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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Boden, und Narbenmauls wulstiges Gesicht, kreuz und quer mit den weißlichen Narben vieler Kämpfe übersät, erschien drohend über ihm.
    »Ich will hier keine Sonnenwürmer, die mir Fragen stellen! Ist das klar?«, raste er. Sein Körper stank.
    »Jawohl!«, jammerte Traumjäger. »Ich hab bloß nicht gewusst …«
    »Was du zu tun hast, ist graben, und du wirst fleißig graben, die Sonne möge dich sengen! Und du wirst erst aufhören, wenn ich es sage. Kapiert?«
    Fritti nickte unglücklich mit dem Kopf.
    »Gut«, fuhr Narbenmaul fort, »ich werde nämlich von jetzt an ein Auge auf dich haben, und wenn ich dich dabei erwische, dass du dich drückst, reiß ich dir die Zunge raus. Und jetzt an die Arbeit!«
    Fritti rannte seinen Kameraden nach, die sich bei der Aufmerksamkeit, die ihre Gruppe erregt hatte, unterwürfig geduckt hatten. Als die drei in den Tunnel hinunterkletterten, warfen sie Fritti vorwurfsvolle Blicke zu.
    Der Rest des Tages verging mit mühseliger Arbeit in feuchter, stickiger Luft. Traumjäger und seine beiden Gefährten scharrten am Ende eines engen Tunnels. Sie benutzten die Krallen und Pfoten, die Tiefklar niemals für diese Art von Betätigung vorgesehen hatte, um das harte, lehmartige Erdreich wegzukratzen. Es war eine eintönige Arbeit, die in die Knochen ging. Auf so engem Raum konnte Fritti keine geeignete Stellung für ein ausdauerndes Graben finden, und noch bevor der halbe Tag verstrichen war, schmerzten ihm alle Glieder.
    Gegen Mittag machten sie eine kurze Pause. Ohne Erfolg versuchte Fritti die Erde zu entfernen, die an seinen blutenden Pfoten und aufgerissenen Ballen klebte. Nach einer Verschnaufpause, die nur Sekunden gedauert zu haben schien, wurden sie zur Arbeit in ihren Tunnel zurückbefohlen. Mit fortschreitender Zeit wurde Frittis Verlangen immer stärker, sich einfach hinzulegen und zu schlafen. Was machte es schon, wenn sie ihn töteten? Früher oder später würde das sowieso geschehen. Doch wenn er sich fast dazu durchgerungen hatte, erschien der fauchende Kopf Narbenmauls, der mit glitzernden Augen und verzerrtem Maul den Eingang zum Tunnel versperrte. Traumjäger verdoppelte seine Anstrengungen und grub emsig und qualvoll weiter, nachdem der Kopf längst wieder verschwunden war.
    Die zwei älteren Katzen an seiner Seite hielten ein hartes, jedoch nicht zu schnelles Tempo durch. Gegen Ende der Arbeitszeit begann Fritti schließlich, es ihnen nachzumachen. Endlich ließ Narbenmaul sie aus den Gängen heraus. Mit schmerzenden Pfoten und Knochen schlurfte der Trupp zur Gefängniszelle zurück, begleitet von der allgegenwärtigen Krallengarde.
    Halb in die Höhle hinuntertaumelnd, fiel Traumjäger fast auf der Stelle in einen tiefen, überwältigenden Schlaf.
     
    Tiefer in den Katakomben – viele hundert Sprünge durch Erde und Fels von der Sonne getrennt – war es Raschkralle und Grillenfänger nicht besser ergangen als Fritti.
    Nachdem Fritti gegen seinen Willen weggeführt worden war, hatten Langzahn und Hartbiss seine Gefährten in eine Höhle gebracht, die erheblich tiefer gelegen war. Dort war ihnen befohlen worden zu warten, bis Kratzkralle zurückkäme, um über ihr Schicksal zu entscheiden. Diese Höhle – anders als die, in welche man Fritti zum Schluss geführt hatte – diente einzig Raschkralle und der alten Katze als Gefängnis – jedoch zerbrochene und zersplitterte Knochen, die über den dunklen Boden verstreut waren, deuteten darauf hin, dass die beiden nicht die ersten Insassen waren.
     
    Nachdem sie, wie es ihnen vorkam, Stunden in der Einsamkeit zugebracht hatten, brach ein leises Schnüffeln das Schweigen in der Höhle. Raschkralle, der sicher war, dass die Krallenwächter zurückkamen, um sie zu töten, stemmte sich mit dem Rücken gegen die entfernte Wand des Loches, bereit, sich diesem letzten Gang zu widersetzen.
    Eine fremdartige, fahle Gestalt erschien im Eingang zu ihrem Verlies. Raschkralles erste Erleichterung – dies war offensichtlich kein Krallenwächter – wich sehr rasch einem Fieberschauer – ein sonderbares Gefühl, als stecke man mit der Nase in einem Nest umherwimmelnder weißer Ameisen.
    Grillenfänger, der am anderen Ende der winzigen Höhle in unruhigem Schlaf lag, zuckte zusammen und zitterte, als die Gestalt ins Verlies kam. Raschkralle starrte sie angestrengt an. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Fell des Eindringlings. Diese Kreatur hatte keines. Sie hatte die Gestalt einer Katze, doch sie war haarlos wie ein

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