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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hätte auf die Sprünge helfen können. Er wollte gerade seinen Weg durch die Höhle fortsetzen, als sein Blick auf eine Katze fiel, die vor ihm lag.
    Sie war zusammengeschrumpft und mager wie ein Frettchen. Ihre tiefliegenden, trüben Augen starrten Fritti mutlos an. Diese murmelnde Erscheinung war es, deren Stimme ihm bekannt vorgekommen war, und nun holte Traumjäger vor Überraschung tief Luft, als die Erinnerung ihn durchzuckte: Es war der junge Springhoch, einer der Abgesandten, die von der Mauertreff-Sippe zum Hof geschickt worden waren. Er schien am Rand des Todes zu stehen!
    »Springhoch!«, sagte Fritti. »Ich bin’s, Traumjäger! Erkennst du mich wieder?«
    Einen Augenblick sah Springhoch ihn verständnislos an, dann verengten sich seine Augen langsam. »Traumjäger?«, murmelte er. »Traumjäger von … zu Hause?«
    Fritti nickte aufmunternd mit dem Kopf.
    »Oh.« Springhoch schloss seine Augen vor Schwäche und war eine Weile still. Als er die Augen wieder öffnete, war ein Funken von Begreifen darin.
    »Ich verstehe es nicht«, sagte er. »Aber … du … wärst besser gestorben …«
    Springhoch schloss die Augen wieder. Er weigerte sich, mehr zu sagen.
     
    Dachschatten lag zusammengerollt im Schutz eines überhängenden Felsens und beobachtete den flirrenden Schnee. Die frostige Luft machte sie schwindelig. Sie wünschte sich verzweifelt, sie könnte aufstehen und rennen, immer weiterrennen, bis sie ausdiesem entsetzlichen Wald heraus wäre – weit weg von dem pochenden Schreckenshügel, der die Quelle aller Qualen war.
    Als sie in der Nacht angegriffen worden waren, erst in letzter Sekunde durch das Auftauchen der verrückten, zerlumpten Katze gewarnt, war sie mit ihren Freunden losgerannt – sie war gerannt wie eine Besessene. Ungeachtet ihrer Erfahrung als Jägerin war sie vor Entsetzen in Panik geraten. Einmal hätte sie im Rennen beinahe den kleinen Raschkralle zu Boden gestoßen, so überwältigend war ihr Verlangen gewesen, zu entkommen. Diese Scham schmerzte sie mehr als ihre Wunden.
    Während sie rannte, hatte etwas sie gepackt und sie von den Beinen geholt – sie hatte mit einem großen Wesen gekämpft, doch mit Kratzen und Winden war es ihr gelungen, sich loszureißen. Sie war in dichtes Gestrüpp geflüchtet, hatte dort geraume Zeit versteckt gelegen und gehört, wie sich die Geräusche der Fliehenden und der Verfolger in der Nacht verloren. Erst bei den ersten Strahlen des Steigenden Lichts hatte sie sich dazu aufgerafft, aus dem Versteck zu kriechen und nach einem verborgenen Platz Ausschau zu halten, wo sie vor der Kälte geschützt war.
    Von dem Wesen, das sie geschnappt hatte, war sie verletzt worden: Ihr linkes Hinterbein schmerzte stark – sie konnte es nicht mit dem ganzen Körpergewicht belasten und hatte hinkend einen langen Weg über frostharte Erde zurückgelegt, bis sie diesen geschützten Platz gefunden hatte. Dort hatte sie zwei volle Tage und Nächte gelegen, elend, fiebernd und zu schwach zum Jagen.
    Ihre Gefährten waren fort – vermutlich gefangen oder getötet –, und in diesem Augenblick dachte sie an nichts anderes als daran, weit fort zu gehen, in den südlichen Wäldern zu verschwinden und niemals mehr an diesen furchtbaren Ort zu denken. Jedoch im Augenblick konnte sie nirgendwohin. Ihr Instinkt befahl ihr, sich nicht vom Fleck zu rühren. Sie musste gesund werden.
    Der Gedanke an Traumjäger und Raschkralle hatte sie einen Augenblick lang aufgewühlt, und sie hob den Kopf und zog schnuppernd die Luft ein. Dann verzerrte sich ihr Gesicht unter einem aufschießenden Schmerz, sie senkte das Kinn wieder auf die kalte Erde und legte ihren Schwanz über Nase und Augen.
     
    Tief unter der Erde, in den Irrgärten von Vastnir, lernte Fritti Traumjäger einige der Geheimnisse des Hügels kennen. Springhoch, den er von Kindesbeinen kannte, war zu schwach, um viel zu sprechen, doch mit der Hilfe einer jungen Katze namens Greiftatz war er in der Lage gewesen, Fritti ein paar rätselhafte Dinge zu erklären.
    »… die Krallenwächter, musst du wissen«, sagte Greiftatz mit einer Grimasse, »sind zum größten Teil bloß die Schläger. Bei Harar, brutal genug sind sie wahrlich! Jedoch treffen sie keine Entscheidungen. Das tun noch nicht einmal ihre Anführer, ich weiß nicht, warum.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Fritti.
    »Sie dürfen nicht einmal jagen, es sei denn, jemand befiehlt es ihnen. Bei meinem Bart! Sie dürfen in diesem grässlichen Ameisenhaufen noch

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