
    Als Fritti wieder zu Atem kam, starrte Kratzkralle mit funkelnden Augen den Gang hinauf.
    »Die Knochengarde«, flüsterte er, »die vertrautesten Diener des Meisters.«
     
    Am Eingang zu einem Seitentunnel – für Fritti war er nur einer der zahllosen, an denen sie vorübergekommen waren – blieb Kratzkralle stehen.
    »Ich kenne dein Geheimnis nicht«, knurrte er, »aber ich weiß, dass etwas da ist. Ich werde nicht den Fehler machen, dich wieder vor den Fetten zu bringen, ohne zu wissen, was es ist, sondern ich werde es herauskriegen. Der Meister kann sich irren, und ich glaube, in deinem Fall hat er es getan.« Der Anführer schnaubtewütend. »Was immer dein kleines Geheimnis ist, ich werde es aus dir herauspressen. In der Zwischenzeit kannst du dich mit dir selbst beschäftigen. Geh da rein.« Kratzkralle streckte eine ungeschlachte Tatze aus und wies auf ein Loch.
    Seinen Mut zusammennehmend – offensichtlich durfte er noch ein wenig am Leben bleiben! –, fragte Fritti: »Wo sind meine …?«
    »Sie werden die Bäuche der Zahngarde füllen, falls ich nicht bald zurückkehre. Steck deine Nase da nicht rein. Du solltest dir lieber um deine eigene jämmerliche Haut Sorgen machen. Und nun – vorwärts!« Der Anführer versetzte Fritti einen grausamen Stoß, der ihn in die Öffnung stolpern ließ, die sich hinter ihm auftat. Auf der geneigten, kiesbedeckten Fläche verlor er den Halt und taumelte und schlitterte tiefer in die Dunkelheit hinab. Als er zum Stehen gekommen war, hörte er Kratzkralles Stimme, die zu ihm hinunterschnarrte: »Keine Sorge, ich werde eher zurück sein, als du denkst.« Im Tunnel verklang ein hustendes Gelächter.
    Traumjäger brauchte eine Weile, sich an die völlige Finsternis zu gewöhnen. Er befand sich in einer Felsenkammer; an den äußeren Enden des Verlieses konnte er die dunklen, zusammengekrümmten Gestalten anderer Katzen erkennen. Die steinernen Höhlenwände schwitzten Feuchtigkeit aus, und die Luft war heiß und klebrig.
    Eine große Anzahl ausgemergelter, hohläugiger Katzen teilte den Kerker mit ihm. Die meisten, tief im Elend versunken, sahen nicht einmal auf, als der Neuankömmling auftauchte. Als Traumjäger sich an der Wand entlangtastete – auf der Suche nach einem anderen Ausgang oder einem Liegeplatz –, fauchten ihn einige schwach an, als dringe er in ihr Gebiet ein, doch es war nur eine Art mechanischen Widerstands. Der Gedanke an das Volk, das in diesem winzigen Raum zusammengepfercht und gezwungen war, in brütender Hitze dicht an dicht zu hausen, ließ in Frittis Herz aufs Neue heißen Zorn entbrennen.
    Während er über die ausgestreckten Leiber stieg, wurde Fritti durch den Klang einer vertrauten Stimme aufgeschreckt. Er musterte die Gesichter und Gestalten ringsum, doch alle waren ihm unbekannt. Ihm fiel auch kein Name ein, der seiner Erinnerung

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